Die Anti-Impf-Hysteriker sind gewaltig gescheitert. 62 Prozent der stimmenden Schweizerinnen und Schweizer zeigten ihnen die Rote Karte. Ihr aggressiver Abstimmungskampf hat das Gegenteil bewirkt. Doch viele von ihnen werden weiter pöbeln. Langsam reisst der Geduldfaden der (geimpften) Bevölkerung. Ein Kommentar.
Monatelang gingen uns die Impfgegner mit ihrem Geschrei auf die Nerven. Monatelang verbreiteten sie Unsinn, Verschwörungsphantasien, Verdrehungen und pure Lügen. Jetzt sind sie zum zweiten Mal kräftig abgestraft worden. .
Die Zahl der Befürworter des Covid-Gesetzes ist während der lauten Anti-Impfkampagne sogar noch gestiegen. Letzte Umfragen hatten einen Anteil von 61 Prozent Ja vorausgesagt. Jetzt sind es 62 Prozent. Im Vergleich zur ersten Covid-Abstimmung am 13. Juni sind es 2,34 Prozent mehr. Die Nein-Kampagne war also kontraproduktiv und hat auch das Ja-Lager mobilisiert.
Die Impf- und Zertifikatsgegner sind es, die eine Mitverantwortung tragen, dass die Pandemie verlängert wird. Sie sind es, die der Wirtschaft und der Gesellschaft schaden! Würden nämlich möglichst viele geimpft, könnten wir frei herumspazieren. Sie sind mitverantwortlich für den Pflegenotstand – dafür auch, dass wichtige Operationen nicht durchgeführt werden können.
Die Zahlen steigen und steigen. Nicht der Bundesrat ist schuld daran; vor allem die Impfverweigerer sind es! Es bräuchte eigentlich wenig Vernunft, um das nachvollziehen zu können. Aber Vernunft ist nicht ihre Sache.
Viele Medien spielten ihr Spiel mit und überschlugen sich mit Berichten über Proteste und Demonstrationen.
Sie klebten das Land mit riesigen Plakaten voll. Sie verstopften unsere Briefkästen mit haarsträubenden Behauptungen. Sie schrien, pöbelten, verleumdeten und protestierten. Wider besseren Wissens tischten sie dicke Lügen auf. Und viele Medien spielten ihr Spiel mit und überschlugen sich mit Berichten über Proteste und Demonstrationen. Jede noch so winzige Demonstration wurde gehypt.
Die Has-beens und die zu kurz Gekommenen witterten ihre Chance, endlich wieder in den Medien aufzutauchen. Und sie konnten sicher sein, dass nicht nur der Boulevard sie begleitete. Da gibt es – zum Beispiel – diesen Marco Rima, einen Viertklass- Komiker. Er war nie etwas, ist nichts und wird nie etwas sein. Er versuchte die Chance zu packen und sich als Impfgegner in Szene zu setzen. Und die Medien berichteten und berichteten. Selbst die NZZ widmete ihm eine ganze, lange Spalte. Der Artikel war allerdings ebenso wirr wie Rima selbst.
Oder: «Ich lasse mich nicht impfen» posaunte eine Bianca Sissing ins Land hinaus. Sie war dem Blick eine fette Schlagzeile wert. Who the hell is Bianca Sissing! Welche Relevanz hat diese Dame. Wenn 15 Halb-Irre demonstrieren, war das gewissen Medien ein längerer Bericht wert.
Wir sollten den lieben Gott preisen, dass unser Bundesrat das Sagen hat und nicht diese ewigen Oberlehrer, Besserwisser und Rechthaber.
Sogenannte Experten, Chefredaktoren und Hobby-Virologen lasen dem Bundesrat die Leviten. Sie wussten natürlich, was man hätte tun und lassen sollen. Wir sollten den lieben Gott preisen, dass unser Bundesrat das Sagen hat und nicht diese ewigen Oberlehrer, Besserwisser und Rechthaber.
Und das Gesäusel von den «Impfskeptikern». Das sind keine «Skeptiker», das sind knallharte Impfverweigerer, die das Leben anderer riskieren. Was sie nicht hindert zu behaupten, unsere Demokratie sei in Gefahr. Als ob die Schweiz auf Treibsand gebaut wäre.
Man hätte den Eindruck, als fegte ein Sturm der Entrüstung gegen den Bundesrat und das Covid-Gesetz durchs Land. Doch der Sturm war in Wirklichkeit ein laues Windchen. Die Impf- und Zertifikatshasser sind eine erbärmliche Minderheit. Eine laute, krude Minderheit allerdings, die – gefühlt – 80 Prozent der Schlagzeilen produzierten.
Im Gegensatz zu ihrer klaffenden Allgegenwart sah man fast keine Ja-Plakate. Die Befürworter des Gesetzes traten im Abstimmungskampf kaum in Erscheinung. Umso erstaunlicher ist es, dass 62 Prozent gegen die Schreihälse gestimmt haben und sich von ihrer riesigen Werbekampagne nicht beeinflussen liessen. Die Lehre davon ist: Schreien kann kontraproduktiv sein. Und: auch mit viel Geld gewinnt man nicht zwingend einen Abstimmungskampf. In der Schweiz hat wieder einmal die Vernunft gesiegt.
