Eine bis vier Meter hohe Steinlawine, Erdrutsche, weggeschwemmte Häuser, ein Todesopfeer, zwei Vermisste, Stromausfall, eine überflutete und weggerissene Autobahn – das ist die Folge der heftigen Gewitter und Regenfälle, die am Freitagabend über dem Misox (Mesocco) niedergingen.
Betroffen ist vor allem die Gemeinde Lostallo. In Sorte, einem Ortsteil von Lostallo rissen die Fluten nach anhaltenden Regenfällen drei Häuser und drei Autos mit sich. Laut Angaben eines Korrespondenten von SRF habe die Steinlawine aus «hüfthohen Brocken» bestanden. Eine Frau konnte am Samstagmorgen lebend aus dem Schuttkegel geborgen werden.
Eine der drei seit dem heftigen Gewitter am Freitagabend vermissten Personen ist am Sonntag tot geborgen worden, wie die Behörden am Sonntag an einer Medienkonferenz in Roveredo GR sagten. Die gefundene Person ist männlich und wurde in einem Bachbett entdeckt. Nach den anderen zwei Vermissten wird weiterhin gesucht.
Suchtrupps mit Hunden sind im Einsatz. Die Einsatzkräfte sprechen von «bis zu vier Meter hohen» Geröllmassen.
Zwischen Roveredo und dem San-Bernardino-Tunnel musste die Autobahn A13 gesperrt werden, nachdem in Lostallo die Strassse auf einer Länge von 200 Metern eingestürzt war.
Der Verkehr wird über die in der Ferienzeit bereits belastete Gotthard-Autobahn umgeleitet. Laut eines Sprechers des Bundesamts für Strassen (Astra) werde am Montag mit der Reparatur begonnen, die Dauer der Sperrung sei noch unklar. Es wird befürchtet, dass die A13, die vor allem in der Ferienzeit eine wichtige Nord-Süd-Achse ist, für mehrere Monate beeinträchtigt oder unbefahrbar ist. Auch die Kantonsstrasse im Tal ist gesperrt.
Ein Polizeifahrzeug war im Schlamm und den Geröllmassen steckengeblieben. Die Insassen mussten evakuiert werden.
Der Tessiner Bundesrat Ignazio Cassis hat am Sonntag das schwer betroffene Dorf Sorte besucht.
Fünf Dörfer im Misox (Lostallo, Cabbiolo, Sorte, Arabella und Norantola) waren am Samstag ohne Strom. Auch die Versorgung mit Leitungswasser fiel grösstenteils aus.
Die Tessiner Regierung sprach der betroffenen Bevölkerung die volle Unterstützung aus. «Solche Ereignisse erinnern uns einmal mehr daran, wie sehr das Leben im Alpenraum der Herrschaft der Naturgewalten ausgesetzt ist», schrieb sie in einem Communiqué.
Wallis
Das Unwetter im Misox ereignete sich wenige Stunden, nachdem im Wallis heftige Regenfälle und Gewitter zu Erdrutschen und Überschwemmungen geführt hatten. Zermatt wurde von der Aussenwelt abgeschnitten. Die Vispa, ein Nebenfluss der Rhone, und der Triftbach traten im ganzen Dorf über die Ufer. Das Wasser suchte sich seinen Weg mitten durch den alten Dorfteil. In Parterrewohnungen und Hoteleingängen drangen Wasser und Geröll ein. Auch die Bahnstation der Seilbahn war betroffen. Die Rhone erreichte einen Wasserstand wie seit Jahren nicht mehr.