Steil über Davos liegt das Jugendstil-Hotel Schatzalp. Eine eigene kleine Bergbahn führt hinauf, man ist umgeben von üppiger Bergnatur. An die 5000 verschiedene Arten aus allen Gebirgen der Welt birgt der botanische Garten des Hotels.
Zu dieser botanischen kommt bis zum 21. August noch eine enorme künstlerische Vielfalt. Denn das Hotel Schatzalp ist – neben mehreren Kirchen, dem Kongresszentrum, dem Kirchner-Museum, einem Möbelladen und dem Bahnhof Davos Platz – einer der Schauplätze des Davos Festivals – „young artists in concert“, das seit mittlerweile 36 Jahren der wohl wichtigste Sammelpunkt für junge musikalische Talente ist. Hier finden sie sich in einer eigenen Akademie zusammen, in der es dann auch um so profane – und essenziell wichtige – Fragen geht wie dem praktischen Aufbau einer Karriere. Wie vernetzt man sich erfolgreich, wie gelingt es, die eigenen Stärken wirkungsvoll zu zeigen?
Alte Volkslieder im neuen Kleid
Das Festival selber bietet dazu viele Bühnen, und es ermuntert die Musikerinnen und Musiker, in kleinen Formationen gemeinsam Programme zu erarbeiten. Und zwar Programme, wie man sie so noch nie gehört hat. Da ist, zum Beispiel, am Dienstag, 10. August, auf der Schatzalp das Innerschweizer Frauenquartett „famm“ mit Claudia Greber, Sabrina Troxler, Sarah Höltschi und Simone Felber zu hören mit einem Liederprogramm über „s’Babeli, s’Liseli und andere starke Frauen“. Seit mehr als zwölf Jahren stecken famm alte Volkslieder in neue Kleider, lassen die Klischee-behafteten Frauen der Volkslieder auf die Frauen der Gegenwart treffen.
Die Auseinandersetzung mit Frauenbildern zieht sich durchs Festival, vor allem aber die Frage, was Frauen im Verborgenen alles geschaffen haben. Johannes Brahms erklingt neben Amy Beach (8. August), Robert Schumann neben Ethel Smyth (11. August), Caroline Charrière neben Darius Milhaud (14. August), Alma Mahler neben Gustav Mahler (17. August) – ihrem Mann, der es sich verbeten hatte, dass seine Frau weiter kreativ tätig war. Künste und Epochen begegnen sich: Am 12. August treffen sich Georg Muffat, Kosmopolit des Barock, und der Spätromantiker Ernö Dohnányi. Slam Poetry mischt sich mit Kammermusik der Moderne (20. August). Und am Samstag, 14. August, steht ein würdiges Requiem auf das Patriarchat auf dem Programm. Übrigens emanzipieren sich nicht nur die Töne (15. August), auch die Zugvögel machen sich musikalisch auf den Weg (13. August).
Hinzu kommen besondere Formate: das Offene Singen, die Offene Bühne in der Schalterhalle des Bahnhofs Davos Platz, die Kurzkonzerte von „Frau Bach“ in der Kirche St.Theodul, und eine von Musik umrahmte Wanderung am 17. August. Davos selber mag zwar, als von wuchtigen Hotelkästen dominierte kleine Stadt, nicht sonderlich attraktiv sein. Doch die Natur darum herum ist grandios. Im Grossen – steil aufragenden Bergen – wie im Kleinen – der reichen Pflanzenwelt.
Detailliertes Programm unter www.davosfestival.ch