Unter dem Titel „Wir gehen!“ rechnen sechs bekannte Insiderinnen mit der katholischen Kirche ab. Die heute veröffentlichte Erklärung ist unterzeichnet von
- Cécile Bühlmann, ehem. Nationalrätin und ehem. Geschäftsleiterin des Christlichen Friedensdienstes cfd
- Anne-Marie Holenstein, Mitgründerin Erklärung von Bern, ehem. Direktorin Fastenopfer
- Monika Stocker, Sozialpolitikerin, ehem. Nationalrätin und ehem. Stadträtin Zürich
- Doris Strahm, feministische Theologin und Publizistin
- Regula Strobel, feministische Theologin und Hotelière
- Ruth-Gaby Vermot, ehem. Nationalrätin und Mitglied des Europarates
Sie hätten es sich nicht leicht gemacht, sondern seit Jahren mit der Frage gerungen, ob sie als Feministinnen dieser Institution noch angehören könnten. Den berühmten letzten Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, sei Papst Franziskus’ Äusserung vom 10. Oktober 2018, eine Abtreibung sei wie ein Auftragsmord. In der Medienerklärung heisst es hierzu: „Über Abtreibung kann man geteilter Meinung sein. Was aber am kirchlichen Nein empört: Frauen in einer Notlage werden zu Kriminellen gestempelt, während gleichzeitig Verhütungsmittel streng verboten sind. Wird eine Frau dann ungewollt schwanger, ist der Schutz des ‚ungeborenen Lebens‘ sakrosankt, die Lebenssituation der betroffenen Frauen dagegen wird komplett ausgeblendet. Die Frauen werden kriminalisiert, während die an der ungewollten Schwangerschaft beteiligten Männer überhaupt nicht in die Pflicht genommen werden.“
Die Frauenfeindlichkeit in der katholischen Kirche habe System. Deshalb stehe für die Unterzeichnerinnen durch die Zugehörigkeit zur Kirche die eigene Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. Es gebe zwar in den Ortsgemeinden eine „andere Kirche“, und dieser würden sie weiter verbunden bleiben. In der gemeinsamen Erklärung halten sie abschliessend fest: „Unsere bisherigen Kirchensteuern sollen als Spende direkt diesen oder anderen sozialen Projekten zugute kommen. Doch den römisch-katholischen Machtapparat mit seiner patriarchalen Theologie wollen wir mit unserer Mitgliedschaft nicht länger stützen. Wir gehen.“