
Der russische Schriftsteller Michail Schischkin*, der seit 30 Jahren in der Schweiz lebt, hat zusammen mit andern Russland-Experten einen Literaturpreis gegründet zur Förderung von russischsprachigen Schriftstellern, die heute aus Protest und wegen der Repression des Putin-Regimes mehrheitlich im Ausland leben. Eine Shortlist der Wettbewerbsteilnehmer kann im Internet eingesehen und von Interessenten bewertet werden.
Michail Schischkin, als russischer Autor, der in der Schweiz lebt, haben Sie zusammen mit andern Literaturexperten in der Schweiz 2024 den Literaturpreis «Dar» für russischsprachige Literatur gegründet. Was sind die Ziele und der Zweck dieses Preises?
Russlands Krieg gegen die Ukraine richtet sich nicht nur gegen ein Nachbarland, sondern auch gegen die humanistischen Werte der Weltkultur – Werte, die uns alle verbinden. Die russischsprachige Kultur ist ein wesentlicher Bestandteil des Weltkulturerbes. Die russische Sprache wurde jedoch vom Aggressor als Geisel genommen. Das bedeutet, dass für all jene, die mit der russischen Sprache arbeiten – Schriftsteller Philologen, Literaturwissenschafter sowie westliche Slawisten und Übersetzer aus dem Russischen – die Situation prekär geworden ist. Die Schriftsteller und Schrifstellerinnen mit Namen, die bereits viel übersetzt wurden, haben noch Chancen bei den westlichen Verlagen, aber für weniger bekannte oder für junge Autoren ist der Weg zu den Lesern hier so gut wie verschlossen. Das möchten wir ändern, denn die russische Sprache gehört nicht Diktatoren, sondern der Weltkultur.
Zusammen mit meinen Freunden, den Schweizer Slawistik-Professoren und -Expertinnen Georges Nivat, Ilma Rakusa, Ulrich Schmid, Jean-Philippe Jaccard, Gervaise Tassis, Anastassia Forquenot De La Fortelle gründeten wir einen Verein «Literaturpreis Dar» mit dem Ziel, weltweit russischsprachige Schriftsteller und Schriftstellerinnen zu unterstützen, das heisst: aktuelle literarische Werke zu jurieren und dann diese Gewinnertexte in verschiedene Sprachen zu übersetzen.
«In bestimmtem Sinne ist das ein Nabokov-Preis»
Wieso heisst der Name des Preises «Dar»? Stimmt es, dass sich der Name auch auf den Titel des letzten Romans bezieht, den der russische Schriftsteller Wladimir Nabokov auf Russisch als Emigrant in Berlin geschrieben hat? Oder gibt es noch andere Bezüge zu diesem Namen?
Das Wort «Dar» bedeutet auf Deutsch «Die Gabe». Das ist der Titel des letzten auf Russisch geschriebenen Romans von Vladimir Nabokov. Im bestimmten Sinne ist das ein Nabokov-Preis. Vladimir Nabokov war ein grossartiger Autor, dabei musste er seine Sprache im Exil bewahren und entwickeln. Nabokov hat mit seinen Werken und seiner Lebenseinstellung (er hat alle Diktaturen gehasst) die Würde der russischen Sprache gerettet. Nun müssen wir im 21 Jahrhundert die Würde unserer Sprache wieder verteidigen. Die Putinsche Diktatur will auch die Sprache monopolisieren. Ich will Russisch diesem Mörder nicht preisgeben. Und ich bin glücklich, dass meine Initiative Unterstützung findet.
Welche anderen bekannten Persönlichkeiten neben Ihnen gehören zu den Gründern dieses Literaturpreises?
Zu den Mitbegründern des Preises gehören Ljudmila Ulitzkaja, Boris Akunin, Dmitri Glukhovski, Dmitri Bykov, die Nobelpreisträgerin aus Belarus, die auf Russisch schreibt, Swetlana Alexiewitsch und andere bekannte Autoren und Autorinnen. Aber auch Musiker, Regisseure, Schauspieler, Philologen, Künstler. Man kann alle Teilnehmer auf der Webseite des Preises unter der Rubrik «Faces of the Prize» sehen. Die Webseite ist zweisprachig – RU/DE.
