Ignaz Staub’s Choice

Amerika habe am 5. November 2024 eine risikoreiche Wahl getroffen, folgern die Leitartikler der «New York Times» in ihrer von der übrigen Redaktion unabhängigen Stellungnahme. Trotzdem dürfe nicht ignoriert werden, dass Millionen von Amerikanerinnen und Amerikanern für einen republikanischen Kandidaten gestimmt hätten, der aber als mit grossen Mängeln behaftet gilt.

Die Unterstützung Donald Trumps durch prominente Tech-Milliardäre aus dem Silicon Valley könnte Amerikas Verwandlung in eine Autokratie erleichtern, falls deren unregulierte Ressourcen zur Überwachung der Bevölkerung und zur Verfolgung politischer Gegner missbraucht werden. Statt McCarthyism wie in den 1950ern käme es etwa dank Elon Musk zu McMuskism.

Neun politische Expertinnen und Experten analysieren, weshalb es nach Hillary Clinton mit Kamala Harris einer Frau erneut nicht gelungen ist, als amerikanische Präsidentin gewählt zu werden. Doch die Demokratin ist keinesfalls in erster Linie nicht gewählt worden, weil sie eine Frau ist, auch wenn sie unter Wählerinnen im Vergleich zu 2016 spürbar Stimmen verloren hat.

Eine der Auffälligkeiten im jüngsten amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf war der Umstand, dass Wahlkreise, die früher verlässlich demokratisch gestimmt hatten, dieses Jahr ins Lager der republikanischen Partei wechselten und Donald Trump wählen halfen. Das gilt zum Beispiel für Luzerne County im ländlichen Pennsylvania, einer früheren Kohlenregion.

Kamal Harris und die demokratische Partei hätten im Wahlkampf 2024 gegen Donald Trump statt auf die Unterstützung von prominenten Show- und Hollywood-Grössen besser auf populäre Podcaster wie den 57-jährigen Joe Rogan gesetzt, dessen auf den ersten Blick wenig politische Botschaft in den USA vor allem von Millionen junger weisser Männer gehört wird.

Ein Wahlhelfer von Kamala Harris in Pennsylvania gelangt zum Schluss, dass es seiner Kandidatin nur wenig genützt hat, dass er von Tür zu Tür ging, um die Menschen aufzufordern, die Demokratin ins Weisse Haus zu wählen. Offenbar war das menschliche Element weniger nützlich oder effektiv als die republikanischen Wahlempfehlungen in diversen sozialen Medien.

Die Flucht von Hunderttausenden von Menschen aus dem Südlibanon verschärft die Spannungen unter den fünf Millionen Einwohnern des Libanon, dessen Bevölkerung, verschärft durch einen 15-jährigen Bürgerkrieg, entlang religiösen Grenzlinien gespalten ist. Entsprechend gelähmt und dysfunktional ist der Staat am Mittelmeer – erst recht während Israels Krieg.

Israels Krieg in Gaza fordert nicht nur Zehntausende Tote, die Mehrheit unter ihnen Frauen und Kinder. Mehr als 100'000 Menschen sind verletzt worden, Tausende werden noch vermisst. Doch Menschenrechtsorganisationen zufolge lässt Israel nur in wenigen Fällen zu, dass schwer verletzte Kinder wie die zwölfjährige Mazyouna aus dem Küstenstreifen evakuiert werden können.

Nach über einem Jahr Krieg in Gaza mit Zehntausenden von Toten und Verletzten ist der palästinensische Küstenstreifen zu einem Ödland voller Zerstörung und Hoffnungslosigkeit geworden. Ein Waffenstillstand ist nicht in Sicht und ein Palästinenserstaat in noch weiterer Ferne angesichts rechtsextremer Politiker in Israel, die Gaza annektieren und besiedeln wollen.