Das Bild mit den vier Helden entstand am 24. Juli 1938, wenige Stunden nach ihrem Triumph. Die Nazis feiern den Durchstieg als Erfolg der arischen Rasse.
In den Dreissigerjahren erhält die Wand den Namen „Mordwand“, da mehrere Versuche, sie zu durchsteigen, tödlich enden. Insgesamt kommen über 70 Kletterer in der Wand ums Leben.
• Beim ersten ernsthaften Versuch verunglücken im August 1935 die beiden Münchner Max Seldmayr und Karl Mehringer tödlich.
• Bei den Olympischen Spielen 1936 in Berlin verspricht Adolf Hitler den Erstbesteigern eine Goldmedaille.
• Im Juli 1936 versuchen es die zwei Deutschen Anderl Hinterstoisser und Toni Kurz sowie die zwei Österreicher Willy Angerer und Edi Rainer. Alle vier sterben.
• Im Juli 1937 kommt der Salzburger Bertl Gollackner in der Wand ums Leben. Sein Seilpartner Franz Primas kann gerettet werden.
• Der Österreicher Mathias Rebitsch und der Deutsche Ludwig Vörg versuchen es im August 1937. Sie müssen nach einem Wetterumsturz den Rückzug antreten.
• Im Juni 1938 stürzen die Italiener Mario Menti und Bortolo Sandri in den Tod.
In der Nacht zum 24. Juli 1938 erreichen die beiden Deutschen Anderl Heckmair und Ludwig Vörg sowie die Österreicher Fritz Kasparek und Heinrich Harrer um halb vier Uhr früh den Gipfel der Nordwand. Die Deutschen und die Österreicher waren teils getrennt geklettert, schlossen sich dann aber zusammen.
Im März 1938 hatte der „Anschluss“ Österreichs ans Deutsche Reich stattgefunden. Dass eine deutsche und eine österreichische Seilschaft gemeinsam die Wand bezwangen, wurde von der Nazi-Propaganda als Zeichen dafür gewertet, dass die beiden Länder zusammengehörten.
Die Nazis feiern den Durchstieg enthusiastisch. Für Hitler ist der Erfolg ein Beweis für die Überlegenheit der deutschen Herrenrasse. Karl Prusik, der Präsident des österreichischen Alpenklubs sagt: „Ein Volk, das solche Söhne hat, kann nicht untergehen.“
Anschliessend empfängt Hitler die vier Erstbesteiger in Breslau. Allerdings bestreiten die Helden in der Folge, die Wand „für den Nationalsozialismus“ durchstiegen zu haben.
Später wird bekannt, dass Heinrich Harrer, der durch das Buch „Sieben Jahre in Tibet“ berühmt wird, Mitglied der SA, der SS und der NSDAP war. Harrer nennt später diese Mitgliedschaften als „dummen Fehler“ und „ideologischen Irrtum“.
(J21)