Entsprechend sinkt das Ansehen der Politiker. Von Zeit zu Zeit aber tun sich engagierte Bürgerinnen und Bürger zusammen, um dem herrschenden politischen Alltagstrott wirkliche Alternativen entgegenzusetzen. Nur selten geht das so gut wie bei den deutschen Grünen, die für ihren Erfolg aber nach und nach einen hohen Preis gezahlt haben und noch zahlen: Ihre Politiker sind inzwischen ebenso grau und etabliert wie die, gegen die sie mal angetreten sind.
Am rechten Rand wiederum prügeln sich die „Parteifreunde“ wie die Kesselflicker. Marine Le Pen und ihr Vater sind von wüsten Beschimpfungen inzwischen zu Gerichtsverfahren übergegangen, und die Alternative für Deutschland (AfD) hat sich gespalten. Frauke Petri hat Bernd Lucke ausgebootet. Der kluge Professor wollte sich dem rechten Populismus nicht beugen, hat die Partei verlassen und mit seinen nicht wenigen Anhängern die „Allianz für Fortschritt und Aufbruch“, Alfa, gegründet. Ihr Hauptprogrammpunkt ist das ursprüngliche Kernthema der AfD: der Euro. Ihr Hauptkonkurrent dürfte die FDP sein.
Was lernen wir daraus? Man kann die Politik der deutschen Bundeskanzlerin und ihres Finanzministers, das Taktieren des Chefs der Eurogruppe, die Beschwörungsformeln des Präsidenten des Europaparlaments und die Formelkompromisse des Finanzgruppenchefs für kurzsichtig, widersprüchlich und verhängnisvoll halten. Aber bislang ist es nicht gelungen, dem etablierten Politikbetrieb mit einer konsistenten und durchsetzungsfähigen Alternative entgegenzutreten. Aus dieser Tatsache muss man nicht unbedingt auf die Weisheit der Regierenden schliessen, aber man sollte die Weisheit ihrer Kritiker auch nicht überschätzen.