Beginnen wir mit zwei, drei Zahlen. Bekanntlich war die Pleite der US-Zockerbank Lehman Brothers der Startschuss zur jüngsten Finanzkrise. Die Investmentbank musste mit einer Eigenkapitalquote von 11,5 Prozent bankrott erklären. Die einzige internationale Regulierungsstelle, nach ihrem Sitz kurz Basel genannt, fordert als Konsequenz aus der Finanzkrise eine Mindestkapitalquote von 7 Prozent.
Im Zweifelsfall schönrechnen
Das ist leider kein Witz. Der Bundesrat will mit einem sogenannten «Swiss Finish» etwas weiter gehen und möchte bekanntlich eine Eigenkapitalquote von 19 Prozent festlegen. Davon können aber 9 Prozent aus Cocos bestehen, ein hochkompliziertes Gebastel aus Wandelanleihen, die bei fallenden Aktienkursen einer Bank in Aktien umgewandelt werden müssen und so mirakulös dem Eigenkapital zugerechnet werden dürfen. Ohne diese Cocos gerechnet läge das geforderte Eigenkapital auch in der Schweiz unter demjenigen der untergegangenen Lehman Brothers Bank.
Und als ob das nicht schon lachhaft genug wäre: Weltweit, auch in der Schweiz, dürften die Banken selbst die Höhe ihres Eigenkapitals nach Risikogewichtung ausrechnen, also im Zweifelsfall schönrechnen. Daher ist die auf vielen Seiten eingereichte Bedenkenträgerei der Schweizer Grossbanken ein Schattenspiel, unerheblich, nebensächlich. Wovon soll es aber ablenken?
Der Hebel bringt’s
Gewinn macht man in der sogenannten Realwirtschaft, indem man Kapital produktiv einsetzt und durch die Herstellung von etwas Realem Werte abschöpft. Profit macht man in der Irrealwirtschaft der Finanzkreisläufe, indem man hebelt. Mit möglichst wenig eigenem Kapital und möglichst viel geliehenem Kapital spekuliert man, und wenn die Wette aufgeht, erzielt man Renditen, die in der Realwirtschaft nicht mal im Traum erzielt werden können.
Wenn die Wetterei allerdings, kann ja vorkommen, schiefgeht, dann ist ein Eigenkapital von 11,5 Prozent, das musste Lehman schmerzlich erfahren, ziemlich schnell weg, die Bank ist blank. War blank, muss man genauer sagen, denn wenn sie «too big to fail» ist, was auf die beiden Schweizer Grossbanken offensichtlich zutrifft, dann kommt der Staat, greift ohne zu fragen in die Taschen der Steuerzahler und rettet.
Diese explizite, wie im Fall der UBS, oder implizite, im Fall der Credit Suisse, Staatsgarantie und das damit verbundene Risiko möchte der Bundesrat nun verringern, indem er eine immer noch völlig ungenügende Eigenkapitalquote fordert. Darüber erregen sich die beiden Grossbanken nun künstlich, niederbügeln möchten sie aber etwas anderes.
4,3 Milliarden Boni - keine Dividende
Die Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA, und das stösst den beiden Grossbanken in Wirklichkeit sauer auf, soll die Kompetenz bekommen, im Falle einer Krise regulatorisch einzugreifen. Also bevor der Steuerzahler das nächste Mal zur Kasse gebeten wird, zügellos zockende Banken unter Kuratel stellen. Da könnte das Allerheiligste für Banker in Gefahr geraten: ihr Bonus. Der bemisst sich nämlich an der Kernkapitalrendite. Mehr Kernkapital, weniger Hebel, weniger Bonus.
Wenn man also die Luft aus den Wortblasen in den Stellungnahmen der beiden Grossbanken rauslässt, dann bleibt als Botschaft: Finger weg vom Bonus. Da passt auch gut ins Bild, dass die UBS für das Jahr 2010 nette 4,3 Milliarden an Boni ausbezahlen will. Bedauerlicherweise bleibt da ein weiteres Mal für eine Dividende nichts übrig.