Die Buchhandlung Wolf in Küsnacht pflegt ein allgemeines Sortiment, allerdings eines der gehobenen Art. Bekanntlich ist das Bildungsniveau der Bevölkerung von Küsnacht und Umgebung das höchste in der Schweiz, und dem tragen wir Rechnung.
Unser Ziel ist, dass sich unsere Klientel mit ihren Bedürfnissen und Interessen bei uns aufgehoben fühlt. Dafür müssen wir unsere Kundschaft sehr gut kennen, denn nur so können wir antizipieren, was verlangt werden wird. Dazu gehört auch das intensive Scanning relevanter Medien.
Gleichzeitig versuchen wir, unsere Kundinnen und Kunden immer wieder zu überraschen. Gezielt bereichern wir unser Angebot um die ganz speziellen Bücher, die sonst in der grossen Flut untergehen und auf die man im Online-Buchhandel niemals stossen würde. Der Erfolg gibt uns Recht.
Stephan Winiger, geschäftsführender Inhaber, empfiehlt:
Sebastian Barry: Tage ohne Ende, Steidl 2018, 263 Seiten, CHF 32.--, ISBN 978-3-95829-518-6
In diesem Roman erzählt Thomas McNulty in umgangssprachlichem Ton und doch hochpoetisch, wie er wegen der Hungersnot aus Irland nach Amerika auswanderte und zunächst zusammen mit seinem Freund John Cole in einem Saloon als Tanzmädchen arbeitete. Später gingen die beiden zur Army und kämpften gegen Indianer und im Sezessionskrieg. Sie erlebten furchtbare Dinge und machten unglaubliche Entbehrungen durch. Schliesslich adoptierten sie ein Indianermädchen und zogen sich auf eine Farm zurück. „Tage ohne Ende“ steht symbolhaft für vieles, was den gesellschaftlichen Zusammenhalt im heutigen Amerika belastet, namentlich im Verhältnis zwischen Schwarz und Weiss. Thomas allerdings ist bei allem Schmerz und Leid nie verbittert. Vielmehr bemüht er sich reinen Herzens ums Verstehen der Menschen und ihrer Handlungen. Dieses Buch ist in sich absolut stimmig, wie aus einem Guss. Es hat mich emotional durchgeschüttelt wie schon lange keines mehr. Ich habe viel darüber gelernt, was das Menschsein ausmacht und welche Rolle dabei der Liebe zukommt.
Anna Cataldo-Binder, Buchhändlerin, empfiehlt:
Juli Zeh: Neujahr, Luchterhand 2018, 192 Seiten, CHF 30.--,
ISBN 978-3-630-87572-9
Henning, ein moderner Familienvater, will am Neujahrsmorgen in Lanzarote einen Berg mit dem Velo besteigen. Für diesen Ausflug ist er schlecht vorbereitet. Proviant ist keiner vorhanden, und seine Ausrüstung ist mangelhaft. Plötzlich während des Aufstiegs überfällt ihn eine Panikattacke. Aber eigentlich wäre doch alles in Ordnung: Die Kinder sind gesund, der Job gefällt ihm, seine Ehe ist gut – und trotzdem ist er überfordert als Familienernährer, Ehemann und Vater. Als er schliesslich den Berg bezwungen hat, bricht er völlig erschöpft bei einer Finca zusammen und merkt, dass er diese Umgebung bereits kennt – er war als Kind schon einmal dort. Zeh wagt sich an neue Themen: Überforderung und Identitätskrise. „Neujahr“ ist aber auch die Geschichte von zwei kleinen Kindern, die im Urlaub Traumatisches erleben. Dieser eindrückliche, fast wie ein Krimi zu lesende Roman über Zusammenleben und menschliche Psyche hallt lange nach.
Flurina Giezendanner, Buchhändlerin, empfiehlt:
Alex Capus: Königskinder, Hanser Verlag 2018, 180 Seiten, CHF 28.--, ISBN 978-3-446-26009-2
Tina und Max übergehen alle Absperrungen und Verbote und bleiben im tiefen Neuschnee auf einer Passstrasse stecken. Jetzt müssen sie hier die Nacht verbringen. Um sich die Zeit zu verkürzen, erzählt Max seiner Frau Tina die Geschichte von Marie und Jakob. Zur Zeit der französischen Revolution verliebt sich Jakob, ein Knecht aus dem Greyerzerland, in Marie, die Tochter eines reichen Bauern. Diese Liebe hat keine Zukunft. Über Umwege gelangt Jakob nach Versailles an den Hof Ludwigs XVI. Dort trifft er wieder auf Marie. Auf ganz geschickte Weise verwebt Alex Capus diese traurig-schöne Liebesgeschichte mit der Beziehung von Tina und Max. Die Nacht im Schnee wird sehr kurzweilig und für den Leser packend.
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