Homepage: https://darprize.com/ englisch: https://darprize.com/en/#about
Daneben gibt es eine Jury von rund 20 russischsprachigen Persönlichkeiten, die über die Vergabe des Preises entscheiden soll. Gibt es unter ihnen auch Vertreter, die zurzeit noch in Russland leben?
Viele russische Kulturschaffende leben im Exil
Es ist für mich wichtig, dass die Entscheidung nicht von einer kleinen Gruppe von fünf oder sechs Personen hinter verschlossenen Türen fällt. Die Prozedur ist sehr transparent. Die Auswahl der Bücher für die Shortlist erfolgt durch einen Expertenrat. Über den Preisträger oder die Preisträgerin entscheidet eine Jury, der bekannte Kritiker, Philologen, Literaturwissenschaftler, Slawisten angehören. Auch die Mitbegründer des Preises können an der Wahl teilnehmen. Die Jury kann aus 20 bis 30 Teilnehmern bestehen, je mehr, desto besser, um Gruppendenken und Lobbyismus zu vermeiden. Die Abstimmung erfolgt schriftlich, aber offen, alle Informationen werden im Internet auf unserer Webseite veröffentlicht, so dass jeder sehen kann, wer für wen stimmt. Das wird das Interesse der Leser wecken.
Die meisten bekannten Kulturschaffenden haben bereits die Putinsche Russische Föderation verlassen. Aber einige der Jurymitglieder bleiben noch in Moskau. Das wird sicher für sie nicht einfach sein, denn viele von den Mitstiftern des Preises wurden bereits als «Extremisten» und «Terroristen» in Russland angeprangert, wie Ludmila Ulitzkaja oder Boris Akunin. Solche Gesellschaft kann für die dort verbleibenden Preis-Teilnehmer gefährlich sein. Aber diese Entscheidung muss jeder für sich treffen. Letztendlich, wir sind im Krieg.
Worin besteht der Preis für den Gewinner oder die Gewinnerin des Wettbewerbs? Und wie wird die Organisation des Preises und der Gewinner-Preis finanziert?
Der Preis wird jährlich vergeben und besteht aus einem Übersetzungsstipendium. Die Übersetzung in die meistverbreiteten Sprachen – Englisch, Französisch, Deutsch – bietet auch anderen Verlegern in verschiedenen Ländern der Welt die Möglichkeit, sich mit den Büchern vertraut zu machen. Und unser grosses Anliegen ist es, den Gewinnertext danach nicht aus den Augen zu verlieren und dafür zu sorgen, dass er ein breites Publikum findet. Wir werden Buchpräsentationen, Lesungen, Interviews in Medien organisieren. Finanziert wird der Preis sowohl durch die öffentlichen Stiftungen als auch durch private Spenden. Zum Beispiel, wir haben die Unterstützung von der Europäischen Kommission erhalten.
«Der Preis steht allen offen, die russisch schreiben»
Können sich am Wettbewerb auch Autoren mit Werken beteiligen, die nicht in russischer Sprache geschrieben sind, zum Beispiel in ukrainischer oder weissrussischer Sprache?
Die Autoren und Autorinnen, die auf Ukrainisch schreiben, haben keine Probleme, einen Verlag im Westen zu finden, die ukrainische Literatur wird jetzt von allen Seiten unterstützt, was ich sehr gut finde. Die ukrainischen Autoren jedoch, die auf Russisch schreiben, haben es jetzt nicht einfach, auch in der Ukraine. Aber es ist wichtig, zu betonen, dass der Literaturpreis «Dar» weder ein «russischer Preis» noch ein «Preis für russische Literatur» ist. Er ist vielmehr eine Plattform, um die gesamte Erfahrung des Schreibens in russischer Sprache zu überdenken, und auch eine Plattform, um neue Ansätze für die Literatur und das literarische Leben ausserhalb der überholten staatlichen Strukturen zu eröffnen.
