Wissenschaft und politischer Aktivismus gehen nicht zusammen, heisst es oft. Aber wieso hört man diese Kritik nur bei jenen, die auf die Strasse gehen, und kaum bei Forschenden, die in Zeitungsspalten, in Interviews oder auf Twitter für eine Sache kämpfen?
Solche Schreibtischaktivisten geniessen die medialen Privilegien von Wissenschaftlern, ohne die Voraussetzungen dafür zu erfüllen. Für eine Wissenschaft, die ihren gesellschaftlichen Sonderstatus verteidigen will, ist das gefährlich. Eine Analyse der Fälle Eichenberger, Vollbrecht und Nutt.
Klimaaktivismus bewegt – wenn nicht die Politik, dann sicher die Gemüter. In den vergangenen Monaten haben sich in ganz Europa Aktivisten an Strassen geklebt, Flughäfen blockiert, Suppen auf Gemälde geworfen oder Läden besetzt. Mit dabei sind auch viele Forschende: Doktorandinnen, wissenschaftliche Mitarbeiter und Professorinnen. Sie sind nicht nur als Bürger an den Protesten beteiligt, sondern explizit auch als Wissenschaftler. So gab Julia Steinberger, Professorin an der Universität Lausanne und Leitautorin beim jüngsten Klimabericht der Vereinten Nationen, in einer Medienmitteilung an, sie nehme «als Mutter, als Bürgerin, als Lehrerin und als Wissenschaftlerin» an den Strassenblockaden teil. Auch der Hochschuldozent Claus Noppeney tritt nicht nur als Bürger, sondern auch als Professor der Berner Fachhochschulen aktivistisch in Erscheinung. Und die Gruppe «Scientist Rebellion» hebt den wissenschaftlichen Status ihrer Mitglieder explizit hervor und lässt sie bei Protestaktionen in Laborkitteln in Erscheinung treten. Medial schreit halt wenig «Wissenschaft!» wie ein weisser Kittel. Also tragen ihn auch die, die ihn sonst nie tragen.
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