Libyen gehört bis 1911 zum Osmanischen Reich. Im September 1911 wird Libyen von italienischen Truppen erobert. Es kommt zu schweren Gefechten, die Italiener richten ein Blutbad an. Schliesslich verzichtet die Türkei auf Libyen. Während des Zweiten Weltkrieges kämpft in Libyen der deutsche Generalleutnant Rommel an Seiten der Italiener, verliert jedoch. Nach dem Krieg wird Libyen ein Königreich unter König Idris. 1969 wird Idris von Ghadhafi weggeputscht. Die Monarchie wird abgeschafft. Idris stirbt 1983 im Exil in Kairo.
Stichworte zu „Libyen“
Libyen ist 43 Mal so gross wie die Schweiz, zählt aber weniger Einwohner als die Schweiz: knapp sieben Millionen.
90 Prozent der Bevölkerung sind unter 15 Jahre alt. 90 Prozent der Bevölkerung sind Araber, vier Prozent sind Berber.
97 Prozent der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Der Einfluss des streng-orthodoxen Islam nimmt zu.
Das Land besteht aus drei Hauptgebieten: Die Kyrenaika (Cyrenaika), Tripolitanien und das südliche Fezzan.
„Libya“ ist griechisch und heisst „Afrika“.
Stichworte zur Geschichte
Im 1. Jahrhundert vor Christus wird Libyen von den Römern erobert. Zuvor herrschten dort Griechen, Phönizier und Alexander der Grosse.
Unter den Römern erlebt Libyen eine wirtschaftliche Blüte. Der römische Kaiser Septimus Severus wurde in Libyen geboren.
Nach dem Zusammenbruch des Römischen Reiches wurde der östliche Teil (die Kyrenaika) dem Oströmischen Reich zugeschlagen und die westliche Teil (Tripolitanien) dem Weströmischen Reich.
Im 7. Jahrhundert wird das Land islamisiert.
1509: Tripolis wird von Spanien erobert.
1551: Tripolis wird von den Türken erobert. Der Einfluss des Osmanischen Reiches dauert mit Unterbrüchen bis 1911.
Seit dem Mittelalter wüten an der nordafrikanischen Küste Piraten. Im 18. Jahrhundert beginnen sie europäische und amerikanische Handelsschiffe zu kapern und Lösegeld zu verlangen. Das führt 1801 zum amerikanisch-tripolitanischen Krieg. Präsident Thomas Jefferson weigert sich, Tribut-Zahlungen zu leisten, die der Pascha von Tripolis fordert. Der tripolitanischen Flotte gelingt es, das amerikanische Schiff USS Philadelphia im Hafen von Tripolis zu erbeuten. Die Amerikaner verbrennen schliesslich ihr eigenes Schiff.
29. September 1911: Italienische Truppen erobern Libyen, das zum osmanischen Reich gehört. Die Türken weigern sich, Libyen aufzugeben. Italien erklärte der Türkei den Krieg. Tripolis wird von den Italienern bombardiert. Anschliessend richten italienische Truppen unter der Bevölkerung ein Blutbad an.
5.November 1911: Der italienische König Vittorio Emanuele III. annektiert Libyen (die Kyrenaika und Tripolitanien).
Die Italiener stossen auf unerwartet harten Widerstand: nicht nur der Türken, sondern auch der Beduinen und der Senussi-Bruderschaft.
18.Oktober 1912: Im Schloss Ouchy in Lausanne unterzeichnen die Türkei und Italien einen Friedensvertrag. Die Türkei war durch die Ereignisse auf dem Balkan stark geschwächt worden. Im „Vertrag von Lausanne“ werden die türkischen und griechischen Gebietsansprüche geregelt. Zypern wird britisch. Die Türkei verzichtet auf Libyen und tritt das Gebiet an Italien ab.
November 1918: Die Republik Tripolitanien, ein italienischer Satelliten-Staat, wird ausgerufen.
