Churchill schreibt in seinen Memoiren: „Die bedingungslose Kapitulation unserer Feinde war das Signal für den grössten Freudensausbruch in der Geschichte der Menschheit.“
In den letzten Wochen vor der deutschen Kapitulation überstürzten sich die Ereignisse. Blenden wir zurück. Das letzte Kriegsjahr begann schlecht für die Nazi-Deutschen.
RÜCKBLENDE
Dezember 1944/Januar 1945: Die Ardennenoffensive
Nochmals wirft Hitler alles in die Schlacht. Es ist eine Verzweiflungsaktion, die er mit den meisten Militärs zunächst nicht abgesprochen hat. Am 16. Dezember 1944 starten die Deutschen in Belgien und Luxemburg ihre letzte grosse Offensive. Ziel war der für die Alliierten wichtige Hafen von Antwerpen.
Die Kämpfe finden bei teils schwerem Schneefall und eisigen Temperaturen statt. Den Deutschen fehlt schnell der Nachschub. Panzer bleiben im Schnee stecken, weil ihnen das Benzin ausgegangen war.
Die meisten deutschen Militärs sehen schon früh die Sinnlosigkeit dieser Kämpfe ein. Doch Hitler will nicht auf sie hören. Verblendet und stur wagt er ein letztes Aufbäumen. Doch die Amerikaner besitzen die Lufthoheit und besseres Material.
Am 25. Januar kapitulieren die Deutschen. Auf deutscher Seite starben 18’000 Mann; die Amerikaner verloren 20’000 Soldaten. Auf beiden Seiten wurden Zehntausende verletzt oder gerieten in Kriegsgefangenschaft.
Nach dem Scheitern der Ardennen-Offensive scheint das Schicksal Nazi-Deutschlands besiegelt zu sein. Doch die Kämpfe gehen noch drei Monate weiter.
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- 16. Januar: Die Royal Air Force bombardiert Magdeburg: 6’000 Menschen sterben.
17. Januar: Die Rote Armee befreit Warschau.
27. Januar: Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz
30. Januar: Ein sowjetisches U-Boot versenkt vor Pommern das deutsche Motorschiff Wilhelm Gustloff. Bis zu 9’000 Menschen kommen ums Leben. Es ist die verlustreichste Schiffskatastrophe in der Geschichte. An Bord befanden sich deutsche Zivilisten und Wehrmachtsangehörige aus Ostpreussen, die vor der vorrückenden Roten Armee flüchteten.
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1. Februar: Berlin wird zur Festung
Joseph Goebbels lässt rund um die Stadt Verteidigungsanlagen bauen. Der Bevölkerung wird befohlen, Strassensperren und Panzergräben zu bauen.
Auf der Krim treffen sich „Die grossen Drei“ zu einem Gipfeltreffen. Diskutiert wird dabei unter anderem die Zerstückelung Deutschlands nach dem Krieg. Ein definitiver Beschluss wird nicht gefasst.
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4. – 11. Februar: Konferenz von Jalta
- 11. Februar: Die Rote Armee befreit Budapest.
- 13.–15. Februar: Amerikanische und britische Bomber und Kampfflugzeuge bombardieren Dresden: 20’000 bis 25’000 Tote
- 22./23. Februar: 3’500 Bomber und 3’000 Kampfflugzeuge der US Air Force und der RAF bombardieren Häfen, Bahnhöfe, Züge, Schiffe und Brücken.
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Ein Land in Trümmern
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7. März: Die Brücke von Remagen
Es war ein Glücksfall, wie Churchill schreibt. Unerwartet finden die Alliierten die Rhein-Brücke von Remagen bei Bonn passierbar vor. Zwar hatten die Deutschen alle Rheinbrücken gesprengt, um ein Vorrücken der Alliierten zu verhindern. Auch die Eisenbahnbrücke von Remagen griffen sie mit Bombern, Tauchern und V-2-Raketen an. Doch die 325 Meter lange Brücke hielt vorerst stand.
Das erlaubt den amerikanischen und britischen Soldaten erstmals den Rhein zu überqueren. Tausende alliierte Soldaten bilden am Ostufer des Flusses einen Brückenkopf und dringen dann ins Innere Deutschlands vor.
17. März: Koblenz fällt
- 22. März Hildesheim zerstört.
