Noch dauert es 17 Monate, bis feststeht, wer am 20. Januar 2017 nach Barack Obama ins Weisse Haus einzieht. Der Wahlkampf ist schon längst im Gange, aber zu behaupten, er sei fesselnd, wäre übertrieben. Eine Kolumnistin der „New York Times“ empfiehlt ihren schlaflosen Leserinnen und Lesern, statt Schäfchen die Kandidatinnen und Kandidaten der beiden grossen Parteien zu zählen.
Dabei ist das Gerangel unter den Bewerbern der Republikaner für einen Platz im Scheinwerferlicht ungleich grösser als auf Seiten der Demokraten, wo Hillary Clinton den wenigen übrigen Kandidaten in der Sonne steht. Zwar ist unlängst die Beliebtheit der früheren First Lady laut Umfragen deutlich gesunken, was aber nicht heisst, dass ihre Gegner davon profitierten.
Hillary gibt sich volksnah und hält die Medien auf Distanz. Was die Presse bisher hochgespielt hat, konnte ihr nichts anhaben – weder die Enthüllung, dass sie als Aussenministerin ihre Emails privat verwaltet hat, noch Berichte über die dubiosen Praktiken der wohltätigen Stiftung der Familie Clinton, die Geld von Spendern annimmt, deren Motive nicht über jeden Verdacht erhaben sind. Qatar etwa hat der „Clinton Foundation“ gespendet, nachdem Ex-Präsident Bill Clinton die Kandidatur des Emirats für die Fussball-WM 2022 berüsst hatte.
Eine Zeitlang sah es so aus, als ob Kandidaten vom linken Rand der demokratischen Partei Hillary Clinton gefährlich werden oder sie zumindest zwingen könnten, sich stärker zu profilieren. Doch inzwischen ist die gewiefte Taktikern aus dem Zentrum selbst nach links gerückt und hat die Hoheit über Themen übernommen, die dem Fussvolk der Partei teuer sind: Strafrechtsreform, Einwanderung, erleichterte Wählerregistrierung.
Hillary Clinton, heisst es, könne höchstens sich selbst schlagen – bei der Bewerbung um die Kandidatur ihrer Partei wie beim Kampf ums Präsidentenamt. Für etliche Wählerinnen und Wähler dürfte die 67-Jährige, im Vergleich zu den republikanischen Bewerbern, das kleinere Übel sein, obwohl es aufgrund ihres Leistungsausweises gute Gründe gibt, ihr zu misstrauen.
Zum Beispiel dort, wo es darum ginge, den wachsenden Graben zwischen Arm und Reich zu überbrücken, den Befragungen zufolge zwei von drei Amerikanern für bedenklich halten. Vier von fünf Befragten finden, ihre Politiker würden sich mehr um das Wohl von Wall Street als um das Volkswohl sorgen. Nach wie vor gilt aber, was die US-Satirezeitschrift „The Onion“ als Hillarys Wahlkampfmotto definiert: „Überwältigende Flut der Unausweichlichkeit“.