Schwerer Schlag für Macron: Sein Parteienbündnis wird in der kommenden Legislaturperiode nur über eine relative, nicht aber über eine absolute Mehrheit verfügen. Das Regieren wird damit für den Staatspräsidenten und sein Kabinett noch schwieriger.
Laut dem vom Innenministerium verkündeten Schlussergebnis erreicht das Macron-Lager 246 Sitze. Mindestens 289 wären nötig gewesen, um die absolute Mehrheit zu erreichen. Die französische Nationalversammlung zählt 577 Sitze.
Das Resultat ist für Macron weit schlechter, als ihm Meinungsumfragen vorausgesagt hatten. Diese gaben ihm zwischen 260 und 310 Sitze.
Das Linksbündnis NUPES des linksaussen stehenden Jean-Luc Mélenchon kommt auf 142 Sitze.
Fest steht: Mélenchon wird nicht französischer Ministerpräsident.
Das «Rassemblement national» der rechtsextremen Marine Le Pen erobert 89 Sitze.
Die bürgerlich-konservativen «Les Républicains» und angegliederte kleine Rechtsparteien kommen auf 64 Sitze. Damit werden die Republikaner von Marine Le Pen überholt.
Diverse Linksparteien erhalten laut ersten Prognosen 13 Sitze und diverse Rechtsparteien 9.
Um Mehrheiten zu finden, müsste sich Macron jetzt mit den bürgerlich-konservativen «Les Républicains» arrangieren. Die Républicains sind eine Nachfolgebewegung der Chirac- und Sarkozy-Partei. Die einst staatstragende Partei ist zusammengeschrumpft, könnte jetzt aber das Zünglein an der Waage spielen.
Vor fünf Jahren hatte Macrons Partei, die damals «La République en Marche» hiess, 308 Sitze errungen.
Beim ersten Wahlgang der Parlamentswahlen vor einer Woche hatten das Macron-Lager und das Linksbündnis NUPES von Jean-Luc Mélenchon mit je rund 26 Prozent fast gleich viele Stimmen erhalten.
Seit zwanzig Jahren sinkt die Wahlbeteiligung in Frankreich. Nach ersten Schätzungen lag sie an diesem Sonntag bei etwa 46 Prozent. Das ist noch weniger als vor einer Woche. Am 12.Juni waren 47,4 Prozent der Wählerinnen und Wähler an die Urnen gegangen.