Die syrische Armee hat sich in der Ghuta, der grossen Oase rund um Damaskus, eines wichtigen Teils der aufständischen Ortschaften und Dörfer bemächtigt, die sich seit 2012 in der Hand der Rebellen befunden hatten.
Vorteil für Asad
Die Ereignisse zeigen, in welcher Art und Weise die Pro-Asad-Kräfte den Teil-Waffenstillstand auszunutzen vermögen, der im vergangenen Februar mit Hilfe der russischen Diplomatie und mit Zustimmung der amerikanischen ausgehandelt und verkündet wurde. Inzwischen hat sich dieser Waffenstillstand in "Waffenruhe" und dann weiter in ein "provisorisches Stillhalteabkommen" verwandelt. Bekanntlich sind die radikalen Islamisten des IS und der Al-Nusra-Front, von Stillhalteabkommen und Friedensgesprächen ausgeschlossen.
Die Mischung der Kampfgruppen
Wichtige Formationen des Widerstands, in der Ghuta in erster Linie das sogenannte "Heer des Jslams" (engl. abgekürzt JI), das saudische Unterstützung geniesst, kämpfen jedoch vielerorts gemeinsam mit Nusra Kampfgruppen. Der IS ist eher isoliert. Die anderen Kampfgruppen haben erfahren, dass sie dem IS nicht trauen können, weil dieser regelmässig, wo sich die Gelegenheit bietet, ein Machtmonopol anstrebt und nicht vor Mordaktionen zurückschreckt, um rivalisierenden Gruppen die Führung zu nehmen und sich so ihrer Kämpfer zu bemächtigen.
Bei Al-Nusra war dies bisher anders. In der Provinz Idlib und in der Ghuta von Damaskus kämpften Al-Nusra-Gruppen zusammen mit anderen Gegnern Asads, auch wenn zwischen Al-Nusra und diesen de facto Verbündeten mehr oder weniger subtile ideologische Unterschiede bestanden. Der Waffenstillstand hat jedoch diese Koexistenz untergraben.
Zerstrittene Gruppen
Im Fall von JI hatte die Führung der Gruppe unter Druck aus Saudi Arabien an den Waffenstillstandsverhandlungen in Genf teilgenommen und sich auf die Waffenruhe verpflichtet. Ihren Kampfgenossen von Al-Nusra, die von Verhandlungen und Waffenstillstand ausgeschlossen waren, musste dies als ein Verrat von Seiten ihrer bisherigen Verbündeten erscheinen.
In der Tat wuchsen die Spannungen zwischen dem "Heer des Islams" und Al-Nusra . Es waren zuerst zwei kleinere Gruppen, die ebenfalls zu der Kampfgemeinschaft gegen Asad in der Ghuta gehört hatten: "Failaq al-Rahman" und "Dschaisch al-Fustat", beide der Nusra nahestehend, die in Streit mit dem "Islamischen Heer" (JI) gerieten.
Der Zwist begann im April mit der Ermordung eines der geistlichen Oberhäupter, die zu JI gehörten. Failaq wurde beschuldigt, den Mord organisiert zu haben. Dies führte zu Kämpfen zwischen den beiden erwähnten Gruppen und JI. Die Zivilbevölkerung in der östlichen Ghuta demonstrierte, um die Kampfgruppen aufzufordern, gegen Asad zu kämpfen anstatt untereinander.
Befürchtete Rache
Doch dies fruchtete wenig. Schrittweise wurden Nusra-Gruppen auf Seiten ihrer beiden Klientengruppierungen in den Krieg gegen JI gezogen. Schliesslich entschied die JI Führung sich, ihre Einheiten aus der gesamten Ost-Ghuta abzuziehen. 800 JI-Kämpfer verliessen die Region. Dann setzte - Waffenruhe hin oder her - der Angriff von Seiten der Regierungstruppen ein und erreichte, was Asad in den letzten vier Jahren vergeblich versucht hatte, die Inbesitznahme des zentralen Fleckens Dair al-Asafir und die Umzingelung von neun darum herum liegenden Dörfern im östlichen Teil der Ghuta.
Dem Vormarsch der Regierungstruppen am Donnerstagmorgen war ein schweres Bombardement vorausgegangen. Hizbullah-Kämpfer hatten die offizielle Armee unterstützt. Hunderte von Zivilisten flohen vor den Kämpfen und der befürchteten Rache der Regierung.