Ich habe eine etwas besondere Beziehung zum Trappistenkloster in Latrun. 1967, im Sechstagekrieg, war ich der erste israelische Soldat, der diesen Ort betrat. Ich sprach Deutsch mit den Mönchen und sie offerierten mir ein Gläschen Wein.
Erinnerung an Besuche im Trappisten-Kloster
Inzwischen habe ich das Kloster einige Male besucht, es ist sehr hübsch, man könnte sich in Zentraleuropa fühlen. Die meisten Mönche sprechen heute Hebräisch. Als Trappisten sprechen sie unter sich wohl sehr wenig, aber mit uns Besuchern sind sie nicht schüchtern. Allerdings scheinen heute mehr und mehr externe arabische Mitarbeiter die Geschäfte im Weinladen zu führen und mit den Besucher in Kontakt zu kommen, was die Attraktivität als christliches Kloster ein wenig reduziert, auch wenn diese arabischen Christen nicht weniger nett sind als die Brüder. Zwar bin ich nicht sicher, doch scheint es, dass das inzwischen zu einem Touristenziel gewordene Kloster, seine frühere romantische Zurückgezogenheit etwas verloren hat.
Zu Beginn dieser Woche haben jüdische Vandalen das Kloster angegriffen. Sie setzten Feuer an die antike hölzerne Eingangstüre und Fenster und verschmierten Wände, auf die sie sprayten „Jesus ist ein Affe“, ganz im Stile islamistischer Beschimpfungen, in denen Juden „Söhne von Affen und Schweinen“ genannt werden.
Täter aus extremistischen Siedlerkreisen
Ein unverständlicher Text im Zusammenhang mit der israelischen Siedlungspolitik beweist, dass die Täter in der extremistischen Siedlerjugend, die das Wort „Preis Etikette“ (Price Tag) als ihren Kampfschrei benutzen. Als Preis für palästinensischen Terror. Nur eben haben christliche Klöster mit dem primitiven Niveau juden- und christenhassender Islamisten und europäischer Nazis und israelkritischer Linksextremisten bewegt, gar nichts zu tun. Ganz besonders nicht, wenn es sich um ein Kloster mit europäischen Mönchen, wie Latrun, handelt. Es ist zu hoffen, dass sich im heutigen Israel, das zu einem Zufluchtshafen für verfolgte Christen aus der muslimischen Welt geworden ist, sich nicht eine Parallelbewegung zu religiösem Hass auf nichtjüdisches entwickelt.
Ansätze dazu scheint es offenbar schon zu geben, wenn auch nur unter einer kleinen aber aktivistischen Minderheit. Noch ist es möglich, diesen Trend zu unterbrechen, doch muss dazu der politische Wille der Regierung vorhanden sein. Ist er das?
Zusätzlich klickte der antiisraelische Reflex politischer palästinensischer Kreise sofort ein, in dem durch christlich-palästinensische Offizielle der Kirchen sofort auf den allgemein in Israel herrschenden Christenhass hinwiesen wurde - eine bewusste und üble Lüge, die von den heutigen Christenverfolgungen in der muslimischen Welt ablenken soll.
Eine Art jüdischer Hitlerjugend
In den letzten Tagen warfen, mit Teilerfolg, zwei zwölfeinhalbjährige Buben aus orthodoxen Siedlerkreisen Molotowcocktails auf ein Privatauto in dem eine sechsköpfige palästinensische Familie fuhr. Diese wurden zum Teil schwer verletzt. Gleich gelagert ist der ein paar Tage früher stattgefundene Versuch einer Bande jüdischer Teenager in Jerusalem drei Palästinenser zu lynchen.
Woher kommt das heute wachsende Phänomen einer Art, sagen wir mal, jüdischer Hitlerjugend, die alles hasst, das nicht jüdisch ist und im Anderen ausschliesslich und gedankenlos Amalek sieht? Ist das zionistische Projekt mit seiner humanistischen Grundlage gescheitert, gekapert von irrwitzig Ewiggestrigen, die angeleitet von kriminellen Rabbis, genau das Gegenteil tun, was uns echten Zionisten bisher vorgeschwebt hat und gelungen ist?
