Die Churer Videokünstlerin Ursula Palla arbeitet gern in und mit der Natur. Sie holt Bäume in Ausstellungsräume, legt künstliche Blumenteppiche aus, denkt in ihren Videoinstallationen nach über das Verhältnis von Natur und Künstlichkeit. Als wir vor «ihrem» Haus stehen, ist noch nichts von ihrem Projekt zu sehen. Nur eben diese seltsame Scheune am Rande des Hochmoors im ausserrhodischen Gais, die aussieht, als habe jemand eine Ecke herausgesägt.
Umgeben von friedlichster Natur
Patrick Kessler hat mich hierher geführt, um den Ort zu zeigen, an dem von diesem Donnerstag an und bis zum 12. September «Klang Moor Schopfe», das Festival für audiovisuelle Kunst, stattfinden wird. Wir sind umgeben von friedlichster Natur. Und von jenen elf Scheunen – oder Schöpfen –, die zu Schauplätzen eines besonderen Spektakels werden sollen. Die Bahnstation und ein Parkplatz liegen ganz in der Nähe, man kann aber auch hierher wandern, denn allzu weit entfernt ist das Hochmoor nicht vom Dorf.
Kessler wohnt in einem Bauernhaus ganz in der Nähe; das hat ihn auf die Idee gebracht, die von den Bauern früher für die Sömmerung von Vieh genutzten, jetzt grossenteils zu Abstellkammern mutierten Scheunen für ein Kunstprojekt zu nutzen. Beim ersten Mal – 2017 –, hat der Kontrabassist noch auf seine Kontakte zurückgegriffen. Seither ist sein Netzwerk stark gewachsen. «Die Szene ist riesig», sagt er.
Einige dieser vielen Künstlerinnen und Künstler hat er für diese dritte Austragung eingeladen, damit sie einen Schopf mit ihren Videoinstallationen und Klängen verzaubern. Die Palette ist breit, sie reicht vom in Berlin lebenden Japaner Ryoichi Kurokawa über den Berner Schlagzeuger und Perkussionisten Julian Sartorius, die niederländisch-belgische Klangkünstlerin Cathy van Eck, das Zürcher Duo bittelangsam, den experimentierfreudigen Genfer Interaktionsdesigner Benoît Renaudin bis zum Zürcher Künstler, Forscher und Komponisten Marcus Maeder, der Phänomene der Natur in Klänge übersetzt.
Wer das Festival besucht, wandert von Scheune zu Scheune, in deren Innern Maskenpflicht und eine Beschränkung der Anzahl Besucher herrschen. Zutritt zum Rahmenprogramm im Festivalzentrum und in anderen Innenräumen erhält nur, wer ein gültiges Covid-Zertifikat vorweisen kann.
Reichhaltiges Rahmenprogramm
Den Anfang zu diesem zumeist im Schützenhaus stattfindenden Rahmenprogramm setzt am 1. September um 19 Uhr der in der Ostschweiz lebende britische Kontrabassist Barry Guy, es folgen Auftritte vieler weiterer Künstlerinnen und Künstler, auch der Gestalterinnen und Gestalter der Scheunen, die auch für weitere Veranstaltungen – etwa Künstlergespräche – zur Verfügung stehen. Die Wiener Video- und Performancekünstlerin Billy Roisz zum Beispiel lässt einen fulminanten Auftritt erwarten.
Auch die Natur selber kommt zu Wort: Der Ornithologische Verein Gais gibt Einblick in die reiche Vogelwelt der Region.
«Klang Moor Schopfe». Biennales Festival für audiovisuelle Kunst im Hochmoor Gais, 02.-12.September 2021, www.klangmoorschopfe.ch