„Persönlich ist (Gabrielle) Giffords eine der gescheitesten, nettesten und bodenständigsten Personen, denen ich in der Politik je begegnet bin, eine engagierte Dienerin am Gemeinwohl, die eine grosse Zukunft vor sich hat. Was für eine schreckliche Ironie, dass ihr Gatte (ein Nasa-Astronaut, die Red.) in einer Kapsel ins All fliegen und sicher von dort zurückkehren kann, seine Frau aber vor einem Supermarkt der Kette Safeway ihres Lebens nicht sicher ist.“
Die Journalistin Eleanor Clift in the „Daily Beast“ über Gabrielle Giffords
„Sie las (jüngst bei der Vereidigung des US-Kongresses in Washington DC, die Red.) den ersten Verfassungszusatz im Repräsentantenhaus – inklusive der Garantie auf ‚das Recht des Volkes, sich friedlich zu versammeln’ – und flog dann heim nach Arizona, um diese Worte in die Praxis umzusetzen. Aber als Gabrielle Giffords am Samstag auf einem Parkplatz in Tucson ihre Wähler treffen wollte, fand sie sich unvermutet in einer Umgebung wieder, welche die Ideale der Verfassung Lügen strafte, und bezahlte beinahe mit ihrem Leben dafür. Jared Loughner, der Mann, der jetzt angeklagt ist, auf Ms. Giffords geschossen, einen Bundesrichter und fünf weitere Menschen getötet sowie 13 Personen verwundet zu haben, scheint geisteskrank zu sein. Seine paranoiden Ausbrüche im Internet über die angebliche Gedankenkontrolle der Regierung positionieren ihn jenseits üblicher politischer Kategorien. Aber er ist sehr wohl Teil eines stärker werdenden Sturmwindes von Furcht, Zorn und Intoleranz, der Gewaltdrohungen gegen etliche Politiker angefacht und das politische Zentrum mit Gewaltvisionen infiziert hat.“
Die „New York Times“ in einem Leitartikel über das Attentat in Tucson
„Es gibt fast 300 Millionen Schusswaffen in den USA, ein Drittel von ihnen Handfeuerwaffen, und nahezu 100 Millionen befinden sich in Privatbesitz. Wenig überraschend gibt es nirgendwo sonst in der industrialisierten Welt so viele Morde, die mit Schusswaffen begangen werden, wie in den USA, nämlich 3,5 Prozent auf 100 000 Menschen. Europäische Länder und Japan verzeichnen lediglich einen Bruchteil davon an tödlichen Schüssen. Der junge Mann, der in Tucson als mutmasslicher Täter verhaftet worden ist, benutzte offenbar eine halbautomatische Pistole des Typs Glock mit einem Spezialmagazin, das 30 Patronen fasst. Die Waffe, die ungefähr 500 Dollar kostet, ist in einem Sportgeschäft gekauft worden (…) Von Gesetzes wegen müssten Käufer halbautomatischer Waffen überprüft werden, aber es kommt nicht selten vor, dass diese Anforderung ignoriert wird. Ungeachtet aller tief empfundener Empörung über das Attentat – Politiker jeglicher Couleur haben es verurteilt -, die Geschichte lässt vermuten, dass sich nicht viel ändern wird. In Amerika sind etliche Prominente mit Schusswaffen getötet worden, und trotzdem sind die Änderungen Stückwerk geblieben und wieder rückgängig gemacht worden.“ (…) „Es gibt mehrere Gründe, weshalb dieses Thema so uramerikanisch ist. Da ist einmal die Kultur. In ländlichen und vorstädtischen Gebieten Amerikas, vor allem im Westen und im Süden des Landes, gehören Schusswaffen zum Alltag, verkörpern lieb gewonnene Traditionen. Ms. Giffords selbst, eine anerkannt gemässigte Politikerin, hat wie die meisten Politiker in Arizona das Recht auf das Tragen von Schusswaffen verteidigt. Zwar befürworten die meisten Amerikaner eine sinnvolle Beschränkung von Schusswaffen – Jäger zum Beispiel benutzen kaum halbautomatische Waffen. Doch diese schweigende Mehrheit wird in der Politik von Waffennarren übertönt. Für viele Befürworter sind Waffen das wichtigste Wahlkriterium.“
Der Kolumnist Albert F. Hunt für „Bloomberg News“ über „Amerika und Schusswaffen, einmal mehr“
„Im Oktober (als Gallup zum letzten Mal unter Amerikanern Meinungen einholte, ob Schusswaffen strikter kontrolliert werden sollten) antworteten 44 Prozent der Befragten, die Gesetze sollten verschärft werden. 12 Prozent waren dafür, sie zu lockern und 42 Prozent meinten, die Gesetze sollten unverändert bleiben. Obwohl diese Zahlen den Befürwortern schärferer Kontrollen Recht zu geben scheinen, zeigt der Trend in den Daten von Gallup ein anderes Bild. Im Herbst 1990 befürworteten nicht weniger als 78 Prozent der Befragten eine Verschärfung der Schusswaffengesetze. 2 Prozent sprachen sich für gelockerte Vorschriften aus, während 17 Prozent für den Status quo eintraten. Eine Jahrzehnt danach – im Mai 2000 – war die Unterstützung für striktere Kontrollen jedoch auf 62 Prozent gefallen. 5 Prozent der Befragten wollten die Gesetze gelockert und 31 Prozent wollten sie nun unverändert sehen. Interessanteweise beeinflussen Fälle tödlicher Schusswaffengewalt, die nationales Aufsehen erregen, die Zahlen von Gallup kaum.“