Der Preis steht allen offen, die auf Russisch schreiben, unabhängig von ihrem Pass oder ihrem Wohnsitzland. Es geht um alle Autoren und Autorinnen aus allen Ländern – auch aus Belarus, Litauen, Kasachstan, Israel, der Ukraine etc., die auf Russisch schreiben. Unsere Sprache gehört nicht dem Putinschen Regime, sondern der Weltkultur. Es ist sehr wichtig, dass auch einige ukrainische Verlage und ukrainische Schriftsteller und Schriftstellerinnen am Preis-Wettbewerb teilnehmen. Es geht um die Entwicklung der Kultur nach dem Imperium, um die Dekolonisierung des Bewusstseins. Die politische Position des Preises wird ausdrücklich erklärt. Wir verurteilen die verabscheuungswürdige Aggression der Russischen Föderation gegen die Ukraine, wir sind gegen die repressiven Diktaturen in Russland und anderen Ländern (z. B. Belarus), wir unterstützen die Ukraine in ihrem Kampf um Freiheit und Unabhängigkeit.
Die erst Shortlist ist veröffentlicht
Der Literaturpreis «Dar» ist 2024 gegründet worden. Vor einigen Wochen ist auf der «Dar»-Website eine Shortlist von 12 russischsprachigen Werken und deren Autoren veröffentlicht worden: (https://darprize.com/) die für die engere Wahl für den «Dar»-Preises nominiert wurden. Wie hat sich die Jury auf diese Shortlist geeinigt? Und wie viele Autoren haben sich insgesamt an dem Wettbewerb beteiligt?
Bis zum 15. November 2024 durften prosaische Texte, veröffentlicht 2022 und 2023, eingereicht werden. Mehr als 150 Werke wurden für den Wettbewerb eingereicht. Unmittelbar danach begann die Arbeit des Expertenrates – das sind bekannte Kritiker und Literaturwissenschaftler. In die engere Wahl sind sehr unterschiedliche Texte gekommen: Romane, Kriegstagebücher, Memoiren, Essaysammlungen, aber alle zeichnen sich durch die hohe künstlerische Qualität aus. Ende Januar 2025 wurde die Shortlist bekanntgegeben, dann begann die Arbeit der Jury. Alle Informationen gibt es auf unserer Webseite. Übrigens findet man auf der «Dar»-Website in der Rubrik «Literary news» auf Russisch und Englisch immer die aktuellen Neuigkeiten zu Neuerscheinungen, literarischen Anlässen, Lesungen etc. weltweit. Unsere Webseite hat sich zu einem literarischen Nachrichtenaggregator entwickelt.
Wann soll der erste Preisträger oder die erste Preisträgerin bekanntgegeben werden?
Im Mai 2025. Ich bin gespannt, wer den ersten «Dar»-Preis bekommt. Jedes Jury-Mitglied kann für ein, zwei oder drei Bücher aus der Shortlist stimmen. Die Gewinnerin oder der Gewinner wird anhand der Anzahl der gesammelten Stimmen ermittelt. Ich bin Juryvorsitzender, aber habe auch nur das Recht, für maximal drei Bücher meine Stimme abzugeben. Also das Endresultat ist nicht vorauszusagen. Ich persönlich habe meine Favoriten, aber ob sie gewinnen können, hängt von mir nicht ab.
Jeder Website-Besucher kann seine Stimme abgeben
Auf der Shortlist befinden sich russische Bücher, die bereits publiziert worden sind. Sind das Publikationen von Verlagen, die noch in Russland aktiv sind? Oder sind das alles Verlage, die russische Werke publizieren, aber im Ausland domiziliert sind?
In Russland gibt es bis jetzt ein paar unabhängige Verlage, die noch nicht unters Rad des offiziellen Pflichtpatriotismus geraten sind. Wie lange werden sie noch existieren können? Drei von ihnen sind auch auf unserer Shortlist vertreten, dabei leben die Autoren und Autorinnen bereits im Exil. Aber die meisten Verlage sind in der Emigration neu gegründet, zum Beispiel Vidim Books, Freedom Letters, oder BAbook, der von Boris Akunin eröffnet wurde. Die Aufgabe des Preises ist es unter anderem, die neuen Verlage zu unterstützen, ihre Veröffentlichungen für das russischlesende Publikum in der ganzen Welt bekannt zu machen.
