Es war der 12. Mai 2021. Laut dem amerikanischen Fernsehsender wollte Sohail Pardis von der afghanischen Hauptstadt Kabul aus in die nahe gelegene Provinz Khost fahren, um seine Schwester für die bevorstehenden Feierlichkeiten zum Eid-Fest abzuholen. Das Eid-Fest markiert das Ende des Ramadan. Pardis hatte 16 Monate lang als Übersetzer für die amerikanischen Streitkräfte in Afghanistan gearbeitet.
Auf der fünfstündigen Fahrt wurde er in einem Wüstengebiet von den militanten Taliban gestoppt. Gemäss dem CNN-Bericht hatte Pardis zuvor einem Freund gegenüber erklärt, dass er Todesdrohungen von den Taliban erhalten habe. „Sie sagten ihm, du bist ein Spion für die Amerikaner, und du bist ungläubig, und wir werden dich und deine Familie töten“, sagte sein Freund und Mitarbeiter Abdulhaq Ayoubi gegenüber CNN.
„Er wurde nicht wieder lebend gesehen“
Als er den Kontrollposten der Taliban vor sich sah, startete Padris durch und gab Gas. „Er wurde nicht wieder lebend gesehen“, schreibt CNN. Dorfbewohner beobachteten den Zwischenfall. Sie erklärten gegenüber dem Roten Halbmond, die Taliban hätten auf sein Auto geschossen. Dann zerrten sie ihn aus dem Fahrzeug und enthaupteten ihn.
„Pardis war einer von Tausenden afghanischer Dolmetscher, die für das US-Militär arbeiteten und nun von den Taliban verfolgt werden“, schreibt CNN. Die Radikalislamisten kontrollieren bereits mehr als die Hälfte Afghanistans und stehen vor den grossen Städten.
Die Taliban wollen den Vorfall prüfen
Die Afghanen, die den US-Streitkräften geholfen haben, bräuchten jetzt „dringend Hilfe“, heisst es in dem CNN-Report.
In einer im Juni veröffentlichten Erklärung erklärten die Taliban, dass jenen, die mit den ausländischen Streitkräften zusammenarbeiten, kein Schaden zufügt würde. Ein Sprecher der Taliban sagte jetzt gegenüber CNN, dass sie versuchten, die Details des Vorfalls zu überprüfen. Einige Vorfälle hätten sich nicht so abgespielt, wie berichtet werde.
Befürchtete Rache
Laut CNN sehen viele Afghanen nach dem Abzug der USA ihr Leben bedroht und fürchten Racheangriffe. „Wir können hier nicht atmen. Die Taliban sind gnadenlos“, sagte Ayoubi, der Freund des Enthaupteten.
Etwa 18’000 Afghanen, die für das US-Militär gearbeitet haben, haben im Rahmen eines speziellen Einwanderungsprogramms ein Visum für die USA beantragt. Am 14. Juli gab das Weisse Haus bekannt, dass es die „Operation Allies Refuge“ startet – ein Versuch, die tausenden afghanischen Dolmetscher und Übersetzer, die für die USA gearbeitet haben und deren Leben nun in Gefahr ist, umzusiedeln. Jen Psaki, die Mediensprecherin des Weissen Hauses, sagte, die Evakuierung der Gefährdeten werde in der letzten Juli-Woche beginnen.
Die Familie fürchtet um ihr Leben
Pardis hinterlässt eine 9-jährige Tochter, deren Zukunft nun ungewiss ist. Sie wird von seinem Bruder Najibulla Sahak betreut. Dieser erklärte gegenüber CNN, dass sie zu ihrer Sicherheit ihr Haus in Kabul verlassen mussten, weil sie befürchteten, als nächstes angegriffen zu werden.
„Ich bin so besorgt um die Sicherheit meiner Familie. Es gibt nicht viel Arbeit in diesem Land, und die Sicherheitslage ist sehr schlecht“, sagte er.
CNN schreibt: „Die Übersetzer und die in dem Bericht interviewten Personen stimmten zu, namentlich genannt zu werden, weil sie glauben, dass ihre Identitäten den Taliban bereits bekannt sind und sie aktiv verfolgt werden. Sie haben das Gefühl, dass eine internationale Bekanntmachung ihre letzte und einzige Möglichkeit ist, um nicht getötet zu werden.“
J21/Quelle: CNN