Nicht nur die Bilder unterscheiden sich stark, mindestens so sehr die Lokalitäten, in denen sie gezeigt werden. Hier das Zürcher Helmhaus mit seinen lichten, hellen Räumen, deren makellos saubere Fenster immer wieder zu einem Blick auf Limmat und Fraumünster verlocken. Dort die Photobastei 2.0 in provisorisch, aber zweckdienlich hergerichteten Hallen am Sihlquai 125, aus denen man in Hinterhöfe schaut. Im Helmhaus präsentieren sich die Fotos hübsch gerahmt und perfekt gehängt, in der Photobastei, dieser Galerie auf Zeit in einem Abbruchhaus, wirkt manches vorläufig und improvisiert.
Schwarze Tafeln und andere Welten
„Weltbilder“ nennt sich die Ausstellung im Helmhaus (bis 21. Februar), und sie führt uns tatsächlich ganze Welten vor. Zum Beispiel die märchenhafte Familienwelt von Annelies Sˇtrba, die kleine jordanische Dorfwelt von Gilles Fontolliet oder die grafisch strenge Kunstwelt des Chinesen Shan Feiming, vor dessen schwarzen Bildtafeln wir allerdings zuerst einmal ziemlich ratlos stehen, bis wir merken, dass sie nicht einfach nur schwarz sind.
Die Ausstellung in der Photobastei heisst „Flüchtlinge und wir“ (bis 27. Dezember). Eine Mehrfachprojektion mit Fotos von Jean Revillard aus dem Hafen von Patras, dieser Durchgangsstation für Migranten, zieht uns förmlich ins Thema hinein, in die Welt des Flüchtlingselends, in das Thema unserer Zeit.
Fragen auf dem Heimweg
Bilder und Texte zu „Odyssee Europa“ behandeln einen langen historischen Zeitraum, vom Zweiten Weltkrieg über den Fall der Berliner Mauer bis zu den aktuellen Kriegen und Konflikten. Manche der Bilder, von Fotografen wie Robert Capa, Werner Bischof und René Burri, sind wahre Ikonen, und nicht wenige der Konflikte haben wir als Zeitgenossen bewusst miterlebt.
Die Weltbilder im Helmhaus, ersehen wir aus dem Programm, werden begleitet von Führungen, gescheiten Gesprächen und Konzerten, die Bilderwelten in der Photobastei indes konfrontieren uns schmucklos und unmittelbar mit unserer real existierenden Welt. Deshalb wohl setzen sie uns so zu, dass wir uns auf dem Heimweg fragen, welches jetzt die wahren Weltbilder sind und welches vielleicht doch eher Bilderwelten der gestaltenden Phantasie.
Siehe auch: Journal21.ch Die Banalität des Alltags, Flurina Rothenberger