Expertinnen und Experten mit satten Einkommen erklären uns, warum Mindestlöhne von 4.000 Franken in der Volkswirtschaft Schäden anrichten würden wie weiland der Lothar-Sturm in den Wäldern. Handelt es sich bei den Alarmierenden um Professorinnen und Professoren, gehören sie einer Berufsgruppe an, die ihrerseits von Mindestlöhnen und erst noch in Wipfelhöhe profitiert. Auch aus der Wirtschaft melden sich Besorgte, deren Verdienste schwindelerregend über den Verdiensten liegen. In diesen Kreisen gilt gottgegeben die Regel, dass nach oben unbegrenzte Löhne die Volkswirtschaft ankurbeln, nach unten begrenzte sie zugrunde richten.
Der Glaube an diese Mechanik blendet zunächst die ökonomisch vorteilhafte Tatsache aus, wonach fair bezahlte und mithin fair behandelte Menschen einsatzfreudiger arbeiten und sich mehr als ein Hungertuch leisten können. Vom Tisch gewischt wird - wenn es je dort lag - das ethische Gebot, auch Menschen mit einfacheren Gaben einen dem Mindestanstand entsprechenden Mindestlohn zu bezahlen. Künftig von Gesetzes wegen, erwies sich doch die Basis der Freiwilligkeit als zu schmal und zu schwach.
Weil die Hochdotierten, wie sie es für sich beanspruchen, die Wirtschaft so fabelhaft in Schwung halten, sind Mindestlöhne problemlos finanzierbar. Wenn schon der Ethik, dann sollten sich die Alarmisten nicht auch noch der eigenen Logik verschliessen.