Am 16.Juni 2023 wird der Günter-Grass-Preis an Ljudmila Ulitzkaja verliehen. Im Scharbausaal der Lübecker Stadtbibliothek trägt sie sich in das Goldene Buch der Stadt ein. Die Achtzigjährige zählt zu den wichtigsten zeitgenössischen Schriftstellerinnen Russlands.
Seit 2012 ist Ljudmila Ulitzkaja eine wichtige Stimme der Opposition gegen Putin. Im Februar 2022 unterschrieb sie einen Appell gegen den russischen Überfall auf die Ukraine, der Putins Vorgehen als Schande bezeichnete und ein sofortiges Ende der Kriegshandlungen forderte. Sie selber schrieb dazu:
«Der Wahnsinn eines Mannes und seiner treuen Helfer lenkt das Schicksal des Landes. Man kann nur darüber spekulieren, was in fünfzig Jahren darüber in den Geschichtsbüchern geschrieben wird. Schmerz, Angst, Scham – das sind die Gefühle von heute. Scham, weil die Verantwortung der Führung unseres Landes bei der Schaffung dieser Situation, die mit grossen Katastrophen für die ganze Menschheit behaftet ist, offensichtlich ist. Es ist notwendig, den Propagandalügen entgegenzutreten, die von allen Medien über unsere Bevölkerung ausgegossen werden.» – Seit März 2022 leben Ulitzkaja und ihr Mann in Berlin.
2023 wurden Bibliotheken und Buchhandlungen in Russland angewiesen, die Werke Ulitzkajas aus dem Angebot zu nehmen. Sie ist faktisch eine verbotene Autorin, obwohl das russische Kulturministerium ein solches Verbot dementiert.
Wichtige Titel aus Ljudmila Ulitzkajas Werk:
- Medea und ihre Kinder (1996)
- Ein fröhliches Begräbnis (1998)
- Die Lüge der Frauen (2003)
- Maschas Glück (2009)
- Jakobsleiter (2015 / deutsch 2017)
- Alissa kauft ihren Tod. Erzählungen (2019 / deutsch 2022)
Ljudmila Ulitzkaja ist in 17 Sprachen übersetzt worden.