Es ist zu hoffen, dass die Regierung ganz allgemein und nicht nur im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das Kloster Latrun, endlich einmal gegen Terroristen aus jüdischen Reihen durchgreift und sie nicht mit Seidenhandschuhen behandelt und gar implizit unterstützt. Es darf kein Unterschied zwischen muslimischen und jüdischen Verbrechern dieser Art gemacht werden – alle verdienen dieselbe polizeiliche Anstrengung und dieselbe strenge gerichtliche Bestrafung. Das schulden wir den Opfern und, wenn nicht sogar noch mehr, dem guten Namen Israels als liberaler demokratischer Staat, in dem religiöser Hass weiterhin ein ethisches und rechtliches Tabu bleiben muss.
Einige Anmerkungen zum Thema Israel-Palästina
Vor etwa drei Jahren schrieb ich unter dem Eindruck des allgemeinen Wissensmangels und eines persönlichen Ärgers über jüdische Israelfeinde einige Zeilen, die ich, soweit ich mich erinnern kann, nie veröffentlichte. Ich habe nun diese Artikel à jour gebracht in mein Tagebuch eingefügt, da ich denke etwas Wissens- und Denkauffrischung könnte nicht schaden.
Also hier bitte: Beim Lesen von Zeitungsberichten und Kommentaren über die Ereignisse im Nahen Osten bin ich immer wieder erstaunt, wie wenig viele der Berichterstatter, sogar jene vor Ort, über die Geschichte und Hintergründe des jüdisch-arabischen Konflikts unserer Zeit wissen. Einige scheinen nur an einzelnen Sensationen interessiert, ein "Warum" zu fragen interessiert sie nicht, Hintergründe und Kontext sehen sie als Störfaktoren.
Andere wieder haben ihre Seele einseitig der palästinensischen Sache verkauft, lehnen israelische Darstellungen prinzipiell ab, denn der „Schwächere“ hat aus Prinzip immer recht. Aber es gibt Journalisten, die einen wirklichen Durchblick wollen, kritisch, sogar selbstkritisch sind und keine Angst davor haben, einen „Liebesverlust“ der palästinensischen Pressebehörde und derer Inszenierungskünstler zu riskieren.
Urteile und ihr Wirklichkeitsbezug
Ich bin stolz eine kleine Anzahl solcher Presseleute zu kennen, bei denen ich weiss, dass wenn sie Negatives (davon gibt es mehr als genug) über Israelisches schreiben, dieses der Wirklichkeit entspricht. Noch mehr gilt das für Leserbriefschreiber, auch wenn es bei diesen mehrheitlich um seelenhygienische Vorgänge handelt, mit denen Dreck verspritzt und damit Druck abgelassen wird. Doch auch diese Leserbriefschreiber beziehen ihr „Wissen“ neben eigenen Vorurteilen auch aus den Medien, die damit eine grosse Verantwortung übernommen haben.
Das hat mich auf den Gedanken gebracht einige ausgesuchte Punkte des Konfliktes in den ihnen gebührenden Kontext zu setzen und, soweit wie möglich, stichwortartig, aber nach wenigen Themen geordnet, zu erklären. Was hier niedergeschrieben ist, erhebt auf keinen Fall den Anspruch auf Vollständigkeit. Dafür gibt es genügend Literatur.
In Israel links, in der Schweiz rechts eingestuft
Vorerst eine persönliche Klarstellung: in Israel gelte ich als Linker, in der Schweiz werde ich meist als politisch Rechts stehend empfunden und einige mögen mich deshalb nicht. Ich wähle Meretz oder Arbeitspartei und bin Mitglied von „Frieden Jetzt“. Damit stehe ich nicht allein und kann damit vorzüglich, ja sogar erfüllt, leben. Ende der fünfziger bis Mitte der sechziger Jahre haben wir noch Stalin angehimmelt, das war im Haschomer Hazair und seinen Kibbuzim so üblich. Relativ schnell wurden wir davon geheilt. Ich habe gewisse Überzeugungen wie:
• Israelische Araber sind volle Bürger Israels, mit allen Rechten, aber auch allen Pflichten, die sie bis heute nur begrenzt wahrnehmen wollen. Es gibt leider auch Benachteiligungen, die ihnen von der jüdischen Gesellschaft gesetzt worden sind, worunter Araber mit technologischen Berufen leiden, da gegen sie besonders oft Sicherheitsrisiken vorgebracht werden. Statistisch gesehen sind diese aber nicht begründet. Auf der anderen Seite würde mehr Engagement für den Staat, in dem sie leben, ihr Ansehen bei sehr vielen ideologisch nicht belasteten Juden steigern und jüdischen Araberhassern den Wind aus den Segeln nehmen. Ich habe enge arabische und drusische Israelis, die das begriffen haben, zu Freunden und bin in Projekten mit ihnen aktiv.