10.August 1920: Friedensvertrag von Sèvres: Das Osmanische Reich wird stark zurückgestutzt. Die Türken verzichten offiziell auf jeden Anspruch in Libyen. Die Italiener anerkennen Muhammed Idris al-Senussi zunächst als Regenten in der Kyrenaika und dann auch als Emir von ganz Italienisch-Libyen. Idris gehört der Senussi-Bruderschaft an, die 1837 in Mekka gegründet worden war. Es handelt sich um eine puritanisch, sufistisch-islamische Bruderschaft, die sich in weiten Teilen Libyens ausgebreitet hat und Ableger in Ägypten, dem Sudan und Indien hat.
Die Senussi-Bruderschaft hatte die Türken im Kampf gegen die Italiener unterstützt, wurde jedoch - wie die Türken - zurückgedrängt.
1923: Mussolini ergreift die Macht. Idris al-Senussi geht nach Kairo ins Exil. Die Republik Tripolitanien wird aufgelöst. Die Italiener gehen mit grosser Härte gegen die Senussi-Bruderschaft vor und töten Zehntausende ihrer Anhänger. Umar al-Muchtar, ein Koranlehrer, der gegen die Italiener kämpfte, wird 1931 festgenommen und hingerichtet.
Libyen wird jetzt von über 100‘000 Italienern besiedelt.
1940:Britische und indische Truppen stossen während des Zweiten Weltkrieges von Ägypten her immer wieder nach Libyen vor und bereiten den Italienern ein Desaster.
19.Dezember 1940: Hitler entsendet deutsche Truppen nach Libyen, um den Italienern zu helfen.
6.Februar 1941: Die Alliierten erobern die libysche Stadt Bengasi. Die Italiener geben ein deplorables Bild ab: 10 Divisionen werden vernichtet, 130‘000 italienische Soldaten werden gefangen.
11.Februar 1941: „Unternehmen Sonnenblume“. Der deutsche Generalleutnant Erwin Rommel trifft in Libyen ein. Sein Auftrag: Den Italienern helfen.
Mai 1942: Den deutschen und italienischen Truppen gelingt es, die Festung Tobruk einzunehmen. Rommel will jetzt Alexandria in Ägypten erobern und den Suezkanal besetzen. Nach der britischen Gegenoffensive unter Bernard Montgomery muss sich Rommel zurückziehen.
23.Januar 1943: Die Alliierten besetzen Tripolis.
13.Mai 1943: Die in Libyen kämpfenden deutschen und die italienischen Truppen kapitulieren. 130‘000 Deutsche und weitere 120‘000 Italiener werden gefangen genommen.
Libyen wird nach dem Zweiten Weltkrieg teils von den Briten, teils von den Franzosen, teils von der UNO verwaltet.
1947: Idris kehrt nach Libyen zurück. 1949 wird er Emir der Kyrenaika. 2. Dezember 1950: Die libysche Nationalversammlung bestimmte Idris als König des künftig unabhängigen Libyens.
24. Dezember 1951: Libyen wird unabhängig. Oberhaupt ist König Idris, der religiöse Führer der Senussi-Bruderschaft. Der Staat hat drei Provinzen: die Kyrenaika, Tripolitanien und Fezzan.
Mit den Einnahmen aus dem Ölgeschäft bildet sich schon bald eine einflussreiche, korrupte Oberschicht. Viele Millionen sollen auf Bankkonti in der Schweiz überwiesen sein.
Ab 1965 weist die Regierung immer mehr diktatorische Züge auf. Gegen Regierungsgegner geht sie mit grosser Härte vor. Die Korruption weitet sich weiter aus.
1.September 1969: König Idris hält sich im türkischen Thermalbad Bursa zu einer Kur auf. Eine Gruppe junger Offiziere und der Führung von Muammar al-Ghadhafi putscht sich an die Macht.
Ghadhafi ruft um 6.25 Uhr über Radio die sozialistische Arabische Republik Libyen aus. König Idris erklärt er für abgesetzt.
1983: Der frühere König Idris stirbt mit 94 Jahren in Kairo.