Ignaz Staub’s Choice

Amerikas Populärkultur ist reich an Dumm- und Schwachköpfen. In dieses Gruselkabinett reihen sich neuerdings jene Regierungsmitglieder ein, die ohne es zu merken einen Journalisten an hochsensibler Kommunikation teilhaben liessen. Fast bedenklicher aber waren die unverhüllte Arroganz und der ungeschönte Inhalt ihres Gesprächs.

Nachdem das Weisse Haus jegliche Verantwortung für Signalgate verächtlich heruntergespielt hatte, posteten Hunderte User in Amerikas sozialen Medien dasselbe Zitat aus George Orwells «1984»: «Die Partei hat euch gesagt, zurückzuweisen, was eure eigenen Augen und Ohren schlüssig wahrnehmen. Es war ihr letzter, wichtigster Befehl.»

Der amerikanische Senat, unter republikanischer Kontrolle, verkommt zusehend zu einem Gremium von Kopfnickern, das Donald TRumps Politik vorbehaltlos absegnet. Statt ihre Rolle als eine der vier Gewalten im Staate ernsthaft wahrzunehmen, agiert die kleine Kammer heute als rückgratloser Cheerleader eines erratischen Präsidenten

Noch regt sich in den USA kaum spürbarer Widerstand gegen die Regierungspolitik Donald Trumps und seiner unterwürfigen Minister und Chefbeamten. Doch erste Opposition zeigt sich ausgerechnet auf den Meinungsseiten des konservativen «Wall Street Journal». Kritisiert wird in erster Linie die schädliche Wirtschaftspolitik des Weissen Hauses.

Hillary Clinton wurde im Wahlkampf gegen Donald Trump vorgeworfen, offizielle Kommunikation auf einem privaten E-Mail Server gelagert zu haben. «Lock her up!”, forderten damals Trumps Anhänger. Doch jetzt, nach dem peinlichen Signalgate der US-Regierung, sind Forderungen nach Konsequenzen für hochrangige Beteiligte verstimmt.

Noch zeigen führende demokratische Politiker wenig Interesse, die wirklichen Gründe für die krachende Wahlniederlage 2024 zu analysieren. Statt die Strategie oder die Öffentlichkeitspolitik ihrer Partei zu hinterfragen und Visionen zu entwickeln, sehen sie sich lieber als unglückliche Opfer widriger Umstände, für die sie am Ende nichts konnten.

Unter den über 50'000 Toten, die Israels Krieg in Gaza bisher gefordert hat, befinden sich mehrheitlich unschuldige Frauen und Kinder. Zehntausende mehr sind zudem teils schwer verwundet oder verstümmelt worden. Doch was passiert künftig mit den laut Unicef zwischen 3'000 und 4'000 Kindern, denen Gliedmassen amputiert werden mussten?

Im Norden des von Israels brutalem Krieg heimgesuchten Gaza-Streifens ist es zu ersten Protesten gegen die regierende Hamas gekommen, die mit ihrem Massaker am 7. Oktober 2023 im Süden Israels den jetzigen Konflikt ausgelöst hat und nach wie vor israelische Geiseln hält. Doch die Hamas versucht, die noch zaghaften Proteste mit Gewalt zu unterdrücken.

In vorauseilendem Gehorsam gegenüber der Innenpolitik Donald Trumps und aus Futcht, staatliche Unterstützung zu verlieren, gehen amerikanische Universitäten immer häufiger dazu über, ihre DEI-Programme (Diversität, Chancengleichheit, Inklusion) zurückzufahren. Gleichzeitig lassen sie sich zum Teil auch ihre akademische Freiheit beschneiden.