Alain Berset, von den Impfkritikern verteufelt, ist laut einer SRG-Umfrage mit Abstand der beliebteste Bundesrat. Und Ueli Maurer stürzte ab.
Danken wir unserer Landesregierung, dass sie uns recht gut durch diese Pandemie steuert. Danken wir Alain Berset, der einen sehr guten, vernünftigen, wahrlich nicht erfreulichen Job macht. Natürlich gab es Fehler, ärgerliche sogar, natürlich gab und gibt es Fehleinschätzungen, Pannen und Leerlauf. Natürlich soll man der Regierung und den Bundesämtern auf die Finger schauen, und natürlich wäre eine schnellere Gangart sinnvoll gewesen. Aber hätten die Oberlehrer und Neunmalklugen es besser gemacht?
In dem nicht enden wollenden Geschrei der Impfgegner geht oft vergessen, dass eine überwältigende Mehrheit für das Impfen, für das Zertifikat, für den Bundesrat und für harte Massnahmen bei der Pandemie-Bekämpfung eintritt. Jüngste Umfragen zeigen, dass die Mehrheit der Schweizer für 2G und sogar für eine Impfpflicht ist. Alain Berset, von den Impfkritikern verteufelt, ist laut einer SRG-Umfrage mit Abstand der beliebteste Bundesrat. Und Ueli Maurer, der einzige bundesrätliche «Impfskeptiker» (mit Trychler-T-Shirt) hat im Popularitätsranking der Bundesräte einen eigentlichen Absturz erlebt. Er liegt jetzt auf dem zweitletzten Platz.
Es mag ja einige geben, die ehrenwerte Gründe gegen das Impfen ins Feld führen (drohender Verlust der Fruchtbarkeit, drohender Potenzverlust) – Gründe allerdings, die die Wissenschaft als unsinnig bezeichnet.
Da gibt es die notorischen Krawallmacher, denen Krawalle etwas Würze in ihr langweiliges Leben bringen.
Doch vielen geht es gar nicht ums Impfen. Es geht um ein stumpfes Aufbegehren gegen jede Autorität: gegen «die da oben». Viele wollen sich einfach wichtig machen, da sie nicht oder nicht mehr wichtig sind. Da gibt es Esoteriker, religiöse Spinner. Und jene, die mit abenteuerlichen Untersuchungen hausieren, die jedem vernünftigen Wissenschaftler die Haare zu Berge stehen lassen. Viele leben in Parallelwelten und haben Wahnvorstellungen. Für andere ist es ein Happening, etwas Klamauk, etwas Südkurve, etwas Anarchie. Da gibt es die notorischen Krawallmacher, denen Krawalle etwas Würze in ihr langweiliges Leben bringen. Oder da gibt es die Querdenker, die Wissenschaftsleugner oder jene, die einfach zu faul sind, um sich impfen zu lassen oder Angst vor dem Piks haben. Und in ihrem Windschatten segeln Radikale und Rechtsextreme.
Und natürlich gibt es die, die politisches Kapital daraus schlagen möchten. Das sind vor allem jene, deren Partei nicht mehr ganz so hoch im Kurs steht und die sonst keine Themen mehr haben.
Sicher haben auch all diese Leute das Recht, ihre Meinung zu äussern und wahrgenommen zu werden. Aber müssen die Medien das während Monaten flächendeckend hochspielen, anheizen? Natürlich haben die Medien die Pflicht, sachlich über den Verlauf dieser Pandemie, die uns leider alle erheblich betrifft, zu informieren. Aber muss da jeder Hysteriker zu Wort kommen?
Zwar ist es in unserer Demokratie so, dass die Verlierer ihre Niederlage eingestehen und sich den Gewinnern unterordnen. Doch gerade sie, die unsere Demokratie in Gefahr sehen, missachten diese demokratische Grundregel. Sie werden keine Ruhe geben und weiter Unterschriften sammeln und weiter pöbeln. Und sie können sicher sein, dass die Medien wieder berichten und berichten und berichten.
Der Souverän, also das Volk, ist die höchste Staatsmacht in einer Demokratie. Dieser Souverän hat zwei Mal klar entschieden. Es wäre an der Zeit, dass die Verlierer ihre Niederlage akzeptieren.
Einige sprechen in trumpscher Manier von «Abstimmungsbetrug». Die radikale Splittergruppe «Mass-voll» sagt, das Ergebnis sei «nicht legitim und für uns nicht bindend». Damit zeigen sie ihr Demokratie-Verständnis und demaskieren sich vollends.
Doch das tun viele von ihnen nicht. Einige der Krawallmacher wollen nicht aufgeben. In den sozialen Medien wurde dazu aufgerufen, sich auf dem Bundesplatz zu einer Protestaktion zu versammeln. Aus Angst vor Ausschreitungen wurde das Bundeshaus vorsorglich abgesperrt. Einige wollen eine Anti-Impf-Partei gründen. Andere sprechen in trumpscher Manier von «Abstimmungsbetrug». Damit zeigen sie ihr Demokratie-Verständnis und demaskieren sich vollends.
Soll sich eine satte Mehrheit der Bevölkerung weiterhin von einer starrsinnigen, rechthaberischen Minderheit terrorisieren lassen? Toleranz gegenüber Intoleranten hat Grenzen. Langsam reisst der Geduldfaden der (geimpften) Bevölkerung.