Wer unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten wo gewinnt, ist nach Urnengängen in 27 Staaten hinlänglich bekannt. Mitt Romney, der Favorit des Parteiestablishments, gewinnt in Staaten, in denen Erzkonservative weniger als 35 Prozent und Evangelikale weniger als 50 Prozent der Wähler ausmachen.
Erfolgreich bei den Reichen
Rick Santorum, sein erzkonservativer Konkurrent, siegt dort, wo Konservative zahlreicher und Evangelikale in der Mehrheit sind. Allgemein gilt zudem, dass Wähler für Romney stimmen, die mehr als 100 000 Dollar im Jahr verdienen. Je mehr Anhänger der Tea Party hingegen in einem Staat leben, desto erfolgreicher schneiden die Konkurrenten des Ex-Gouverneurs von Massachusetts ab. Umfragen zufolge sagt rund jeder dritte republikanische Wähler in den USA, sein grösstes Anliegen sei es, im Herbst den demokratischen Präsidenten Barack Obama zu besiegen.
Bisher hat Mitt Romney Vorwahlen und Parteiversammlungen in 16 Staaten gewonnen. In Illinois siegte er deutlich mit 47 Prozent der Stimmen. Dagegen lag Rick Santorum, der dort 35 Prozent der Stimmen machte, in neun und Newt Gingrich in zwei Staaten vorn. Ron Paul ging völlig leer aus. Derweil weiss Romney 563 der 1144 Delegierten hinter sich, die er im August beim Parteikonvent in Tampa (Florida) braucht, um als Präsidentschaftskandidat der Republikaner nominiert zu werden. Santorum hat bislang 263 Delegierte für sich gewinnen können, Gingrich deren 135 und Paul 50.
Entschieden ist also noch nichts, obwohl alle Auguren nach wie vor davon ausgehen, dass Mitt Romney bis im Sommer das Rennen machen wird und es in Tampa nicht zu einem „offenen“ Parteitag kommt, bei dem der endgültige Kandidat erst erkoren werden müsste oder unter Umständen ein völlig neuer Bewerber auftauchte.
Condoleezza Rice winkt ab
Eine erste Enttäuschung hat Romney auf jeden Fall bereits einstecken müssen: George W. Bushs Aussenministerin Condoleezza Rice wies diese Woche am Fernsehen Vermutungen zurück, wonach sie Vizepräsidentschaftskandidatin werden könnte. Die Professorin der Stanford University sagte, sie ziehe die Politologie der Politik vor. Denn Politik liege ihr nicht wirklich: „Ich glaube, wir sollten jemanden finden, den es wirklich in ein gewähltes Amt zieht.“.
Nun geht der Wahlkampf am Samstag in Louisiana weiter, einem Südstaat, wo Santorum der vielen Konservativen wegen gute Chancen eingeräumt werden. Am 3. April sodann gehen die Wähler in Wisconsin, Maryland und Washington DC zur Urne, wobei Wisconsin, ein Industrie- und Landwirtschaftsstaat, im November als Wahlschauplatz ebenfalls wichtig werden dürfte. Im 23. grössten Staat der USA, der für seinen Käse sowie seine Milch bekannt ist, gilt wiederum Romney als Favorit, weil nicht viele Evangelikale dort leben
Die Geschichte mit dem armen Hund
Indes gehört zum an Absurditäten gewiss nicht armen Vorwahlkampf das Faktum, dass Mitt Romney von gewissen Kreisen nach wie vor vorgeworfen wird, er habe im Sommer 1983 anlässlich eines Ferientrips den Hund der Familie, einen irischen Setter namens Seamus, in einer Kiste aufs Autodach gebunden. Dort musste das arme Tier zwölf Stunden lang ausharren, allerdings nicht ohne sich entsprechend bemerkbar zu machen, was den Kindern im Fond des Chevrolet auffiel. Darauf bog Romney kurz entschlossen vom Highway ab, spritzte bei einer Tankstelle Hund und Kastenwagen ab und fuhr unbeirrt mit dem Hund erneut auf dem Dach in Richtung Kanada weiter.
„Diese Geschichte ist der Beweis dafür, dass dieser Kerl nicht wie wir und bösartig ist“, argumentiert ein Marketing-Guru aus Alabama, der den Verein „Hunde gegen Romney“ gegründet hat, dessen Mitglieder gelegentlich öffentlich demonstrieren. Auch Romneys Konkurrenten können nicht von der Geschichte lassen, die 2007 in einer Artikelserie des „Boston Globe“ zum ersten Mal aufgetaucht ist. „Um ehrlich zu sein, ich bin mir nicht sicher, ob ich mir die Werturteile eines Mannes anhören soll, der seinen Hund aufs Autodach band und den Highway runter raste“, antwortete etwa Rick Santorums Wahlberater John Brabender unlängst auf eine Reporterfrage. Auch Newt Gingrich, selbst kein Kind von Traurigkeit, hat den armen Seamus thematisiert.
Mitt Romney selbst mag sich zu jenem unvergesslichen Ferientrip vor 29 Jahren nicht mehr äussern. Zwar räumt einer seiner Berater, der anonym bleiben will, gegenüber der „Washington Post“ ein, die Anekdote sei „ein klarer Negativfaktor“. Doch ein guter Wahlkampf helfe mit, das Geschehene vergessen zu lassen: „Seien wir doch ehrlich: Wenn dich bei 8,3 Prozent Arbeitslosigkeit im Land ein Hund besiegt, dann verdienst du es, zu verlieren.“. Nüchterner sieht das Ganze eine Kolumnistin der „Post“: „Schau mal, der gute Mann war mit seiner Frau, fünf Kindern und einem irischen Setter im Auto unterwegs. Wohin sonst hätte er den Hund verstauen sollen