Kaum steht eine neue Abstimmung vor der Tür, flattern zahlreiche mehr oder weniger seriöse Informationen ins Haus. Unglaublich, was uns Bürgern da so an Halb- und Falschwahrheiten zugemutet wird! Folgende Punkte werden besonders falsch dargestellt:
Kosten: Erwarten uns riesiger Mehrkosten?
Anstatt der behaupteten 3200 Franken Mehrkosten pro Haushalt, wird Energie durch die Energiestrategie nicht oder marginal teurer. Das sagen der Bundesrat und viele Berechnungsmodelle.
Im Gegenteil gibt es Berechnungen, dass uns die Kosten durch Klimawandel und unsichere Importe viel teurer zu stehen kommen als bei der Umstellung unseres Energiesystems. Vor allem da die Verfügbarkeit von Öl, Kohle, Gas und auch Strom zum grossen Teil von Entwicklungen im Ausland abhängt, die wir nicht beeinflussen können.
Besser im eigenen Land produzieren
Mit oder ohne Energiestrategie werden sich die Preise in Zukunft ändern. Die korrekte Voraussage ist äussert schwierig. Eindeutig und ganz klar bleibt, dass es sicherer ist, ausreichende Mengen Energie im eigenen Land zu produzieren, und damit sowohl die Kosten genau im Griff zu haben, wie auch die Produktion sicher planen zu können. Zusätzlich schaffen wir dadurch neue Arbeitsplätze und lassen Investitionen im Land. Zusätzlicher moderater Handel mit dem Ausland stabilisiert das System ebenfalls.
Nicht zu vergessen: Energie und Strom sind in unserem Land so günstig wie nie und im Vergleich zu den Nachbarländern besonders billig! Das hat leider allerdings eher Nachteile, da sich Effizienz und Sparsamkeit finanziell nicht auszahlen.
Werden wir zur Sparsamkeit gezwungen?
Nein, leider ist die Energiestrategie in diesem Punkt ein Papiertiger, dem alle Krallen gestutzt worden sind. Wir dürfen weiter Energie verschwenden, wie wir wollen, die Massnahmen setzen mehrheitlich auf Freiwilligkeit. Oft sind es die gleichen Leute, die alle griffigen Massnahmen zur Effizienzsteigerung gestrichen haben, die nun behaupten, die Strategie habe keinen Biss.
Die Energiestrategie wurde in mehreren Runden immer weiter angepasst und „entschärft“. Im Grunde werden vor allem Entwicklungen festgeschrieben, die schon länger im Gange sind oder sowieso einsetzen würden.
Rückschritt oder Fortschritt?
Mit der Annahme ändert sich also nicht viel, es werden vor allem viele Dinge festgeschrieben und endlich legitimiert, die schon aufgegleist worden sind.
Bei einer Ablehnung würde man dagegen vor einem Scherbenhaufen stehen und das wäre tatsächlich ein Rückschritt, da jahrelange Vorarbeiten, Verhandlungen und Kompromisse sinnlos werden würden. Die Kosten für diesen ganzen Prozess, der dann umsonst gewesen wäre, sind vermutlich auch nicht gerade gering.
Erneuerbare Energien – Segen oder Fluch?
Über Ästhetik lässt sich bekanntlich streiten und jeder kann seine eigene Meinung über die Schönheit von Solaranlagen oder Windrädern haben. Das gilt aber auch für Vögel jagende Hauskatzen, die überall hinscheissen, oder Strommasten oder Liftanlagen oder Bergstrassen mit rasenden Motorrädern oder Kernkraftwerke.
Seltsamerweise kommt niemand auf die Idee all das zu verbieten, nur weil es nicht schön ist. Die Gegner der Windkraft haben es leider geschafft, diese genau mit solchen Argumenten ins Abseits zu stellen. Wahrscheinlich vor allem, da Windräder sehr effizient sind und schon heute tiefere Kosten als alle anderen Produktionsformen haben.
Die Schweiz ist mit potentiellen Wind- und Sonne- und Wasserkraftanlagen in der komfortablen Lage, sogar völlig autark Strom zu erzeugen. Dazu gibt es verlässliche Modellrechnungen von Prof. Gunzinger.
Energiehandel mit Nachbarländern bleibt so oder so
Treiben wir zusätzlich moderaten Handel mit den Nachbarländern, ist das Stromsystem noch sicherer. Dieser Import/Export-Austausch existiert auch völlig unabhängig von der Energiestrategie, und bereits heute importieren wir im Winter Strom aus dem Ausland.
Darüber hinaus ist zu erwarten, dass in naher Zukunft viele Autobatterien zur Verfügung stehen werden, die die lokale Stromspeicherung einfach und billig machen – und damit das Netz stabilisieren.
Fazit: Ein Nein wäre ein echtes Eigentor
Ein Nein, wäre ein echtes Eigentor und Rückschritt. Jahrelange Entwicklung und Planung würden vernichtet. Die Energiestrategie 2050 ist aber nur ein erster Schritt in die richtige Richtung. Um die Energiewende wirklich erfolgreich zu schaffen, müssen wir diesen Weg dann noch viel konsequenter weitergehen.