• Ich denke, die Besiedelung der Westbank war und ist ein Fehler. Die militärische Besetzung wurde uns jedoch durch den jordanischen Angriff auf Israel aufgezwungen. Heute können wir aus diesem Gebiet nicht heraus, denn was dann geschehen würde, hat der Auszug aus Gaza eindrücklich demonstriert. 1967 habe ich die Westbank „miterobert“ – gewisse Träume aus dieser Zeit begleiten mich bis heute.
• Ich halte nichts von einem „jüdischen demokratischen“ Staat, einem Oxymoron. Wir israelischen Juden haben es in der Hand, unseren Staat jüdisch zu gestalten. Mit Religion, ohne Religion, mit Einwanderung, ob Juden oder anderen– um solches zu steuern gibt es demokratische Gesetzgebung und demokratische Grundfesten. Es gibt eine Einwanderungspolitik, wie in jedem demokratischen Land. Israel soll so jüdisch sein, wie die Schweiz schweizerisch, Frankreich französisch und die USA amerikanisch. Aber ein Israel ohne Demokratie kommt für mich nicht in Frage.
• Religion ist Privatsache. Das Judentum darf nicht nur auf seine Religion reduziert werden, sie ist Teil, aber nicht das Ganze des Judentums. Es geht ohne, auch in Israel. In der Politik darf Religion nichts zu suchen haben, sie zerstört in Israel weit mehr, als sie dem Staat beiträgt und hat einen beträchtlichen Teil zur heutigen Misere beigetragen.
Der Zionismus wurde als säkulare Bewegung gegründet, das religiöse Etablissement war für Jahrzehnte mehrheitlich zutiefst antizionistisch. Der Staat wurde 1948 als Demokratie gegründet und verstanden. Religiöser Parasitismus und extremer, das Leben verbitternder Einfluss der Religion in die israelische Politik, ist ein Produkt der letzten Jahrzehnte und existiert in dieser Form nur in diesem Land. Sie ist für undemokratische Seiten des Landes verantwortlich.
Zionismus und Judenhass
Der Zionismus ist das Produkt religiöser und geschichtlicher Sehnsüchte und Erkenntnisse des jüdischen Volkes, die durch Theodor Herzl in einen politischen Rahmen verpackt und durch gesellschaftliche und politische Arbeit von seinen Nachfolgern realisiert wurden. Der Auslöser war für Herzl die antisemitische Affäre Dreyfus in Frankreich, der Hintergrund die zweitausend Jahre alte Geschichte der Juden im Exil, ihrer Verfolgung vor allem durch das Christentum, den Islam und die Mächtigen, die den Judenhass dazu benutzten, ihre eigenen Völker zu manipulieren.
Der Zionismus ist die politisch erfolgreichste Bewegung des vergangenen Jahrhunderts und Israel eine Erfolgsstory, nicht nur im Vergleich mit seinen Nachbarländern, die fast alle ungefähr gleich lang als politisch unabhängige Staaten existieren und es zu nichts gebracht haben.
Palästina/Israel
Juden lebten auch in der Zeit des Exils in Palästina. In Jerusalem bilden sie seit über 150 Jahren die Mehrheit. Noch vor Herzls politischem Zionismus besiedelten osteuropäische Juden, meist aus religiöser Motivation, das Land. Es war dünn besiedelt, arm, grossenteils Wüste oder Malaria verseuchte Sümpfe. Araber bildeten die Mehrheit der Bevölkerung. Vor allem während der britischen Mandatszeit, als sich das Land durch die wachsende jüdische Einwanderung wirtschaftlich zu entwickeln begann, liessen sich Arbeit suchende Araber aus anderen arabischen Ländern und Regionen gerne in Palästina nieder.
Die Ansprüche auf Jerusalem
Nach der Vertreibung der Juden durch Rom im Jahre 70 unserer Zeitrechnung, wurde Jerusalem zum Zentrum jüdischer Sehnsüchte. Der Ausdruck „Nächstes Jahr in Jerusalem“ ist seither Teil der jüdischen Liturgie, wurde jedoch seit dem Entstehen des politischen Zionismus zur Realisierung des jüdischen Traums der Rückkehr in die Heimat aktiviert. Im Gegensatz zum Judentum gilt Jerusalem im Islam erst als drittwichtigste heilige Stadt der Religion. Im Koran ist sie nirgends erwähnt. Es ist offensichtlich, dass der islamische Anspruch auf Jerusalem neueren Datums ist und fast ausschliesslich als politischer Widerspruch zum zweitausend Jahre alten historischen Anspruch der Juden ins Leben gerufen worden ist.
