Hochverehrte Aktionärinnen und Aktionäre, uf widerluege, Herr Villiger, Tach, Herr Weber,
Ich hätte doch fast Tach, Herr Grübel, gesagt, aber das Personalkarussell in der Chefetage der UBS dreht sich weiter so schnell, da wird es einem beim Zuschauen schwindlig. Der eine Investmentbanker und CEO übernimmt die Verantwortung für einen 2-Milliarden-Verlust und geht, der nächste Investmentbanker übernimmt Verantwortung und wird CEO. Müssen wir uns seinen Namen merken? Ich glaube nicht.
Top-Gehälter und UBS-Aktienkurs
Bemerkenswert ist hingegen das Gehalt des neuen UBS-Chefs. Für 9 Monate Arbeit kassierte er 6,4 Millionen Franken. In der gleichen Zeit schrumpfte der Wert einer UBS-Aktie von etwas über 17 Franken auf knapp 12 Franken. Minus 35 Prozent, bravo.
Auch nicht schlecht ist der Golden Handshake, das Willkommensgeschenk für den neuen VR-Präsidenten Axel Weber. Rund 5 Millionen Franken Antrittsprämie, bravo. Dafür können wir sicher erwarten, dass der Neuimport aus Deutschland – was da wohl Frau Rickli dazu sagt – als VR-Präsident grosse strategische und analytische Fähigkeiten sowie Weitsicht mitbringt, um die UBS aus ihrem Jammertal in eine glänzende Zukunft zu führen.
Webers Analyse
Allerdings: Herr Weber ist als Banker schon eine Weile im Geschäft. Da erinnern wir uns doch kurz an seine Fachkompetenz und analytischen Fähigkeiten, die er zu Beginn der Finanzkrise eins im Jahr 2007 unter Beweis stellte. Ich zitiere, was er damals als Präsident der Deutschen Bundesbank sagte: «Befürchtungen bezüglich einer Bankenkrise in Deutschland entbehren jeder Grundlage. Das Engagement deutscher Kreditinstitute am amerikanischen Immobilienmarkt ist überschaubar und insgesamt begrenzt. Es konzentriert sich auf Anlagen mit hoher Bonität.»
Ein paar hundert Milliarden Verluste später, diverse vom Steuerzahler vor dem Bankrott gerettete Banken später, eine ganze Bankenkrise später kann man sagen: War wohl ziemlich blöd und falsch, was Herr Weber behauptete. Aber er hat ja bei der vom Schweizer Steuerzahler vor dem Abgrund geretteten UBS eine zweite Chance, seine Trefferquote bei Analysen zu erhöhen. Allerdings: Wenn er wieder danebenhaut, dann geht er halt wieder. So wie bislang 5, ich wiederhole 5 Bankchefs, die sich seit 2007 bei der UBS die Klinke in die Hand gedrückt haben. 4 von ihnen geniessen ihre unverdienten Millionen, der 5., wie heisst er doch gleich, arbeitet gerade daran.
CS-Aktionäre als Beispiel
Aber sprechen wir von denen, die hier wirklich Verantwortung tragen. Von uns. Von den Aktionären. Wer sich 2007 eine UBS-Aktie kaufte, meinte, er investiere 80 Franken in eine stabile, traditionelle Schweizer Grossbank. Heute, im 150. Jahr dieser Bank, ist die Aktie knapp 12 Franken wert, ein Verlust von 85 Prozent. Das wird dem neuen VR-Präsidenten Weber und dem neuen CEO, wie heisst er doch gleich, bei ihren Salären nicht passieren, darauf gebe ich eine Bankgarantie.
Die UBS ist in Steuerhändel mit halb Europa verwickelt, zockt ungehemmt im Investmentcasino weiter, zahlt weiterhin Milliardenboni für ungenügende Leistungen, schafft keinen Mehrwert für ihre Besitzer, uns Aktionäre. Ihre Zukunftsstrategie ist: Die Fehler der Vergangenheit wiederholen. Da nehmen wir uns doch ein Beispiel an den Aktionären der Credit Suisse. Die haben immerhin zu fast einem Drittel den Vergütungsbericht abgelehnt. Das können wir doch besser. Da können wir nicht ruhen.
Deshalb beantrage ich die Ablehnung des Vergütungsberichts und des Jahresberichts. Denn es muss doch auch bei der UBS wieder gelten: Zuerst etwas leisten, dann kassieren.
Besten Dank für Ihre Aufmerksamkeit.