Was haben die Ukraine und Finnland miteinander zu tun? Auf den ersten Blick nicht viel – abgesehen von der Tatsache, dass beide Länder während langer Zeit in ihrer Geschichte zu den Provinzen des russischen Machtimperiums zählten. Doch gerade aus dieser geschichtlichen Parallelität liesse sich für die tief aufgewühlte, zwischen EU und Moskau zerrissene Ukraine so etwas wie ein Handlungsmuster zu einer erträglichen Lösung ableiten.
Finnland Aussenpolitik war im Kalten Krieg geprägt durch ein schwieriges Manövrieren zwischen dem Anspruch einer selbstständigen Demokratie nach westlichem Muster und einer behutsam-freundlichen Nachbarschaftspflege gegenüber der mächtigen und totalitären Sowjetunion. Manche Stimmen im Westen kritisierten diese heiklen Anpassungen an geopolitische und historische Machtrealitäten als „Finnlandisierung“ und warnten vor ähnlichen Tendenzen in Westeuropa.
Doch eine solche Politik der „Finnlandisierung“ würde es dem Grenzland Ukraine erleichtern, den notwendigen Spagat zwischen Europa und Russland innen- und aussenpolitisch solider abzustützen. Wer meint, Kiew könne und müsse sich sofort entweder für Brüssel oder für Moskau entscheiden, verkennt die geschichtlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Realitäten dieses Landes. In zehn oder zwanzig mag Jahren mag das anders sein. Finnland ist nach langem Zuwarten (und günstigen Umbrüchen beim östlichen Nachbarn) 1995 EU-Mitglied geworden.