Vor der antijüdischen Politisierung des arabischen Anspruchs auf Jerusalem und dessen islamische Heiligkeit, wurde diese Stadt kaum erwähnt, weder in den Medien noch in den Aussagen der muslimischen Welt. In der Zeit zwischen 1948 und 1967, als Ostjerusalem unter jordanischer Kontrolle war, wurde der riesige jüdischen Friedhof auf dem Ölberg geschändet, Grabsteine zum Bau von Pissoirs verwendet und so arabischer (oder eher islamistischer) Judenhass sogar auf tote Juden der desinteressierten Welt demonstriert. Erst seit dem Sechstagekrieg in 1967 sind sämtliche Heiligen Stätten Jerusalems für jedermann frei zu besuchen.
Palästinensische und jüdische Flüchtlinge
Das bis heute durch die arabische Welt und die UNO künstlich am Leben erhaltene Flüchtlingselend der Palästinenser ist vor allem das Resultat ihrer Weigerung die UNO-Resolution (Res. 181/1947, der Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat) anzuerkennen. Israel begrüsste diesen Entscheid, die arabische Welt missachtete ihn. Nach Ausrufen des Staates Israel auf Grund dieser UNO-Resolution zur Teilung Palästinas in einen arabischen und einen jüdischen Staat, griffen palästinensische Freischärler und Armeen arabischer Staaten Israel an. Damit erzeugten sie die „Mutter aller Missachtungen“ von UNO-Resolutionen im Zusammenhang mit dem Konflikt zwischen Israel und der arabischen Welt. Hätte die arabische Welt Res. 181 akzeptiert, wäre kein Krieg ausgebrochen und kein Flüchtlingsproblem entstanden.
Die damaligen arabischen Flüchtlinge flohen aus Angst vor den Juden, wurden von der arabischen Welt zum Fliehen aufgefordert und teilweise auch von der israelischen Armee verjagt (z.B. siehe Benny Morris: 1948). Es gibt auch verbürgte Fälle von jüdischen Politikern, die Araber vor dem Fliehen hinderten, indem sie ihnen Schutz garantierten (Beispiel: Faradis, ein heute florierendes Dorf neben der jüdischen Stadt Zichron Ya’akov oder die Stadt Haifa). Der arabische Angriff auf Israel in 1948 ist der ausschliessliche Grund für das bis heute dauernde Flüchtlingsproblem der palästinensischen Araber.
Soweit zu den arabischen Flüchtlingen. In arabischen Ländern lebten in 1945 schätzungsweise 870'000 Juden, jüdische Gemeinden existierten seit über 2500 Jahren. Schon Monate vor der Abstimmung zur UNO-Resolution 181 warnten arabische UNO-Delegierte, eine Teilung Palästinas würde Juden in arabischen Ländern gefährden. Nach der Abstimmung fanden in arabischen Ländern Pogrome statt, die Juden flohen, ihr Besitz wurde konfisziert. Hunderttausende Juden aus arabischen Ländern kamen besitzlos und verarmt in Israel an, wo sie, in völligem Gegensatz zu den arabischen Flüchtlingen aus Palästina, schnell, wenn auch nicht immer problemlos, integriert wurden. Fachleute schätzen, dass 1948 und noch wenige Jahre danach, mehr Juden aus arabischen Ländern fliehen mussten, als Araber aus Israel geflohen sind. Man spricht von etwa 900'000 Juden und etwa 800'000 Arabern. Beide Zahlen variieren. Heute sind nur noch einzelne jüdische Familien in arabischen Ländern zu finden.
Arabische Israelis bilden inzwischen rund zwanzig Prozent der israelischen Bevölkerung, florieren als gleichberechtigte Staatsbürger, auch wenn es noch immer gewisse Ungerechtigkeiten ihnen gegenüber gibt.
Entstehung eines palästinensischen Nationalbewusstseins
Teile des Nachfolgenden entnehme ich aus der Wikipedia, die in diesen Abschnitten die Tatsachen korrekt wiedergibt (was sie nicht immer tut).
