Gezeigt werden Bildern von 1950 – 2015. Die älteren davon sind abstrakt, die jüngeren eher gegenständlich, nicht umgekehrt.
Die wichtigste Privatgalerie der Schweiz, mit international stark beachteten Kunstauktionen findet sich nicht in Genf, nicht in Zürich und auch nicht in Basel. Sondern in Bern. Die Galerie Kornfeld besteht als Kunsthandlung seit 1864, ist seit 1919 in Bern ansässig und seit 1945 (!) gehört der Firma ‘Ebi’ Kornfeld an, seit rund 60 Jahren als Chef und Namensgeber.
Legendäre Persönlichkeit
Der 1923 in Basel geborene Dr. phil. h.c. Eberhard W. Kornfeld ist die wohl legendärste, heute noch tätige Persönlichkeit im Kunsthandel der Schweiz. Die zeitgenössischen Künstler, deren Werke er auf den Markt brachte und bringt, kannte er oft persönlich. Darunter auch die grössten Namen, von Picasso über Chagall zu Giacometti. Jene, welche er nicht kennen konnte, ist er durch lebenslange Vertrautheit ihres Werkes so nahe als ob. So bei Munch, verschiedenen französischen Impressionisten und den deutschen Expressionisten, insbesondere dem ‘Davoser’ Werk von Kirchner.
In seiner Galerie fand aber auch die erste, ausschliesslich schweizerischen Künstlern gewidmete internationale Grossauktion statt (1978), und bei ihm erzielte das erste Mal ein von einem Schweizer gemaltes Bild einen Preis über einer Million (1993, ‘Schwarze Lütschine’, Hodler). Legendär sind die im Garten der Galerie an der Laupenstrasse veranstalteten ‘Urknaller’ von Gemeinwerken Tinguely/Luginbühl.
Junge amerikanische Maler
Weniger bekannt sind seine persönlichen Beziehungen, verbunden mit freundschaftlicher Unterstützung, zu jungen amerikanischen Maler, welche nach dem 2. Weltkrieg in New York und in Paris rein abstrakt tätig waren. Verschiede erhielten erste wichtige Ausstellungsmöglichkeiten in Bern, darunter Namen, welche später nicht nur unter Kunstexperten ein Begriff wurden, so Sam Francis und Al Jensen. Aber auch die zu Unrecht weniger bekannte Malerin (wohl darum, unter den bildenden Künstlern ist die gender imbalance besonders ausgeprägt) Shirley Jaffe.
Von ihnen allen sind in ‘About Painting’ Originale ausgestellt und zu teilweise durchaus erschwinglichen Preisen (Jaffe!) zu haben. Allen ist gemeinsam, dass sie ungegenständlich gemalt sind und mit farbigen Formen poetisch (Francis) oder geometrisch (Jensen) spielen. Die an der Laupenstrasse gezeigten Originale von schweizerischen Künstlern wie Com&Com, Rolf Iseli, Xerxes Ach und Silvia Gertsch sind dagegen jüngsten Datums und von eher figürlicher bis hyperrealistischer Prägung.
Teilweise Rückkehr zum Gegenständlichen
In jüngster Zeit ist der junge Galerist Bernhard U. Bischoff zum Führungsduo der Galerie Kornfeld - neben Kornfeld selbst gehört dazu ebenso die profunde Kunstwissenschaftlerin Christine Stauffer - gestossen; dies neben seiner eigenen Galerie im umfunktionierten Gebäude des alten Untergymis im Zentrum Berns. Seinen ersten Exklusivauftritt als Teil des legendären Hauses an der Laupenstrasse in Bern hatte er anlässlich der Ausstellungseröffnung, in Gegenwart des von Stapi Tschäppät angeführten ‘Tout Berne’.
Er legte überzeugend dar, warum gerade diese Kunstwerke unter dem Titel ‘About Painting’ gezeigt werden. Malerei als eine der ältesten Ausdrucksformen der Menschheit ist ständiger Entwicklung unterworfen. Heute leben wir eine Periode, wo alle auf einer Leinwand möglichen Ausdrucksformen bunt gemischt werden. Nach der radikalen Abwendung vom Figürlichen in der Kunst der klassischen Moderne befinden wir uns auf einer zumindest teilweisen Rückkehr zu gegenständlichen Formen.
‘About Painting’, Part I (Galerie Kornfeld. Laupenstr. 41), Part II (Galerie Bischoff, PROGR-Zentrum für Kulturproduktion, Waisenhausplatz 30), Bern, bis 20.2.16.