Erhält das kriegszerstörte Land endlich eine tragfähige Regierung? Auf dem Platz der Märtyrer in Beirut wird die Ernennung von Nawaf Salam zum Ministerpräsidenten gefeiert. Salam war Richter am Internationalen Gerichtshof (IGH) und wurde vom Parlament zur Bildung einer Regierung beauftragt. Seine Ernennung ist ein weiterer, schwerer Rückschlag für den libanesischen Hisbollah, der nach dem einjährigen Krieg stark geschwächt ist.
Vor Salams Ernennung war Joseph Aoun zum Staatspräsidenten gewählt worden. Er wird von den USA und Saudi-Arabien unterstützt. Mit der Wahl von Aoun zum Staats- und von Salam zum Ministerpräsidenten verschieben sich die politischen Kräfteverhältnisse. Der Einfluss des Hisbollah, der wesentlich zur Instatilibät Libanons geführt hatte, ist stark zurückgedrängt. Die von Iran unterstützte Terrororganisation hatte sich sowohl gegen die Ernennung Aouns als auch gegen jene von Salam gewehrt.
Salam erzielt im Parlament 84 der 128 Stimmen. Damit kann er eine neue Regierung bilden und jene von Nadschib Mikati ablösen, der wegen einer politischen Krise im Land seit mehr als zwei Jahren nur geschäftsführend im Amt war.
Der 71-jährige Salam war vor knapp einem Jahr zum Präsidenten des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag ernannt worden. Zuvor war er unter anderem libanesischer Botschafter bei der Uno. Er stammt aus einer angesehenen Politikerfamilie und studierte Rechtswissenschaft und Politik in Beirut, Cambridge (USA) und Paris. Verheiratet ist er mit einer Journalistin, die als libanesische Unesco-Botschafterin tätig ist.