Ein Lehrer fragte seine Schüler, woher denn der Ausdruck „Nullachtfünfzehn“ stamme. Eine Schülerin streckte auf. Wenn der Mensch etwas als langweilig und dröge empfinde, sagte sie, so ziehe er eine Grimasse und einen Mundwinkel herunter. Der Mund habe dann die Stellung wie die Zeiger einer Uhr, wenn sie Viertel nach acht anzeigen: also 08.15 Uhr.
So originell diese Interpretation ist, sie ist etwas allzu originell.
In Wirklichkeit stammt der Ausdruck aus dem Ersten Weltkrieg. Die deutsche Armee führte im Jahr 1908 ein neues Maschinengewehr ein, das Modell „MG 08“. Während des Kriegs, im Jahr 1915, wurde die Waffe weiterentwickelt. Die neue Version hiess nun MG 08/15 und war 20 Kilogramm schwer und deshalb für Sturmangriffe ungeeignet. Die Qualität des zweibeinigen Gewehrs, von dem 130’000 Stück produziert wurden, liess zu wünschen übrig. Immer wieder klagten die Infanteristen über Schiesshemmungen und unpräzise Schussabgabe. So wurde 08/15 zum Synonym für „lässt zu wünschen übrig“, „von schlechter Qualität“, „sehr mittelmässig“.
Zudem mussten die deutschen Soldaten täglich ein eintöniges Training mit der 08/15-Waffe absolvieren. So stand 08/15 bald für „langweilig“, „überdrüssig“, „monoton“, „stumpfsinnig“ und „einfallsarm“.
Der deutsche Schriftsteller Hans Hellmut Kirst (1914–1989) publizierte 1954/55 eine Romantrilogie, die im Zweiten Weltkrieg spielte. In den Titeln der drei Bücher wird die Redewendung aus dem Ersten Weltkrieg aufgenommen: „08/15 in der Kaserne“, „08/15 im Krieg“ und „08/15 bis zum Ende“.
Kirst, ehemals Mitglied der NSDAP, der am Überfall auf die Sowjetunion teilgenommen hatte, klagt in dem Zyklus den preussischen Militarismus an. Die drei Romane berichten vor allem über die Leiden der deutschen Soldaten. Später wandte sich Kirst, inzwischen zum Antimilitaristen mutiert, gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands. Dies trug ihm landesweite Kritik ein, geschürt auch von Franz Josef Strauss. Viele Buchhändler boykottierten die Trilogie. Trotzdem oder gerade deswegen wurde 08/15 zum Bestseller. Auch die Verfilmung der Romane mit Joachim Fuchsberger und Mario Adorf trug zur Verbreitung der Redewendung bei.