Seit Wochen regnet es nicht mehr richtig. Vor allem in Norditalien und in Rom werden die zulässigen Smog-Werte stark überschritten. Betroffen ist vor allem die Lombardei.
Als vertretbar gelten 50 Mikrogramm (MG) Schadstoffe pro Kubikmeter. Am Sonntag wurden in Mailand nach Angaben der Umweltschutzbehörden 60 MG gemessen. Der Sonntag war der 97. Tag in diesem Jahr mit weit überhöhten Werten. Toleriert werden 35 solcher Tage. Auch in Como (65 MG), Monza (74 MG), Arese nahe der Schweizer Grenze (66 MG) und weiteren Gemeinden liegt die Schadstoffgrenze weit über den zulässigen Werten.
663 Euro Busse
Das totale Fahrverbot in Mailand, Pavia und zwölf weiteren Gemeinden gilt für den privaten Autoverkehr am Montag, Dienstag und Mittwoch von 10.00 Uhr vormittags bis 16.00 Uhr nachmittags. Wer trotzdem Auto fährt, riskiert eine Busse von 663 Euro, Elektroautos dürfen verkehren, auch Taxis, sie allerdings nicht schneller als mit 30 km/h.
Mit einer einzigen Fahrkarte können bis zum 1. Januar in Mailand alle öffentlichen Verkehrsmittel, Tram, Bus, Metro, einen ganzen Tag benutzt werden. Mehrere Grossverteiler haben wegen des Fahrverbots die Öffnungszeiten angepasst. Viele öffnen schon um 08.00 Uhr anstatt um 09.00 Uhr und bleiben bis 23.00 Uhr geöffnet.
Gerade Nummern, ungerade Nummern
Auch in Rom liegen die Smog-Werte über der Toleranzgrenze. Wie in Mailand vermischt sich auch in der Hauptstadt die Luftverschmutzung teils mit dichtem Nebel, was die Situation noch verschlimmert. Doch auf ein totales Fahrverbot will man in Rom zunächst verzichten. Dies zum Entsetzen der Grünen.
Die Römer Regierung beschloss, dass am Montag nur Autos mit ungeraden und am Dienstag Autos mit geraden Nummern fahren dürfen. Die Massnahme gilt von 07.30 Uhr bis 12.30 Uhr und von 16.30 Uhr bis 20.30 Uhr. Auch in Rom kann man mit einem einzigen Billet zu 1.50 Euro einen ganzen Tag den öffentlichen Verkehr benutzen.
Totales Fahrverbot in Emilia-Städten
Die Grünen verlangen, dass auch in Rom ein Verbot wie in Mailand in Kraft tritt. „Alle wissenschaftlichen Untersuchungen beweisen, dass die Luftverschmutzung für schwere Atembeschwerden und chronische Krankheiten verantwortlich ist“. Es sei unbegreiflich, dass man nur wegen des Drucks der Geschäfte und der Wirtschaft auf ein totales Fahrverbot verzichte. Die Grünen drohen: „Tut endlich etwas oder wir ziehen euch vor Gericht“, erklärt der Römer Grüne Gianfranco Mascia.
In der Emilia, in der Po-Ebene, galt bereits am Sonntag ein fast totales Fahrverbot. So durften von 08.30 Uhr bis 18.30 Uhr keine Autos in Piacenza, Reggio Emilia, Modena, Ferrara und Carpi verkehren. In Bergamo setzt man auf alternierende Nummernschilder.
"Ihr marschiert über 68'000 Leichen"
Roberto Maroni, der Präsident der Region Lombardei, hat für Montag einen Krisengipfel einberufen, um die Massnahmen gegen die Luftverschmutzung zu koordinieren. Am Dienstag werden da und dort leichte Regenschauer erwartet, was die Lage jedoch kaum entspannen wird. Mindestens bis zum Jahresende wird keine Besserung erwartet.
Natürlich wird die Situation politisch ausgeschlachtet. Beppe Grillo, der Anführer der Protestbewegung „5 stelle“, wirft der Regierung und den Behörden vor, nicht energisch genug gegen die Luftverschmutzung vorgegangen zu sein. „Die italienischen Städte gleichen immer mehr Peking“, sagt er. „Die Regierung tut alles, um das BIP um ein halbes Prozent zu steigern, sie rettet die Banken und marschiert auf 68'000 Leichen, Leichen von Italienern, die sich nicht (vor dem Smog) schützen konnten“, erklärt Grillo. “Den Preis für euren Hochmut zahlen wir mit Blut“.
Pessimistische Aussichten
Matteo Salvini, Aushängeschild der Lega Nord meint, das Fahrverbot nütze nichts. Vielmehr sollten Heizkessel besser überprüft werden. Der Autoverkehr sei nur für 20 Prozent der Luftverschmutzung verantwortlich.
Fabrizio Curcio, der Chef des Zivilschutzes gab einen pessimistischen Ausblick. Die Notsituation könne noch lange dauern, sagte er und werde in Zukunft sicher häufig auftreten.
Um der Smog-Bildung entgegenzuwirken verbieten die Mailänder Behörden das Abfeuern von Feuerwerk an Silvester und Neujahr. Ein ähnlicher Beschluss war bereits letztes Jahr befasst worden, damals allerdings nicht wegen der Luftverschmutzung - sondern aus Liebe zu Hunden und Katzen.