Zwar gibt es einige exotische Ausnahmen. Doch fast alle sind links. So ist es. Punkt.
Nein, so war es. Jetzt haben wir Journalisten plötzlich radikal die Seite gewechselt. Wir einstigen Linken stehen jetzt im Solde der USA, der Wallstreet, der CIA. Wir hängen an ihrem Gängelband und verbreiten Lügen. Bewusst, wider besseren Wissens verdrehen wir die Wahrheit: „Lügenpresse“.
Wir gelten als Propagandisten der Yankees – und dies nur, weil wir Putins Propagandisten nicht auf den Leim kriechen. Wir gelten als Lügner, weil wir Putins Lügen nicht glauben. Wir sind korrumpierte Schreiberlinge, weil wir Putins Krim-Annexion als flagrante Verletzung des Völkerrechts bezeichnen. Weil wir ihn für die Eskalation in der Ostukraine verantwortlich machen.
Natürlich gibt es gekaufte, flatterhafte und oberflächliche Journalisten – auch Dummköpfe, wie in jedem Beruf.
Doch auch wir stehen den USA kritisch gegenüber; sie haben viel Unheil angerichtet und ihre Rolle als Weltmacht oft allzu brutal ausgespielt. Natürlich verfolgen die USA ihre Interessen.
Doch verfangen wir uns nicht in debilen Verschwörungstheorien. Wenn man den USA und der EU vorwirft, sie wollten einen Weltkrieg entfachen, hat man den Boden unter den Füssen verloren. Wer hinter jedem amerikanischen Tun reflexartig den Teufel wittert und die USA für alle Übel auf der Welt verantwortlich macht, der sollte einmal intensiv nachdenken – über die Welt und über sich.
Es ist seltsam, mit welch einäugiger Hartnäckigkeit die Putin-Versteher nachweisbare Tatsachen salopp wegstecken. „Es ist nicht so, ihr lügt, ihr treibt Propaganda“.
Wir kriegen - wie alle andern Medien - Dutzende Mails in diesem Sinn. Sie alle bezeichnen Putin als Opfer und die USA als Täter. Die meisten Mails sind gleichlautend, gleiche Formulierungen, gleiche Wortwahl – nur eine andere Unterschrift. Die Putin-Versteher mögen uns nicht, weil wir ihren Propaganda-Feldzug längst durchschaut haben.
So ist es also. Wir sind Lügner, Verdreher der Tatsachen. Wir sind gekaufte Marionetten der Wallstreet und der CIA. Kürzlich kriegte ich ein Mail: „Du Feigling, merkst du nicht, wie du zum Hampelmann der Amis und der Angie-Tante geworden bist?“
Ach, wäre ich doch wieder ein linker Journalist.
P.S. Ich habe der CIA meine Bankverbindung angegeben; bisher kam nichts.