Was die Natur dem Weisstannental oberhalb Mels im Sarganserland an Schönheit schenkte, ist von Menschenhand um die denkmalpflegerisch behutsame Restaurierung der alten Post, der ehemaligen, 1772 im spätbarocken Stil errichteten Sust des adligen Damenstifts Schänis, überzeugend bereichert worden. Der fünfgeschossige schmale Steinbau über einem Keller und unter einem steilen Satteldach diente als klösterliches Verwaltungsgebäude, als Gasthof, Bäckerei, Kolonialwarenladen und Post schon immer der alltäglichen Begegnung und soll nun diese Bestimmung als Talschaftsmuseum kulturell und interaktiv fortsetzen.
Freude und Stolz
Im festen Glauben, die anderthalb Millionen Franken bei Privaten, Stiftungen und der öffentlichen Hand beschaffen zu können, und beflügelt vom Willen, dem Tal mit seinen 250 Einwohnern die Zukunft zu sichern, kaufte die «Stiftung Erlebnis Weisstannental» das vom jahrelangen Leerstand gezeichnete historische Objekt und liess es, auch mit dem Einsatz tüchtiger Freiwilliger, sanieren und umbauen.
Den ersten Lohn für die Mühen zwischen Hoffen und Bangen bezahlte ein offensichtlich des Lobes voller Petrus, indem er zur Eröffnung den Pfingstsamstag auf blauen Himmel und goldene Sonne programmierte. Vollendet passend zum feierlichen Akt der Geistlichkeit, die das «Museum in der alten Post» unter Gottes Segen stellte und gemeinsam mit den Eröffnungsgästen das Unser Vater betete.
Dem Ernst folgten heitere, von Dankbarkeit ergriffene Reden, ihnen kräftiger Beifall und musikalische Grüsse. In der grossen und strahlenden Festgemeinde waren die enorme Bedeutung ablesbar, die dem neuen Werk für das Wohlergehen der Talschaft beigemessen wird, und der Stolz, nach der Restaurierung der alten Dorfsäge und der alten Sennerei nun auch die Instandstellung der alten Post verwirklicht zu haben. Mit 1,5 Millionen Franken wurden im Weisstannental Gefühle des Selbstbewusstseins und der Zuversicht geweckt, wofür es in der urbanen Schweiz Abermillionen braucht – sofern sie überhaupt genügen. Der Pfingstsamstag hoch über dem Walensee und in der als Unesco-Welterbe anerkannten Sardona-Arena war berührend.
Bewährungsprobe
Die Ziele der Museums-Initianten fürs von der Natur, nicht jedoch von der wirtschaftlichen Entwicklung verwöhnte Tal sind so richtig wie ambitiös. Mit der Attraktivität des Gebäudes, mit der ortsbezogenen historischen Sammlung, mit Wechselausstellungen, Vorträgen, Kursen und gesellschaftlichen Anlässen sollen die Zusammengehörigkeit der Einheimischen gestärkt, der Bekanntheitsgrad des Weisstannentals gesteigert und der sanfte Tourismus gefördert werden.
Chancen und Risiken sind von den fest im Boden der Realität verankerten Verantwortlichen akribisch und kompetent gegeneinander abgewogen worden. Die Schwere der Herausforderung, die wegen der beschränkten finanziellen Mittel nicht geringer wird, ist bekannt. Wahrscheinlich dürfte die Phase bis zur Eröffnung der alten Post leichter gewesen sein als die jetzt beginnende Zeit der Bewährung. Die Besucherzahlen des Museums hängen in erster Linie von der ausstrahlenden Originalität und Qualität der Sonderausstellungen ab. Sie müssen von sich reden machen und – weil ein geölter Marketing-Turbo fehlt – die Werbung von Mund zu Mund in Schwung bringen.
Das bestechende Argument liegt in der Echtheit. Museum und Tal bieten mit der Authentizität, Ehrlichkeit und modern gelebten Tradition jene Werte, deren Nachfrage wächst. Das ist eine hoffentlich zutreffende Prognose und auf jeden Fall ein verdienter Wunsch.