Über langjährige Berufserfahrung in KMU haben viele Frauen Kenntnisse in Führungs- und Managementaufgaben erworben. Häufig übernehmen sie als Mitinhaberinnen des Unternehmens grosse Verantwortung beispielsweise als Finanzchefinnen, Personalleiterinnen oder Marketingverantwortliche.
Die nötigen Kenntnisse hätten sie sich, so Christine Davatz-Höchner, Vizedirektorin des Schweizerischen Gewerbeverbandes sgv und für das Projekt „Fachausweis Unternehmensführung KMU“ verantwortlich, über die Ausübung des Berufs angeeignet, ohne dass sie in den einzelnen Sparten eine vertiefte schulische Ausbildung genossen hätten. „Mit dem Fachausweis Unternehmensführung KMU“ gibt der Schweizerische Gewerbeverband sgv diesen Frauen die Chance, ihr Wissen und ihre Erfahrung aus dem Berufsalltag validieren zu lassen und mit einem eidgenössischen Fachausweis auf dem Arbeitsmarkt die entsprechende Anerkennung zu erhalten.“
Förderung von Frauen in Führungsfunktionen
Der Schweizerische Gewerbeverband leiste mit diesem Projekt einen wichtigen Beitrag zur Förderung von Frauen in Führungsfunktionen. „Das Projekt kommt gut voran und ist ein grosser Erfolg. Sämtliche 15 Kandidatinnen, die sich für die Validierung angemeldet haben, sind nach wie vor engagiert und motiviert dabei.“
Eine davon ist Michelle Hofer, Leiterin Administration, Finanzen, Marketing der Schreinerei Hofer in Rothrist. Sie erwartet vom Fachausweis unter anderem eine grössere Glaubwürdigkeit gegenüber Banken und Institutionen. „Damit profitiere ich selber und das Unternehmen auch.“
Vorbildfunktion in der Firma
Michelle Hofer ist durch die Familienverhältnisse und langjährige Berufserfahrung zu dieser verantwortungsvollen Führungsposition gekommen. Basiskenntnisse für eine Führungsposition hatte sie in einer KV-Lehre und einer Ausbildung zur Marketingplanerin erworben. Nachdem sie berufliche Erfahrungen vor allem in der Konsumgüterindustrie gesammelte hatte, erfolgte der Einstieg in das Familienunternehmen, das von Ihrem Mann bereits in der 5. Generation geführt wird.
Nach ein paar Jahren als Finanz- und Marketingchefin stellte sich ihr die Frage der Weiterbildung. Michelle Hofer sieht sich hier auch in einer Vorbildfunktion in der Firma. „Man kann nicht von den Mitarbeitenden verlangen, dass sie sich laufend weiterbilden und selber macht man nichts für sein berufliches Weiterkommen.“ Deshalb hat sie sich für dieses Pionierprojekt interessiert und mitgemacht. Vom März bis im Sommer hat sie das Dossier über Ihre Führungsfähigkeiten erstellt.
Nicht dem klassischen Bild entsprechen
Ende August haben mit Michelle Hofer 14 weitere Frauen einem Expertenpanel ein Gleichwertigkeitsdossier eingereicht, „mit dem sie aufzeigen“, so Christine Davatz vom sgv, „dass sie die für eine Führungsposition notwendigen Kompetenzen im Praxisalltag gelernt haben und anwenden. Im nächsten Schritt muss bis im Januar 2014 ein Performanzdossier erstellt und dazu im Mai 2014 eine mündlichen Prüfung abgelegt werden.“
Es sei für sie, so Michelle Hofer, faszinierend, weil es natürlich nicht dem klassischen Bild der Schule entspreche. „Man muss anders denken. Es gibt nicht richtig oder falsch. Was ich selber jeden Tag mache, muss ja richtig sein, sonst würde es nicht funktionieren. Aber etwas anderes könnte noch besser sein.“ So schätze sie, dass man für Fragen, bei welchen man Verbesserungspotenzial in der eigenen Arbeit sieht auch einen Coach beiziehen kann, der ins Unternehmen kommt und mit dem man zum Beispiel Fragen des Internetmarketings diskutieren könne. In der Ausbildung inbegriffen sind 10 Stunden individuelles Coaching im Unternehmen der Kandidatin. „Und sehr wertvoll ist auch der Austausch mit den andern Unternehmerinnen.“
Wer sich für das informelle Bildungs-Programm interessiert findet weitere Informationen HIER