Welche Länder mögen die Italienerinnen und Italiener – und welche eher nicht? Die linksliberale Römer Zeitung „La Repubblica“ hat dazu eine Meinungsumfrage durchführen lassen.
Die gegenwärtige Hetze gegen Frankreich zeigt Wirkung. Die Popularitätswerte der Grande Nation sind stark eingebrochen. Vor fünf Jahren war Frankreich noch bei 41 Prozent der Befragten populär. Jetzt sind es noch 24 Prozent. Erstaunlich ist das nicht. Salvini und Di Maio führen eine eigentliche Hasskampagne gegen die Franzosen und ihren Staatspräsidenten. Sie gipfelte jetzt darin, dass Frankreich seinen Botschafter aus Rom zurückzog.
Minderwertigkeitskomplex
Seit langem haben die Italiener den Franzosen gegenüber einen latenten Minderwertigkeitskomplex. Diesen bewirtschaften jetzt die italienischen Populisten vor den Europawahlen im Mai mit grossem Elan. Italien leidet darunter, dass Frankreich in der internationalen Politik und Diplomatie eine noch immer wichtige Rolle spielt, während Italien eine Quantité négligeable ist. Dass Italien als einziges EU-Land sich dagegen sperrte, den venezolanischen Diktator Maduro fallen zu lassen, war ein Mittel, um endlich etwas internationale Aufmerksamkeit zu erheischen. Zudem gefiel das dem Lega-Freund Putin, der Maduro noch immer unterstützt.
Der Frankreich-Hass nimmt skurrile Züge an. Das Piemont, wo die italienische Republik 1861 entstand, pflegt seit jeher intensive Beziehungen zu Frankreich. Lange Zeit sprach man dort Französisch. Camillo Cavour, der erste Ministerpräsident des vereinigten Italiens, sprach kein Italienisch – dafür Französisch. Wegen der engen Beziehungen zwischen Frankreich und dem Piemont waren viele piemontesische Rathäuser mit der italienischen, der französischen und der EU-Flagge geschmückt. Aus Hass gegen Frankreich hat nun am Samstag der Stadtrat des piemontesischen Städtchens Cuneo die französische Trikolore eingezogen.
Schlüsselt man die Beliebtheitswerte nach Parteipräferenz auf, so zeigt sich: Am wenigsten beliebt ist Frankreich bei der Lega (14 Prozent). Am vernünftigsten ist der sozialdemokratische Partito Democratico (PD): 42 Prozent der PD-Anhänger mögen die Franzosen.
Die EU ist Deutschland
Auch Deutschland verliert im Belpaese an Popularität. Vor fünf Jahren waren die Deutschen bei 47 Prozent der befragten Italiener populär. Jetzt sind es noch 42 Prozent. Auch dieser Rückgang erstaunt nicht.
Die EU und der Euro werden in Italien für den misslichen Zustand des Landes verantwortlich gemacht. Eigene Fehler sieht man nicht. Und für die meisten Italiener gilt: Die EU ist Deutschland, die Union werde von Angela Merkel beherrscht.
Bei Anhängern des sozialdemokratischen Partito Democratico PD ist Deutschland mit 64 Prozent am beliebtesten. Am wenigsten geschätzt werden die Deutschen bei der Lega (30 Prozent).
Die Rechte liebt Russland, die Linke nicht
Einen Sprung nach vorn macht Russland. Vor fünf Jahren waren die Russen und ihr Präsident nur bei 16 Prozent der Italiener beliebt, jetzt sind es 27 Prozent. Salvini gibt sich immer wieder als Freund Putins aus und die Cinque Stelle pflegen engen Kontakt mit dem Kreml-Chef. Beppe Grillo, der Vater der Cinque Stelle, übernimmt in seinem Blog immer wieder Verschwörungstheorien der Putin-Trolle und der Propaganda-Plattformen Sputnik und RT.
Belusconi hatte die Linke immer wieder als Kommunisten verschrien. Jetzt zeigt sich aber, dass es die Linke ist, die am wenigsten Sympathien für die Russen hat (21 Prozent). Berlusconis Forza Italia dagegen weist einen Pro-Russlandwert von 46 Prozent auf, der höchste aller Parteien.
Erstaunlich ist das Ausmass des Popularitätsschwundes der USA. Vor fünf Jahren war Amerika mit 58 Prozent das beliebteste Land in Italien. Heute sprechen sich nur noch 38 Prozent für die USA aus. Das mag an Trump liegen, vielleicht auch daran, dass der amerikanische Präsident Italien kaum zur Kenntnis nimmt.
Die Meinungsumfrage wurde im Januar vom Institut Demos durchgeführt. Die Fehlerquote beträgt +/- 2,9%.