Geschaffen wurde Signor Rossi vom Zeichentrickfilmer Bruno Bozzetti, ein heute 72-jähriger Trickfilm-Animator und Filmregisseur. Er, der vielfach international Ausgezeichnete, hat jetzt aus Anlass des 120. Geburtstages der Schweizer Schule in Bergamo eine Kuh gezeichnet: eine Kuh mit einer Geburtstagstorte.
Dass er extra für die bergamaskische Schweizer Schule zur Feder griff, hat seinen Grund: seine Enkelkinder besuchen diese Schule. Und die Kuh mit Torte grinst jetzt nicht nur von den T-Shirts seiner Enkel, sondern von der Leibchen aller 160 Kinder, die die Schule besuchen.
Bruno Bozzetti war Ehrengast der Geburtstagsfeier. Eingeladen waren die offiziellen Vertreter der Stadt Bergamo und der Schweiz, aber natürlich auch Eltern und Grosseltern.
"Die Schweiz hat noch immer eines der besten Bildungssysteme
Aus welchen Gründen wählen Eltern die Schweizer Schule für ihre Kinder? Zur Zeit lernen an den 17 Schweizer Schulen im Ausland insgesamt etwa 7‘500 Schülerinnen und Schüler. 1‘800 von ihnen sind Kinder von Schweizer Eltern, die im Ausland wohnen. Die Schweizer Schulen gibt dieses Kindern die Möglichkeit, mit den Schweizer (Wissens-)Traditionen in Kontakt zu bleiben. Das hilft ihnen bei einer Rückkehr in die Schweiz.
Die anderen Schüler werden die besten Freunde der Schweiz im Ausland, denn die meisten lernen im Lauf der Schulzeit nicht nur die Lehrkräfte und Mitschüler aus der Schweiz kennen, sondern wissen auch die Schweizer Traditionen und Eigenheiten zu schätzen.
Die Mehrsprachigkeit (Deutsch, Englisch, Französisch und die Landessprache) gilt als Trumpf. Gerade auch auf dem internationalen Arbeitsmarkt sind Menschen mit Sprachkenntnissen und Flexibilität gefragter denn je. „Die Schweiz hat trotz Mängeln immer noch eines der besten Bildungssysteme der Welt,“ sagt Robert Engeler, Präsident der Schweizer Schule Mailand, „das ist auch ein guter Exportartikel.“
Textilproduzenten aus dem Kanton Glarus
Textilfabrikanten aus dem Kanton Glarus waren es, die die Schweizer Schule in San Pietro bei Bergamo gegründet hatten. Zunächst hatte die Familie Legler 1892 in San Pietro ein Textilfabrik aufgebaut. Dort gab es nicht nur Wasserkraft, sondern auch genügend Arbeitskräfte. Ein Jahr später dann wurde die Schule gebaut.
Die Entwicklung der Schule in Bergamo zeigt, wie aus den ehemaligen Schulen der Gründerzeit, die an Pestalozzis „Stuben“ erinnern, moderne Schulen mit grosser Schülerzahl und neuem Angebot entstanden. Elena Legler, die Präsidentin des Schulrates, führt die Aufgabe ehrenamtlich und mit grossem Einsatz weiter, um die „Brücke“ zwischen der Schweiz und Italien weiter zu erhalten.
Kurzfilme als Vermittler
"Brücken bauen" will auch Bruno Bozzetto, Er trägt ebenfalls viel zur Verständigung bei. Seine Sprache ist die Sprache der Bilder. Die Verwendung von Animation zur vereinfachten Darstellung von schwierigen, auch naturwissenschaftlichen Themen ist Bozzettos Spezialität. Er hat mit dem Studio Bozzetto & Co zahlreiche Kurzanimationen geschaffen, unter anderem für das Goethe Institut: In “Va bene?!“(2010) wird ein komplexes Thema wie die Beziehung zwischen Deutschland und Italien auf sehr unterhaltsame Weise vereinfacht. Thematisiert werden auch die Vorurteile in beiden Ländern.
Bozzetto ist immer noch aktiv und hat letztes Jahr wieder eine satirische Kurzanimation über die aktuelle Lage in Italien gemacht: “Meritocrazia” (“Meritocracy”). Schon mit 20 Jahren hatte er seinen ersten kurzen Animationsfilm gemacht, “Tapum, the weapons’ history” (1958) und damit am Filmfestival in Cannes auf sich aufmerksam gemacht.
1990 erhielt Bozzetto für “Mr. Tao“ den Goldenen Bären in Berlin. Ein Jahr später wurde “Cavallette“ (Grasshoppers) als bester animierter Kurzfilm für den Oscar nominiert. Seit 2000 arbeitet er an neuen Animationstechniken, er hat mit “Looo“ seinen ersten 3D-Kurzfilm als Regisseur und Produzent herausgebracht, mit dem er den Italian Silver Ribbon Award 2005 erhielt.
Scacciapensieri
Bozzettos bekannteste Figur ist und bleibt jedoch “Signor Rossi“, der seit den 70-er Jahren in der Kult-Sendung „Scacciapensieri“ zu sehen ist. Sie wird samstags auf Rete 1 um 18.05 Uhr ausgestrahlt. Dank dieser Sendung sind viele Deutschschweizer auf das Italienisch neugierig geworden und haben begonnen die Sprache unserer südlichen Nachbarn zu lernen. „Scacciapensieri“, der Name der Sendung, ist allerdings für Deutschsprachige ein echter Zungenbrecher.
Auf der anderen Seite sind zusammengesetzte Substantive wie zum Beispiel „Jubiläumsfeier“ schwierig für die Deutschlernenden in der Lombardei. Die meisten Kinder der Schweizer Schule in Bergamo stammen aus italienisch-sprachigen Familien. Für sie ist "Deutsch" die erste Fremdsprache. Schüler und Eltern wissen: Gerade in der Lombardei spielt Deutsch für die Wirtschaft und den Tourismus eine grosse Rolle.
Eines der Ziele der Schweizer Schule in Bergamo ist es, den Schülern eine qualitativ hochstehende mehrsprachige Ausbildung zu bieten. Sie sollen Spass am Lernen bekommen.
So wie ich selbst - dank Bruno Bozzetto - Spass am Italienischen bekam. Zu Beginn seiner Sendung „Scacciapensieri“ tritt ein farbig gestreiftes Tier mit einem Elefantenrüssel auf - eine Kreation von Bozzetto. Das Tier versucht eine Minute lang das Wort „Scacciapensieri“ auszusprechen. Es gelingt ihm nie - vor lauter Lachen. Und das Lachen vertreibt die trüben Gedanken beim Lernen. „Scacciapensieri“ heisst "Das Vertreiben trüber Gedanken".
Signor Rossi auf YouTube - Klicken Sie HIER
Info über Bozzetto:
Scacciapensieri. LA 1 - Il sabato alle 18.05, grandi cartoons e risate a più non posso. ... Scacc... Scacciapensieri! Una sigla ... la1.rsi.ch/home/networks/la1/filmtelefilm/2009/07/07/scaccia.html - 28k - 2013-06-23