Auf der «Dar»-Website kann man als Besucher für bestimmte Bücher und Texte, die es auf die Shortlist geschafft haben, eine Stimme abgeben (plus eine individuelle Geldspende zum Crowdfunding anfügen). Welchen Einfluss haben diese elektronischen Stimmen auf die Auswahl des Preisgewinners? Wie viele Menschen haben bisher ihre Stimme auf der Website abgegeben.
Neben dem Jury-Wettbewerb geht auch das Leservoting (Crowdfunding). Das aktuelle Ziel unseres Preises besteht nicht nur darin, den Gewinner zu ermitteln, sondern Autoren und Autorinnen zu helfen, in dieser schwierigen Situation (die meisten sind im Exil, einige wie Maria Galina in der Ukraine unter Bomben) zu überleben. Es geht darum, alle in die engere Auswahl gekommenen Autoren und Autorinnen finanziell zu unterstützen. Deshalb haben wir eine solche ungewöhnlich grosse Shortlist gemacht.
Es ist sehr wichtig, dass sich möglichst viele Menschen an dieser Spendenaktion beteiligen. Eine Stimme entspricht 10 Euro und nach oben besteht keine Begrenzung. Die Abstimmung erfolgt anonym. Sämtliche Spenden werden direkt an die Autoren weitergeleitet. Die Zahl der abgegebenen Stimmen steigt ständig. Viele geben ihre Stimmen für alle 12 Bücher ab, damit alle Finalisten mehr Unterstützung erhalten. Mir scheint, dass diese Form der Teilnahme am literarischen Prozess für uns alle sehr wichtig ist, es geht um die menschliche kulturbewusste Solidarität. Und ich möchte den Lesern von Journal 21 im Voraus für ihre Spenden herzlichst danken!
Wie lange kann man auf der Website noch seine Stimme für bestimmte Werke abgeben?
Bis zum 15. Mai.
Zusammenschliessen statt streiten
Ist das «Dar»-Projekt vergleichbar mit den Erscheinungen von «Samisdat» und «Tamisdat», also der Publikation von nicht offiziell genehmigter russischer Literatur im Ausland während der Sowjetzeit?
In der Sowjetunion war das literarische Leben in der Form, wie zum Beispiel im deutschsprachigen Raum, nicht möglich. Im ideologischen Gulag konnte man weder frei publizieren noch öffentlich sprechen. Wir haben uns damals durch «Samisdat» im Untergrund gerettet. In den zwei Jahrzenten nach der Perestrojka kam ein mehr oder weniger normales Literaturleben nach Russland – mit unabhängigen Verlagen, internationalen Buchmessen, freien Diskussionen, Lesungen etc. Nun ist es Schluss mit dem Literaturleben im Putinschen Russland: Man muss patriotische Lieder singen oder schweigen oder emigrieren.
Und im Exil muss man alles von Null anfangen. Die neuen Verlage suchen nach Lesern, Leser suchen nach Büchern. In den neu eröffneten russischsprachigen Buchhandlungen werden Lesungen veranstaltet. Jetzt wird Anfang April die erste grosse Buchmesse in der russischen Sprache in Berlin durchgeführt. Und unser Literaturpreis trägt zum Aufbau eines literarischen Lebens bei, das für die normale menschliche Existenz unentbehrlich ist.
Die Zeitschrift Nasha Gazeta, ein Publikationsorgan in der russischen Sprache in der Schweiz, schreibt, der Literaturpreis «Dar» könnte zu einer «einigenden Plattform für die uneinige russische Diaspora werden». Wie uneinig ist sich denn heute die russische Diaspora In Bezug auf das Putin-Regime und den Krieg in der Ukraine? Und gibt es Indizien dafür, dass die in vielen Ländern lebende russische Diaspora sich gegenüber dem herrschenden Regime in Russland enger zusammenschliesst?
Es geht nicht um einen Zusammenschluss mit den im Westen lebenden Russen, die Putin unterstützen und die Ukraine hassen. Solche gibt es auch in der Schweiz genug. Da ist die Einigkeit nicht zu erzielen. Leider ist auch die antiputinsche politische Emigration zerstritten. Statt die Solidarität im gemeinsamen Kampf um die Zukunft Russlands miteinander zu zeigen, bewerfen sich Oppositionsführer gegenseitig mit Dreck, um den Platz des ermordeten Alexey Navalny an der Spitze der demokratischen Bewegung zu erkämpfen. Das ist die traurige Realität. Wenn die Politiker sich streiten, müssen sich Kulturschaffende vereinen. Die Kultur ist die Form der menschlichen Würde.