Die „Washington Post“ über die öffentliche Meinung zur Schusswaffenkontrolle
„Im vergangenen Frühling hat (die Webseite) Politico.com einen Anstieg in der Zahl der Drohungen gegen Mitglieder des Kongresses vermeldet, die zuvor eh schon um 300 Prozent zugenommen hatten. Einige der Leute, die diese Drohungen ausstiessen, waren zweifellos geisteskrank – aber irgend etwas, was den gegenwärtigen Zustand Amerikas betrifft, hat zahlreichere geistesgestörte Leute als früher dazu veranlasst, ihre Krankheit auszuleben, indem sie politische Gewalt androhen oder begehen. Und es gibt kaum Zweifel, darüber, was sich verändert hat. Wie sagte Clarence Dupnik, der für die Aufklärung des Attentats in Arizona zuständige Sheriff: ‚Es ist die gehässige Rhetorik, die wir tagein tagaus von einigen Leuten am Radio und von einzelnen Leute am Fernsehen zu hören kriegen.’ Die überwiegende Mehrheit jener, die dieser giftigen Rhetorik zuhören, werden nicht gewaltsam, aber einige überschreiten, unvermeidbar, die Grenze.“ (…) Zweifellos muss es in einer Demokratie Raum geben für Leute, die sich lächerlich machen und abfällig äussern über jene, die nicht gleicher Meinung sind wie sie. Aber es darf keinen Raum geben für eine Rhetorik, die von Eliminieren spricht, für Andeutungen, wonach jenen, die eine andere Meinung vertreten, egal mit welchen Mitteln die Teilnahme an der Debatte zu versagen ist. Nun ist es aber die Sättigung unseres politischen Diskurses – und insbesondere unseres Äthers – mit der Rhetorik des Eliminierens, welche die Gewaltwelle antreibt.“
Der Kolumnist und Nobelpreisträger Paul Krugman in der „New York Times“ über das Klima der Gewalt“ in den USA
„Dies (die Existenz Geistesgestörter, die Red.) wird eingefleischte Parteianhänger nicht davon abhalten, die politische Tragödie in Tucson zu ihren Zwecken auszuschlachten. Der demokratische Apparatschik, der laut Politico sagte, seine Partei müsse ‚dies geschickt den Tea Partiers anhängen’, hielt lediglich fest, was offensichtlich ist: Nach einer politischen Saison, die geschwängert war von der überhitzten Rhetorik konservativer ‚Revolutionäre’, ist der versuchte Mord an einer demokratischen Kongressabgeordneten unter Umständen ein gefundenes Fressen für Liberale.“
Der 31-jährige Kolumnist Ross Douthat in der „New York Times“ über “Vereint im Horror“
„’Ich verstehe nicht, wie jemand für einen, der geistig so instabil ist, verantwortlich gemacht werden kann’, sagte Rebecca Mansour, eine Beraterin von Ms. Palin, in einem Interview mit einem konservativen Radiomoderator. ‚Die Leute klagen jetzt Gouverneurin Palin (für das Attentat auf Gabrielle Giffords) an. Es ist unverzeihlich – unverzeihlich. Mir fehlen die Worte zu beschreiben, wie unangebracht solche Vorwürfe sind.’ Ms. Masour sagte, dass die Fadenkreuze (die vor den jüngsten Kongresswahlen auf der Webseite von Sarah Palin auf einer Landkarte über bestimmten Distrikten, unter anderen auch jenem von Gabrielle Giffords, prangten, die Red.) nicht als Anspielung auf Schusswaffen beabsichtigt gewesen seien und stimmte ihrem Interviewer zu, der sie als „Landvermessersymbole“ beschrieb.
Die „New York Times“ über eine Mitarbeiterin von Sarah Palin, die im Wahlkampf auf ihrer Webseite Gabrielle Giffords ins Visier genommen hatte
„Sie können nicht salopp über „Nachladen“ reden und Leute auf die Liste Ihrer ZIELE setzen und nicht erwarten, dass irgendein Verrückter das wörtlich nimmt. Sie hängen da mit drin, ob Ihnen das passt oder nicht“.
Die „Los Angeles Times“ zitiert einen Kommentar auf derFacebook-Seite von Sarah Palin
„Im März vergangenen Jahres wurde Gabrielle Giffords auf dem Fernsehkanal MSNBC interviewt. Tags zuvor hatte sie im US-Kongress für Präsident Barack Obamas Gesundheitsreform gestimmt und in der Nacht zuvor war die Türe ihres Büros zerstört worden. Sie sagte dem Interviewer, sie würde nicht um ihr Leben fürchten, meinte aber, die Rhetorik ihrer politischen Gegner werde ‚unglaublich aufgeheizt’. Sie wurde gefragt, ob die Parteileitung der Republikaner sich entschiedener gegen Gewaltanwendung hätte aussprechen müssen. Sie antwortete diplomatisch, beide Parteien müssten das tun. Aber dann erzählte sie, dass sie sich auf Sarah Palins Hit-Liste befand. ‚Wir haben das Fadenkreuz eines Schusswaffenvisiers über unserem Wahldistrikt’, sagte sie: ‚Und wenn die Leute das tun, dann müssen sie realisieren, dass es Konsequenzen hat.’“
Der Londoner „Guardian“ in einem Porträt über Gabrielle Giffords
„Ich wäre nicht überrascht, falls sie die erste oder zweite Präsidentin Amerikas würde. Sie hat das nötige Kaliber.“
Der frühere US-Arbeitsminister Robert Reich 2006 in der „Arizona Republic“ nach Gabrielle Giffords’ Wahl ins Repräsentantenhaus in Washington DC