Die jüngste Nachricht: Drei geständige ehemalige Manager der UBS wurden in den USA wegen Anleihen-Manipulationen des Betrugs schuldig gesprochen. Das Gericht befand, dass sie den Gewinn nicht in die eigene Tasche steckten, sondern der UBS zuführten. Die Bank hatte in diesem Zusammenhang bereits zuvor in einem Vergleich eine Busse von 160 Millionen Dollar bezahlt. Business as usual.
UBS = Unzählige Bussen Suchen?
780 Millionen Dollar Busse im Vergleich wegen systematischer Beihilfe zur Steuerhinterziehung. 160 Millionen für die Anleihen-Manipulation. Millionenrückstellungen für die Beteiligung an der Manipulation des Libor-Zinses, die in einer Selbstanzeige endete. In der Schweiz führt die Swatch-Group einen Multimillionenprozess wegen Falschberatung. Betreibungen gegen die Bank und Rückstellungen wegen Prozessrisiken addieren sich zu Multimillionenbeträgen. Diverse Prozesse, die bis in die Vorgeschichte der Finanzkrise 1 reichen, sind hängig. Ist das Business as usual?
Betreiben, schnell gemacht
Natürlich kann jeder Bankkunde, der einen Verlust erlitten hat, mit wenigen Handgriffen und für wenig Geld eine Betreibung gegen ein Finanzhaus einreichen. Normalerweise regelt sich das mit einer schnellen Zahlung via Vergleich oder mit Erheben des Rechtsvorschlags. Damit wird der Betreiber gezwungen, einen Prozess anzustrengen – oder auf seine Forderung zu verzichten. Prozesse sind bekanntlich teuer, Gebühren und Anwaltskosten hängen vom Streitwert ab. Also braucht es Entschlossenheit und eine gut gefüllte Kriegskasse. Auf beiden Seiten. Dann dauert es Jahre, bis ein letztinstanzliches Urteil vorliegt.
Betreibungsauszug als Messpegel
In den Folgejahren nach der Finanzkrise erreichte die Fieberkurve der gesamten Betreibungen gegen die UBS immerhin den stolzen Betrag von 2,4 Milliarden Franken, weit mehr als der gelegentlich ausgewiesene Reingewinn. Das bedeutet natürlich nicht, dass dieser Gesamtbetrag im Feuer steht. Andererseits machen alleine die Bussenzahlungen der letzten zwei, drei Jahre mehr als eine Milliarde Franken aus. Zählen wir noch den jüngsten Spekulationsverlust von 2,3 Milliarden Dollar eines UBS-Investmentzockerbankers dazu, bewegen wir uns im Multimilliardenbereich. Das sind im Vergleich zu einem Eigenkapital von rund 30 Milliarden keinesfalls Peanuts. Alles zusammen bedeutet, dass die Bank eine hochriskante Geschäftspolitik fährt.
Haftung und Verantwortung
Laut ewig wiederholter Lesart der UBS handelt es sich hier um Einzelfälle, bedauerliche kriminelle Entgleisungen von Mitarbeitern, mit dem besten Risk Management nicht auszuschliessende Unfälle, von denen die Geschäftsleitung keine Ahnung hatte, die sie aber aufs schärfste verurteilt. Zudem wurden und werden natürlich jedes Mal alle nötigen Massnahmen ergriffen, um eine Wiederholung zu vermeiden. Deshalb musste auch bislang kein einziger der fünf CEOs, die sich seit 2008 die Klinke zum Chefbüro der UBS in die Hand gaben, in irgend einer Form die Haftung für dieses Schlamassel übernehmen. Die Verantwortung gelegentlich schon, mehr oder weniger knirschend. Aber das endete dann im Rücktritt und dem Geniessen des bis dahin angehäuften Vermögens.
Systemfehler
Nicht nur bei der UBS, auch bei der Credit Suisse, wie alleine die Verwicklung in den Skandal um manipulierte Aktienabrechnungen beweist, handelt es sich aber nicht um eine Verkettung unglücklicher Unfälle, um das normale Risiko, das jede Bank hat, wenn sie im globalisierten Finanzcasino mitspielt. Es handelt sich vielmehr um einen Systemfehler. Wer ein verschwindend geringes Eigenkapital hat, haftet nicht. Wer nicht haftet, zockt. Wer zockt, verliert mindestens so häufig wie er gewinnt. Sei das mit legalen Wetten oder mit illegalen Manipulationen. Der Systemfehler besteht darin, dass auch hier einfach Wahrscheinlichkeitsrechnungen angestellt werden. Welcher potenzielle Gewinn steht welchem potenziellen Verlust gegenüber, Bussen und Entschädigungszahlungen inbegriffen.
Die Algorithmisierung des Wahnsinns
Auch dafür gibt es Formeln, der begleitende Reputationsschaden im Desasterfall ist ebenfalls eingepreist, wie es im Bankertalk so schön heisst. Da es sich aber auch hier nicht um Wissenschaft, sondern um wilde Raterei, verkleidet in ein mathematisches Mäntelchen handelt, kann das Endergebnis, Profit oder Busse plus Entschädigung schenken mehr ein, natürlich nicht vorausberechnet werden. Da dahinter ein brandgefährlicher Systemfehler steckt, kann der auch nicht mit Absichtserklärungen oder Adjustierungen im Geschäftsmodell repariert werden. Sondern nur mit der Zerschlagung dieser beiden Grossbanken, damit ihr möglicher Untergang nicht die ganze Schweiz ins Elend reisst.