Am 18. Oktober 1997 wurde das von vom italienischen Meisterarchitekten Renzo Piano geschaffene Museum der Fondation Beyeler in Riehen bei Basel eröffnet. Der Bau wurde vom Basler Kunsthändler und Galeristen Ernst Beyeler in Auftrag gegeben, um die Kunstsammlung der 1982 gegründeten Fondation Beyeler aufzunehmen.
Unsanfte Nebentöne
Der Museumsbau liegt harmonisch eingebettet in eine liebliche Landschaft zu Füssen der Hügel nahe der deutschen Grenze zwischen Weil und Lörrach und vermittelt eine selten harmonische Symbiose von Kunst, Architektur und Natur. Vor den riesigen Fensterfronten liegt ein Park, der rund um das benachbarte Landgut, das Berowergut angelegt wurde. 1997 wurden die Obstbäume im Nordwesten von Christo und seiner Frau Jeanne-Claude in einer eindrücklichen Schau eingepackt („Wrapped Trees“) und unterstrichen nach der Museumseröffnung noch stärker die Verschmelzung von Natur und Kunst.
Doch so harmonisch ging es hier nicht immer zu, ja, es mischten sich ins Vorfeld der Planung recht unsanfte Nebentöne. Das Areal sollte nach Willen der Gemeinde Riehen ursprünglich von einer Umgehungsstrasse durchschnitten werden. Nachdem man dieses Projekt wegen gescheiterten Verhandlungen mit der Besitzerfamilie La Roche fallen liess, plante man nach Erwerb des Areals durch die Gemeinde Riehen dort ein Hallenbad, das in einer Volksabstimmung aber knapp abgelehnt wurde.
Dass das aus dem frühen 17. Jahrhundert stammende Berowergut in seiner Grundstruktur selbst nicht angetastet werden dürfe, stand zwar ausser Frage. Doch befand sich auf dem gewünschten Areal, das sich der aus Riehen stammende Ernst Beyeler nun mal in den Kopf gesetzt und erworben hatte, noch eine hübsche alte Villa, in der 1982 das erste privat geführte Katzenmuseum der Schweiz untergebracht worden war. Deren Leitung weigerte sich monatelang standhaft, auszuziehen, bis es zur Zwangsräumung kam, was bei Teilen der Bevölkerung zu erheblichem Unwillen führte. Schliesslich wurde, trotz aller Proteste, die Villa 1994 abgerissen und die Baukräne konnten auffahren.
Zielsicher aufgebaute Kunstsammlung
Die internationale Kunstwelt, welche heute die weltweit gerühmte Fondation besucht, kümmert das natürlich nicht. Heute feiert man das 20-jährige Bestehen eines äusserst erfolgreichen Museums und seiner grossartigen Sammlung mit Schwerpunkt der Klassischen Moderne des 20. Jahrhunderts. Ernst Beyeler, als Kunsthändler Autodidakt mit instinktsicherem Geschmack sowohl ästhetischer als auch kaufmännischer Natur hatte, finanziell und administrativ unterstützt von seiner Frau Hildy, neben seiner anfänglich kleinen Basler Galerie zielsicher eine bedeutende Sammlung aufgebaut.
Sein Credo, für jedes verkaufte Werk zwei neue Kunstwerke anzukaufen, hat entsprechende Früchte getragen. Dabei ging er nicht gerade zimperlich mit internationalen Hürden und Vorschriften, den Ankauf von Kunstwerken betreffend, um.
Ankaufspolitik des Fait accompli
Ein Beispiel: Im Zuge des damals im Entwurf diskutierten Schweizer Kulturgütertransfergesetzes (das erst im Juni 2005 endlich in Kraft getreten ist) wurde in Basel 2002 die zivilrechtliche Klage auf Herausgabe eines der Schlüsselbilder der abstrakten Malerei, „Improvisation No. 10“ von Wassily Kandinsky, wegen Verdachts auf Nazi-Raubkunst eingereicht.