- 11. April: Befreiung der KZ Buchenwald und Mittelbau-Dora
- 12. April: Der amerikanische Präsident Franklin D. Roosevelt stirbt. Nachfolger wird der bisherige Vizepräsident Harry S. Truman.
- 15. April: Befreiung des KZ Bergen-Belsen
- 23. April: Beginn der Schlacht um Berlin
- 23. April: Befreiung des KZ Sachsenhausen
- 23. April: Befreiung des KZ Flossenbürg
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25. April: Begegnung in Torgau
Die von Westen her vorrückenden amerikanischen und die von Osten her kommenden sowjetischen Soldaten treffen sich an der Elbe in Torgau in Sachsen. Diese erste Begegnung findet auf einer Wiese inmitten getöteter Zivilisten statt.
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- 28. April: Am Comersee wird Benito Mussolini erschossen.
- 29. April: Hitler verfasst sein „politisches Testament“. Darin ernennt er Grossadmiral Karl Dönitz zum Reichspräsidenten und Oberbefehlshaber der Wehrmacht. Joseph Goebbels wird zum Reichskanzler bestimmt.
- 29. April: Hitler heiratet Eva Braun im Führerbunker. Goebbels ist Trauzeuge.
- 29. April: Befreiung des KZ Dachau
- Ende April: Befreiung des KZ Neuengamme
- 30. April: Befreiung des KZ Ravensbrück
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30. April: Die Sowjet-Flagge auf dem Reichstag
Die Rote Armee hisst auf dem Reichstagsgebäude in Berlin die Rote Fahne. Das Bild des Fotografen Jewgeni Chaldei ist zur Ikone geworden und symbolisiert den Zusammenbruch von Nazi-Deutschland. Die Sowjets wussten um die Macht der Bilder.
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30. April: Hitler begeht Suizid
Churchill beschreibt Hitlers Suizid in seinen Memoiren so:
„Der Tag begann mit Routinearbeiten im Luftschutzkeller der Reichskanzlei; später traf dann die Nachricht vom Ende Mussolinis ein. Das war ein Menetekel. Am 30. nahmen Hitler und seine Umgebung noch ruhig das Mittagessen ein; dann gab er allen Anwesenden die Hand und zog sich in sein Zimmer zurück. Um halb vier Uhr fiel ein Schuss. Man betrat sein Zimmer und fand ihn auf dem Sofa liegen. Er hatte sich eine Kugel in den Mund gejagt; neben ihm lagen der Revolver und die Leiche Eva Brauns, die er noch in den letzten Tagen in aller Heimlichkeit geheiratet hatte. Sie hatte Gift genommen. Man brachte die Toten in den Hof, wo man sie verbrannte.“
1. Mai Admiral Dönitz ruft dazu auf, den Krieg im Osten fortzusetzen.
1. Mai: Goebbels Ende
Propagandaminister Joseph Goebbels und seine Frau Magda töten im Führerbunker ihre sechs Kinder mit Zyankali und nehmen – laut verschiedenen Quellen – anschliessend selbst Zyankali. Laut Churchill soll Goebbels einer SS-Wache befohlen haben, ihn und seine Frau zu erschiessen.
- 5. Mai: Befreiung des KZ Mauthausen (inkl. Gusen)
- 6. Mai Berlin wird von den Sowjets vollständig eingenommen.
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7./8. Mai: Bedingungslose Kapitulation
Dönitz will Zeit gewinnen und die deutschen Soldaten aus dem sowjetischen Machtbereich nach Deutschland zurückholen. Er versucht mit Eisenhower einen separaten Waffenstillstand mit den Westalliierten zu schliessen. Dazu schickt er am 6. Mai Generaloberst Jodl ins amerikanische Hauptquartier in Reims zu General Eisenhower. Dieser lehnt einen Separatfrieden ab und verlangt die totale, bedingungslose Kapitulation.
Jodl schreibt darauf an Dönitz:
„General Eisenhower besteht darauf, dass wir heute unterzeichnen. ... Ich sehe keinen anderen Ausweg: Unterzeichnen oder Chaos. Bitte bestätigen Sie mir unverzüglich durch Funk, dass ich zur Unterzeichnung der Kapitulation bevollmächtigt bin.“
Dönitz bestätigt. Jodl unterzeichnet am 7. Mai um 02:41 Uhr.