«Die Hoffnung nicht verlieren und gleichzeitig auf das Schlimmste gefasst sein»
Vor einiger Zeit war in der NZZ zu lesen, dass in Berlin eine von Felix Sandalow geleitete Organisation namens «Straight Forward» tätig ist, die sich ebenfalls um die Förderung von russischen Autoren kümmert, die in ihrer Heimat nicht mehr publizieren können. Ist das eine Konkurrenz oder Ergänzung zu Ihrem «Dar»-Projekt? Oder arbeiten die beiden Organisationen zusammen?
Das ist auf keinen Fall eine Konkurrenz. Ich kenne Felix, wir haben unsere Projekte oft besprochen, unsere Initiativen ergänzen sich. Je mehr Leute etwas für die Kultur tun, desto besser. Wenn man nichts macht, dann passiert auch nichts. Viele wollen etwas tun, aber nur wenige tun etwas. Ich schätze solche Leute. Der Literaturpreis «Dar» ist nur ein Instrument, um die Literatur in der russischen Sprache zu unterstützen, ein soziales Werkzeug. Je mehr Werkzeuge ein Handwerker hat, desto besser wird seine Arbeit erledigt.
Zum Schluss noch eine sehr persönliche Frage: Falls eines Tages in Russland wieder freiere politische und kulturelle Verhältnisse herrschen sollten, hätte dann das «Dar»-Projekt seine Mission erfüllt und könnte beendet werden? Und wie gross sind Ihre Erwartungen, dass Sie eine solche Entwicklung in Ihrer Heimat noch erleben werden?
Eine gute Frage. Das Regime in Russland – wie einst das Nazi-Regime in Deutschland – kann nur durch eine militärische Niederlage zerstört werden. Danach sieht es nicht aus. Ich weiss nicht, ob ich noch eine ermutigende Entwicklung in meiner Heimat erleben werde, deshalb muss ich tun, was ich tun kann, um meine Sprache und meine Kultur im Exil jetzt für die kommende Generation zu retten. Man muss die Hoffnung nicht verlieren und gleichzeitig auf das Schlimmste gefasst sein. Letztendlich ist meine Heimat die Weltkultur, und man muss sie gegen die Barbarei verteidigen, die von allen Seiten angreift.
* Michail Schischkin wurde 1961 in Moskau geboren. Er studierte Germanistik und Anglistik an der Staatlichen Pädagogischen Universität in Moskau. Er arbeitete als Lehrer, Journalist und Übersetzer. Seit 1995 lebt er mit seiner Familie in der Schweiz. In Russland wurde er mit den drei wichtigsten Literaturpreisen ausgezeichnet: 2000 mit dem Booker-Preis, 2005 mit dem Nationalen Bestseller-Preis, 2006 und 2011 mit dem Bolschaja-Kniga-Preis.
Schischkin hat in den letzten Jahren, vor allem aber seit dem russischen Überfall auf die Ukraine sehr kritisch gegen die politische Entwicklung in Russland und das Putin-Regime Stellung bezogen. Er ist Mitglied des Schweizerischen Schriftstellerverbandes, des Deutschschweizer PEN-Zentrums und der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.
Zu seinen wichtigsten auf Deutsch erschienen Büchern zählen:
- Die russische Schweiz. Ein literarisch-historischer Reiseführer, Petit Lucelle Verlag, Kleinlützel 2020
- Montreux–Missolunghi–Astapowo. Auf den Spuren von Byron und Tolstoi, eine literarische Wanderung von Montreux nach Meiringen. Rotpunktverlag Zürich, 2012
- Die Eroberung von Ismail. Roman, München 2017
- Venushaar. Roman, München 2012
- Fritz Pleitgen, Michail Schischkin: Frieden oder Krieg. Russland und der Westen – eine Annäherung, Ludwig Verlag, München 2019
- Ein Buchstabe auf Schnee. Drei Essays. Robert Walser, James Joyce, Wladimir Scharow. Petit Lucelle, Publishing House, Kleinlützel 2019