Zur Abklärung des so genannten gutgläubigen Erwerbs durch das Basler Gericht äusserte sich der Käufer Ernst Beyeler sehr simpel: „Das Werk gehört mir nicht mehr. Ich habe das Bild verschenkt.“ Seiner eigenen Stiftung, notabene. Heute bildet „Improvisation No. 10“ einen der Hauptpfeiler der Sammlung Klassischer Moderne in der Fondation Beyeler. Ernst Beyeler ist 2010, zwei Jahre nach dem Tode seiner Frau Hildy, in Basel gestorben.
Besucherrekorde
Die betont und äusserst erfolgreich auf Publikumswirksamkeit aufgebauten Ausstellungen der Fondation Beyeler unter ihrem jetzigen Direktor Sam Keller stehen natürlich auch in Konkurrenz zum Kunstmuseum Basel, das mit seinen Sammlungen alter und neuer Kunst zu den acht wichtigsten Kunstmuseen der Welt zählt. Auch wenn der neue Direktor des Kunstmuseums Basel, Josef Helfenstein, kürzlich in einer Podiumsdiskussion diese Konkurrenzsituation zu bagatellisieren versuchte, war sie immer zu spüren – was natürlich auch positive Auswirkungen haben kann in Bezug auf Kreativität und Anstrengung.
Doch können die Mittel, welche dem Kunstmuseum sowohl für Ausstellungen als auch Ankäufe aus der öffentlichen Hand zustehen, nicht annähernd mithalten mit jenen der Fondation. Allein schon die horrenden Versicherungs- und Transportkosten kann die Öffentliche Kunstsammlung Basel nur mit Hilfe privater Sponsoren aufbringen. Die grosse und auch erfolgreiche Van Gogh-Ausstellung des Kunstmuseums von 2009 zeigte, damals noch unter der Direktion von Mendes Bürgi, deutlich die fast verzweifelte Anstrengung, ausstellungsmässig mit der Fondation Schritt halten zu können.
Monet – ein magisches Kunstereignis
Dieser hauseigenen Ankündigung der Jubiläumsausstellung zum 20-jährigen Bestehen der Fondation Beyeler kann man wirklich zustimmen – auch wenn die Magie genau genommen in den Bildern und nicht im Ereignis liegt. Es werden mit über 60 Bildern ausgewählte Aspekte des Werkes von Claude Monet (1840–1926) vorgestellt, wobei der Fokus auf die Jahre 1880 bis zum ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts gelegt wird, mit Ausblick auf das Spätwerk. Die Leihgaben stammen aus vielen internationalen Sammlungen, aber auch von privaten Leihgebern. Und gerade letztere weniger bekannte Leihgaben faszinieren alle, auch jene, welche Monet zu kennen glaubten.
Die thematisch aufgebaute Ausstellung führt vor allem Monets Bemühungen vor Augen, die Wirkungen von Licht in ihrer Flüchtigkeit einzufangen – eine Besessenheit, die Monet zeitlebens umgetrieben hat. Ein Monet-Zitat von 1884 an der Côte d’Azur belegt das sehr schön: „Es ist schrecklich schwierig. Es bedürfte einer Palette von Diamanten und Juwelen.“ Nun, auch mit ganz normaler Ölfarbe lässt uns Monet in ein Meer von Licht und in ein Farbenspiel eintauchen, das seinesgleichen sucht. Wer sich darin vertieft und verfangen hat, kann beim Verlassen des Museums Natur und Licht nicht mehr wie vorher sehen. Alles ist Monet.
Die Ausstellung, welche von einem wie immer sehr geschmackvollen Katalog sowie diversen Veranstaltungen begleitet wird, dauert noch bis zum 28. Mai.
Begleitend zur Monet-Schau wird die Originalhängung rekonstruiert, wie sie von Ernst Beyeler vor 20 Jahren zur Museumseröffnung eingerichtet worden war.