Danach tritt die Kapitulation der Wehrmacht und aller Teilstreitkräfte am 8. Mai um 23.01 Uhr MEZ in Kraft (0:01 Uhr deutsche Sommerzeit).
8. Mai: In Europa und den USA gehen Hunderttausende auf die Strasse und feiern den VE-Day, den Victory in Europe Day.
8. Mai: Dönitz verkündet über den Flensburger Radiosender die bedingungslose Kapitulation der deutschen Wehrmacht.
9. Mai: In Berlin-Karlshorst wird am Sitz des Oberkommandierenden der Roten Armee in Deutschland, Georgi K. Schukow, ein weiteres Kapitulationsdokument unterzeichnet, und zwar von Wilhelm Keitel, dem Chef des Oberkommandos der Wehrmacht sowie den Oberbefehlshabern von Heer, Luftwaffe und Kriegsmarine.
Für das sowjetische Oberkommando unterzeichnete Marschall Schukow.
Durch die Zeitverschiebung tritt die Kapitulation erst am 9. Mai Moskauer Zeit in Kraft. Deshalb feierte die Sowjetunion und Russland heute den 9. Mai als „Tag des Sieges“ und Ende des Zweiten Weltkrieges in Europa.
- 9. Mai: Befreiung des KZ Stutthof
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Danach
- 21. Mai: Heinrich Himmler, der zweitmächtigste Mann im Nazi-Staat und Hauptverantwortlicher für den Holocaust, wird in Meinstedt in Niedersachsen von den Briten festgenommen. Am 23. Mai beisst er im Verhörzimmer in Lüneburg auf eine Zyankali-Kapsel.
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17. Juli – 2. August: Konferenz von Potsdam
Im Schloss Cecilienhof bei Potsdam findet die Potsdamer Konferenz statt. Offiziell heisst sie: „Dreimächtekonferenz von Berlin“. Auf britischer Seite nimmt zunächst Winston Churchill teil.
Nach der Wahlniederlage seiner Konservativen Partei am 3. Juli wird er ersetzt durch den neuen Premierminister Clement Attlee.
An der Potsdamer Konferenz wird unter anderem Deutschland in vier Besatzungszonen aufgeteilt.
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Nach der bedingungslosen Kapitulation der Deutschen wird in Asien weitergekämpft. Am 6. und 9. August fallen die Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki. Am 2. September 1945 unterzeichnet Japan die Kapitulationsurkunde. Damit geht der Zweite Weltkrieg auch in Asien zu Ende. Er hat je nach Quelle zwischen 55 und 66 Millionen Todesopfer gefordert. Rechnet man jene Opfer dazu, die nach dem Ende der Kampfhandlungen als Folge des Krieges starben, so kommt man auf bis 80 Millionen Tote.
Der zweite Weltkrieg gilt als die blutigste militärische Auseinandersetzung in der Geschichte der Menschheit.
Literatur:
- Winston Churchill: Der Zweite Weltkrieg, Alfred Scherz Verlag Bern, 1954
- Heinrich August Winkler: Der lange Weg nach Westen, Band 2, Deutsche Geschichte vom Dritten Reich bis zur Wiedervereinigung, C.H. Beck, 2009
- Ian Kershaw: Das Ende. Kampf bis in den Untergang. NS-Deutschland 1944/45. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2011
- Ian Kershaw: Höllensturz. Europa 1914–1949. Deutsche Verlags-Anstalt, München 2016
- Rolf-Dieter Müller: Hitlers Wehrmacht 1935 bis 1945 (Bd. 4). Oldenbourg, München 2012
- Deutsches Bundesarchiv, Koblenz
- Ludovic Kennedy, War Papers, 1989
- Nikolaus Wachsmann: „Kl – Die Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager“. Siedler, München, 2016
- Wolfgang Benz, Hermann Graml, Hermann Weiss: „Enzyklopädie des Nationalsozialismus“. Klett-Cotta, Stuttgart, 2007 (überarbeitete Ausgabe von 1997)
Siehe auch:
Journal21: KZ-Gedenkfeiern abgesagt
Journal21: Odyssee einer Leiche
Journal21: Instrumentalisierter Feuersturm