Nicht unerwartet bei einem, der die Welt von oben sieht, drängten vor allem auch Dachlandschaften ins Bild. Oft übernimmt das Dach Aufgaben der Fassade; Architekten sprechen daher vom Dach gern als fünfter Fassade eines Gebäudes.
Nicht gerade eine kleine Familie, eher ein ganzer Clan assortiert mit Ziegen und Schafen ... Kuppeln prägen die Dachlandschaften Zentralpersiens. In den angrenzenden Provinzen herrscht das Flachdach vor. In Aserbeidschan und Kurdistan ist das einigermasssen erstaunlich, fällt doch dort jedes Jahr bis zu 5 Meter Schnee – mehr als einem Flachdach aus ungebranntem Lehm zuzumuten ist.
Die Bedachung besteht aus einer Mischung von Kalk und Lehm, die mit Stroh armiert wird. In Fars und Isfahan sind die Lehmdächer etwa 25 Zentimeter dick; in Kurdistan und Aserbeidschan verdoppelt sich ihre Dicke; in die Mixtur wird mehr Stroh eingearbeitet, Der Lehm wid schichtweise aufgetragen. Die Schichten werden kräftig gesalzen, um Ungeziefer, vor allem die gefürchteten weissen Ameisen fernzuhalten. Die Lehmdächer spielen ihren Vorteil im Sommer mit Kühle und im Winter mit Wärme aus. Dafür verlangen und erhalten sie pingelige Wartung. Nach dem kleinsten Regenfall wird das Dach mit einem Walzstein frisch verdichtet; auf vielen Dächern bleibt die Walze bis zum nächsten Gebrauch gleich liegen. Schnee wird sofort geräumt – weniger aus Angst vor der Belastung als vor dem Schmelzwasser, das dem Lehm zusetzt.
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