Als Palästinenser galten ursprünglich alle Bewohner des gesamten britischen Mandatsgebiets Palästina, auch die Juden. Heute wird diese Bezeichnung vor allem für die Arabisch sprechenden Bewohner im Westjordanland und dem Gazastreifen, sowie für im Ausland lebende Nachkommen gebraucht. Der heutige Begriff „Palästinenser“ in seiner jetzigen Form existiert in dieser Bedeutung erst seit der ersten Charta der PLO 1964. In UNO-Resolutionen war nur von „Palästinaflüchtlingen“ die Rede. Eine massgebliche Rolle bei der Schaffung eines breiten palästinensischen Nationalbewusstseins spielte Yassir Arafat. Unter seiner Führung wurden die Palästinenser von den Vereinten Nationen zu einem Völkerrechtssubjekt erklärt.
Die heutigen Palästinenser besitzen ihr eigenes Nationalbewusstsein und das sollte akzeptiert werden. Die Zeit steht nicht still. Wenn sie einen eigenen Staat wollen, sollen sie ihn haben. Allerdings mit Bedingungen, mit denen ein friedliches Nebeneinander mit Israel garantiert wird: Judenhass darf nicht mehr zum Pflichtfach an den Schulen und bei Predigten in den Moscheen gehören und dem Terrorismus muss völlig und kontrolliert abgeschworen wird.
Moderner islamischer Judenhass
Der Ägypter Hassan Al-Banna (später kam auch Sayed Qutb dazu, beide kamen durch Gewalt ums Leben) gründete Anfangs der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts die Muslimische Brüderschaft. Judenhass war von Beginn an ein wesentlicher Teil seiner Theorien und er wurde fast von Beginn an von Hitlers Rassentheorien beeinflusst. Der Grossmufti von Jerusalem, Hadj Amin El-Husseini, wie Al-Banna schon früh ein Bewunderer Hitlers, wurde sein Anhänger und verbrachte die Jahre des Zweiten Weltkrieges in Berlin. Es entstand eine enge Zusammenarbeit zwischen Nazideutschland, den Muslimbrüdern und dem Grossmufti. Die damals gemeinsam entwickelten Rassentheorien gegenüber den Juden sind noch immer lebendig. Sie sind die Grundlage des heutigen Judenhasses der arabisch-muslimischen Welt und den dazugehörenden Aktivitäten wie Terror, rassistische Propaganda und Erziehung zum Antisemitismus.
Die arabische Politik missbraucht die Juden als Sündenbock, um sich vor Wahrnehmung eigener politischer Verantwortung zu drücken. Islamistische Politik missbraucht das jüdische Volk und Israel, um sie als Repräsentanten westlicher Zivilisation und Lebensart zu zerstören. Neuerdings ist der Präsident Ägyptens ein Muslimbruder, es aber noch zu früh politische Änderungen zu sehen.
Im Kontext berichten
Mein Anliegen an alle, die sich mit Israel-Palästina Berichterstattung und Kommentierung befassen ist auch die schönsten Sensationen ihrer Reportagen im dazugehörenden Kontext zu schreiben und Hintergründe, historische und heutige, einzubeziehen. Das wäre ein grosser Schritt hin zu fundierterer Berichterstattung. Ich wurde schon von Journalisten gefragt, ob denn das von ihnen zum Thema gemachte Vorkommnis wirklich stattgefunden habe. Manchmal hat es stattgefunden, doch das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass wenn Vorkommnisse aus dem Kontext gerissen werden, dies öfters als nicht, zu Verfälschungen führt– vielleicht unbeabsichtigt, aber eben, das ist mein Verdacht, auch ideologisch beabsichtigt.
Der neue Antizionismus im Westen
Als 1948 der von der UNO-Generalversammlung (UNO-Resolution 181) beschlossene Staat Israel ausgerufen wurde, wurde er von vielen in der westlichen Welt bewundert. Seine militärische Leistung zu überleben war, sind wir ehrlich, vielen nicht ganz verständlich, sogar unverhofft. Seine zivilisatorische Leistung, sein mit dem des Ostblock nicht zu vergleichender lebendiger Sozialismus, der für alle zu beobachtende Fortschritt des Aufbaus einer neuen modernen Gesellschaft beeindruckte.
Hunderttausende junge Menschen aus dem Westen kamen in den ersten zwei oder drei Jahrzehnten als Freiwillige nach Israel um dabei mitzuhelfen, lernten Hebräisch und einige blieben im Land, etwas das bis heute andauert, wenn auch in kleinerem Massstab. Israel war der kleine David, der sich gegen die bösen arabischen Angreifer und dessen Terror und Kriege stets mit Erfolg zur Wehr setzte, siegreich überlebte, wuchs und gedieh. Israel ist noch immer der kleine David, aber aus Notwendigkeit bis zu den Zähnen bewaffnet um zu überleben.
