Brian Williams, charmanter Moderator der Abendnachrichten des Fernsehsenders NBC, wurde für ein halbes Jahr freigestellt. Er hatte in einem Interview seine Rolle als Kriegsberichterstatter im Irak heroischer dargestellt, als sie wirklich war.
Jon Stewart, Erfinder der satirischen Nachrichtensendung „The Daily Show“ auf Comedy Central, trat nach 16 Jahren subversiven Wirkens am Bildschirm unerwartet zurück. Seine halbstündige Sendung war Hauptinformationsquelle für viele Junge in Amerika. Wie immer es zu interpretieren ist, wenn Satirikern mehr geglaubt wird als sogenannt seriösen Berichterstattern.
Schliesslich starb David Carr, der hoch angesehene Medienexperte der „New York Times“, im Alter von 58 Jahren. Carr, der in einer Autobiografie seinen Ausstieg aus der Drogensucht ungeschminkt beschrieb, brach abends auf der Redaktion zusammen. Wie es sich gehört für einen, der den Journalismus in all seinen Schattierungen innig liebte und trotzdem kritisch hinterfragte.
Über alle drei Fälle haben die Medien auf sämtlichen Kanälen erschöpfend informiert. Dagegen ist nichts einzuwenden. Auch ist nicht neu, dass Journalisten gern über ihresgleichen berichten. Nicht zuletzt dann, wenn wie in den Fällen von Jon Stewart oder David Carr vom Glanz des Sujets ein Schimmer auf einen selbst fällt. Oder falls sich wie bei Brian Williams Gelegenheit zu selbstgerechter Kollegenschelte bietet.
Fragwürdig jedoch wird die Flut von Artikeln, Sendungen, Posts und Tweets, wenn Verhältnismässigkeit ausser Acht gelassen wird und Empathie zur Selbstbespiegelung einer Branche verkommt, die Selbstgefälligkeit bei anderen Akteuren schonungslos aufdeckt. Zwar sehen sich die Medien mitunter als Universum, das eignen Gesetzmässigkeiten gehorcht. In Realität aber sind sie einfach nur, unter anderen, Teil der Welt. Und nicht einmal der wichtigste.