Nach wie vor weiss der Volksmund, „reich wie Krösus“ zu werden sei wohl erstrebenswert. Obwohl kaum jemand den letzten König des kleinasiatischen Lydiens kennt, der um 550 v. Chr. regiert hat und dessen Schätze auf dem Rohstoffreichtum seines Imperiums und den Tributzahlungen seiner Untertanengebiete basierten. Die Lydier erfanden das gemünzte Geld, was den Eindruck des Reichtums noch verstärkt haben dürfte.
Reich wie Krösus ist jedenfalls ein zeitgenössischer Royal: der saudische Prinz Al-Walid bin Talal, Neffe des saudischen Königs und Enkel des Gründers des modernen Saudi-Arabiens. Zwar weiss niemand genau, woher die Milliarden des Prinzen stammen. Seinen Angaben zufolge erbte er von seinem Vater lediglich 30‘000 Dollar. Und erhielt einen Kredit über 300‘000 Dollar sowie ein Haus. Heute beziffert der 60-Jährige sein Vermögen auf stolze 32 Mia. Dollar und wehe dem, der das nicht glaubt.
Der saudische Prinz klagte 2013 das US-Magazin „Forbes“ wegen Ehrverletzung an, weil die Wirtschaftspublikation sein Vermögen unterschätzt und ihn mit 20 Mia. Dollar bloss als sechsundzwanzigst reichsten Mann der Welt aufgelistet hätte. Tempi passati. Vergangene Woche hat Prinz Al-Walid angekündigt, sein ganzes Vermögen für wohltätige Zwecke herzugeben, darunter eine Stiftung, die gezielt Frauen fördern will. Das Vorbild: die Bill & Melinda Gates Foundation.
Allerdings ist die Grosszügigkeit des Prinzen nicht immer unumstritten geblieben. So stiess sein Plan, jeden der 100 saudischen Piloten, die den Jemen bombardieren (und dort auch Zivilisten töten), mit einem Bentley zu beschenken, auf heftige Kritik. Und nach 9/11 wies New Yorks Bürgermeister Rudy Giuliani eine Spende Al-Walid bin Talals über zehn Mio. Dollar zurück, waren doch 15 der 19 Attentäter saudischer Herkunft.
Noch herrscht Skepsis, ob die Ankündigung des reichen Saudi mehr ist als ein geschickter PR-Coup und die versprochenen Gelder tatsächlich dorthin fliessen, wo sie gebraucht werden können. Al-Walids Heimatland täte eine Rufaufbesserung auf jeden Fall Not. Saudi-Arabien hat in der ersten Jahreshälfte nicht weniger als 100 Gefangene hingerichtet und sucht nun via eine Website der Regierung dringend Scharfrichter, um anstehende Arbeiten fairer verteilen zu können.