Rollen- und Wahrnehmungswechsel
In den siebziger und achtziger Jahren kehrte sich das Bild. Die Wahrnehmung, aber nicht die Fakten, wurden auf den Kopf gestellt. Plötzlich gab es „Palästinenser“ (siehe oben), sie wurden die alleinigen Vertreter des arabischen Volkes und damit zum kleinen unschuldigen David, der nie etwas Böses getan hatte, auch wenn sie gerne Juden terrorisierten und umbrachten.
Die linken Bewunderer des frühen Israels hatten Pech. Im Gegensatz zum europäischen Sozialismus oder des totalitären Kommunismus, der 1989 vollständig zusammenbrach, wurde der israelische Sozialismus – oder mehr die Sozialdemokratie – zu einem Erfolgsmodell. Später in Kombination mit freierer Marktwirtschaft und High Tech zum wirtschaftlichen verstärkte sich dieser Trend. Auch in Israel gab und gibt es Perioden unfassbarer Teuerung, sozialpolitischer Krise, Armut und Not. Auch die zwischenmenschliche Gewalt ist in den letzten Jahrzehnten leider gewachsen, eine unerwünschte Anpassung an die regionale Kultur.
Dazu existiert Israel in einer Ecke der Welt, in der Gewalt, völliger Missbrauch sämtlicher Menschenrechte, extreme Korruption und religiöser Totalitarismus das Leben bestimmen. Israel demonstriert hier seinen Nachbarn, dass es auch anders geht, dass eine freie Gesellschaft auch im Mittleren Osten leben und florieren kann. Ich bin überzeugt, dass diese Tatsache einer der Gründe für die hasserfüllte Feindschaft der muslimischen Welt auf den Staat der Juden ist. Es ist der Zusammenstoss einer freien Gesellschaft mit einer Welt deren Gesellschaft von heute überholten auf Nichtwissen und Aberglauben beruhenden Traditionen des Mittelalters bestimmt werden.
Sogar wenn wir berücksichtigen wie heute in der israelischen Gesellschaft Gefahren bestehen, einem nationalistischen und religiös-reaktionären Judentum zum Opfer zu fallen- einem wirklichen Vergleich stellt sich diesem Dilemma nicht.
Die radikalen jüdischen Israel-Kritiker
Auf die Motivation kommt es an. Bei den heutigen jüdischen „Israelkritikern“, die unter dem Einfluss der mörderischen Vorgänge in der muslimischen Welt relativ schweigsam geworden sind - vielleicht, weil sie herauszufinden versuchen, wie diese Vorgänge Israel angelastet werden könnten. Was nicht klar scheint ist die Motivation dieser Juden, die unbesehen alles unterstützen, mit dem sie ihren Dreck gegen Israel schleudern können.
Mit der leider heute bestehenden rechtsradikalen Regierung Israels Netanyahu hat das nichts zu tun. Es geht, so sehe ich das, darum jede Selbstverteidigungsaktion Israel als unberechtigt darzustellen, als hätte es in Israel nie palästinensischen Terror und Massenmord an Juden gegeben, als wären aus dem Libanon und dem Gazastreifen nie Tausende von Raketen nach Israel geschossen worden. Als hätte der Staat der Juden kein Recht darauf zu überleben. Die vor allem selbst verursachte Not der Palästinenser, soweit vorhanden und nicht herbeigelogen, wird natürlich vollständig Israel angelastet.
Unverständliche Motive?
Über die Motivation dieser jüdischen „Israel-Kritiker“ kann man als psychologischer Laie nur raten. Wollen sie sich durch Israelkritik als „gute“ Juden outen, die sich sonst schämen offen Juden zu sein? Fürchten sie sich doppelter Loyalität angeklagt zu werden? Wollen sie sich schlicht wichtigmachen? Die Tatsache, dass sie sich ausschliesslich für palästinensische Menschenrechte interessieren, aber zu allen wirklich horriblen Vorgängen in der arabischen Welt und anderswo tapfer schweigen, macht diese Judenfeinde aus eigenen jüdischen Reihen zu einer gruseligen Ansammlung perverser Persönlichkeiten.
Jeder kann in unserer freien Gesellschaft sagen und soweit der Verstand das zulässt, denken was er will. Diese „Gutmenschen“ dürfen das, genauso wie ich. Dafür müssen wir dankbar sein.
Die Texte sind leicht gekürzt vom eigenen Blog des Autors übernommen worden: www.uristagebuchausisrael.blogspot.com