Sie verursachen nur Kosten, schaffen Unsicherheit und Unruhe, nehmen in einzelnen Ländern Arbeitsplätze weg, schüren die Angst vor dem Fremden, rutschen da und dort in die Kriminalität und geben Rechtsaussen-Populisten und Fremdenhassern bei den nächsten Wahlen Auftrieb.
Europa will sie nicht und tut so, als lägen sie uns am Herzen. Viel humanitäres Gesäusel ist im Spiel. „Natürlich muss man den Flüchtlingen helfen“, heisst es, „aber sie sollen bitte woanders aufgenommen werden und nicht zu uns kommen“. Grossbritannien gibt da ein entlarvendes Exempel.
Viele fühlen sich in diesen Tagen bemüssigt, Ratschläge zu geben, wie das Problem zu regeln sei. Diese Rezepte bewegen sich zwischen radikalem Gutmenschentum und menschenverachtenden Forderungen („lasst sie absaufen, das spricht sich herum, dann kommen sie nicht mehr“).
Plötzlich wissen alle, was man früher hätte tun sollen. Und natürlich kritisieren die Besserwisser und Stammtischschwätzer die USA, die Nato, Italien und die EU. Was die nicht alles falsch gemacht haben! Im Syrienkrieg hätte man eingreifen sollen; Ghadhafi hätte nicht gestürzt werden sollen, Afrika hätte man früher entwickeln sollen. Und überhaupt.
Wir müssen einsehen, dass es Probleme gibt, die man nicht lösen kann. Oder zumindest: „in absehbarer Zeit“ nicht lösen kann. Der Nahe Osten kommt nicht so schnell zur Ruhe, und die Armut in Afrika beseitigt man nicht in einer oder zwei Generationen. Welche Massnahmen man auch immer ergreift: Die Schlepper werden Wege finden, um die Flüchtlinge nach Europa zu schleusen. Zu viel Geld wird da verdient. Auch wenn Flüchtlingsboote bombardiert werden, auch wenn das Mittelmeer abgesperrt wird, auch wenn Lager in Libyen errichtet werden, auch wenn Schlepper festgenommen oder von Geheimdiensten getötet werden – der Flüchtlingsstrom wird nicht abreissen.
Natürlich ist Nichtstun nicht die Lösung. Doch bewahren wir uns vor der Illusion, dass die jetzt diskutierten Rezepte schnellen Erfolg haben werden.
Die Flüchtlinge sind Menschen, die vor Armut und Krieg fliehen und ein besseres Leben suchen. Das ist ihr Recht.
Was kann Europa tun? Dass es zusammensteht, dass es hilft, die Menschen vor dem Ertrinken zu retten, dass es versucht, gemeinsam die Probleme anzugehen, gemeinsam die Flüchtlinge aufzuteilen – und dass es sie menschenwürdig aufnimmt. Eine Zivilisation zeigt ihre Stärke dadurch, wie sie mit den Schwachen umgeht.