Ein palästinensisches Kind im Nasser-Krankenhaus in Khan Yunis im südlichen Gazastreifen erhält die Polio-Schluckimpfung. Nach einem ersten Fall von Kinderlähmung im Gazastreifen haben WHO und Unicef eine grosse Impfaktion gestartet. In zwei Wellen werden alle Kinder unter zehn Jahren gegen Polio geimpft.
Nach Angaben von Unicef werden über 1,6 Millionen Dosen des neuartigen oralen Polioimpfstoffs Typ 2 in den Gazastreifen geliefert, um Ende August und im September 2024 zwei Runden einer Polio-Impfkampagne in der palästinensischen Enklave durchzuführen, mit der die Ausbreitung des zirkulierenden Poliovirus Typ 2 verhindert werden soll. Das Poliovirus wurde im Juli 2024 in Umweltproben aus Khan Younis und Deir al-Balah nachgewiesen.
WHO und Unicef baten um eine humanitäre Pause im Gazakrieg, um die Impfkampagne zu ermöglichen. Das palästinensische Gesundheitsministerium wird in Zusammenarbeit mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef), dem Hilfswerk der Vereinten Nationen für Palästinaflüchtlinge (UNRWA) und weiteren Partnern die Impfdosen an mehr als 640’000 Kinder unter zehn Jahren verabreichen.
«Wir rufen alle Parteien auf, die Kämpfe zu unterbrechen, um Kindern und Familien einen sicheren Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen zu ermöglichen und unseren Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, die Kinder zu erreichen, die keinen Zugang zu den Gesundheitseinrichtungen haben», sagte Rik Peeperkorn, WHO-Vertreter für die palästinensischen Gebiete.
Auch WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus drängte auf einen sicheren Verlauf der Massenimpfung. Alle Konfliktparteien müssten dies ermöglichen, schrieb er auf der Plattform X.
Für die Impfaktion würden fast 400 Stationen eingerichtet, hiess es von der WHO. Zusätzlich seien fast 300 mobile Teams unterwegs, um die Kinder zu erreichen. Fast 2’200 Helfer und Helferinnen seien ausgebildet worden, um den Impfstoff zu verabreichen. Geimpft werde nach Zonen, zunächst im zentralen Gazastreifen, dann im Süden, anschliessend im Norden. Dafür seien jeweils drei Tage nötig.
«Wegen der unsicheren Lage, der Schäden an Strassen und Infrastruktur sowie der Bevölkerungsbewegungen ist es unwahrscheinlich, dass drei Tage in jedem Gebiet ausreichen, um eine angemessene Abdeckung zu erreichen», warnte WHO-Chef Tedros in Genf. Es gebe aber die Zustimmung, die Kampagne um einen Tag zu verlängern, sollten noch nicht genügend Kinder geimpft worden sein. Palästinensischen Angaben zufolge sollen die Menschen per Telefon und über die sozialen Netzwerke über die Impfkampagne informiert werden.