Die beiden hatten einen Plan entwickelt, nach dem die den USA zugeneigten Gruppen schwerere Waffen erhalten sollten, um in die Lage zu gelangen, den Luftangriffen der syrischen Regierung Widerstand entgegen zu setzen.
Obama verbot Einmischung
Doch Präsident Obama soll sich gegen derartige Vorhaben entschieden haben. Die Zeitung glaubt, dass er befürchtet habe, Amerika könnte zu tief in den syrischen Streit hineingezogen werden und andrerseits auch wegen Bedenken in Hinsicht auf den damals bevorstehenden amerikanischen Wahlkampf.
Diese Enthüllungen machen auch die umgehenden Gerüchte wahrscheinlich, nach denen die USA den Saudis und den Qataris davon abgeraten hätten, ihrerseits schwere Waffen an die syrischen Aufständischen zu liefern. Was dorther geliefert werden könnte, wären schwere Waffen - am wichtigsten wären, Boden-Luft Raketen und panzerbrechende Geschosse - die amerikanischen Ursprungs wären. Was auch bedeutet, dass die Amerikaner über ein Veto gegen die Weitergabe dieser ursprünglich von ihnen gelieferten hochtechnischen Waffen verfügen.
Verlängerung des syrischen Ringens
Das Fehlen solcher Waffen bewirkt in Syrien, dass die Aufständischen gegen die Regierung nach wie vor den überlegenen Waffen der Regierungsarmee ohne wirksame Gegenwehr ausgesetzt sind, in erster Linie den Luftangriffen. Dies wiederum dürfte der wichtigste Grund dafür sein, dass sich der syrische Bruderkrieg unentschieden dahinzieht. Der Regierungsarmee fehlen die Mannschaften, die ihr erlauben würden, in allen Teilen des Landes gleichzeitig gegen die Aufständischen vorzugehen. Doch dort, wo sie ihre ihre Truppen und Lufteinsätze konzentrieren, sind die Regierungstruppen noch immer soweit überlegen, dass sie die Aufständischen anhalten und oftmals zu Rückzügen zwingen können.
Daraus ergibt sich ein Gesamtbild von langsamen Fortschritten der Widerstandskämpfer an jenen Fronten und in jenen Landesteilen, wo die Regierung ihre Truppen nicht konzentriert einsetzen kann. Jedoch von blutigen, zerstörerischen und verlustreichen, statischen und oftmals unentschiedenen Kämpfen um die Schwerpunkte, die das Regime mit allen Mitteln zu verteidigen sucht: etwa den Kern von Damaskus, die Hauptstrasse, die Damaskus mit Aleppo verbindet, einschliesslich der an dieser Strasse liegenden Städte Homs und Hama und mindestens Teile der nördlichen Hauptstadt Aleppo.
Die Islamisten gewinnen an Bedeutung
Die weitgehend von der alawitischen Minderheit bewohnten Küstengebiete von Tartous und Lattakiya befinden sich weiterhin ohne Kämpfe in der Hand des Regimes.
Das unentschiedene oder im besten Fall sich nur ganz langsam entscheidende Ringen hat politische Folgen. Es bewirkt, dass die islamistischen Kampfgruppen innerhalb des Widerstands immer mehr Gewicht gewinnen. Ursprünglich schätzten die Beobachter den Anteil an islamistischen Widerstandsgruppen auf höchstens 20 Prozent. Doch alle vorliegenden Schilderungen der Kämpfe und Kämpfer von Seiten der eingeschleusten westlichen Jornalisten machen klar, dass es die islamistischen Kampfgruppen sind, die sich am aktivsten zeigen und am entschlossendsten kämpfen.
Ihre Einheiten scheinen auch das grösste Prestige unter den Kämpfern zu geniessen. Sie gelangen am ehesten in den Besitz von Waffen, teils über ihre eigenen ausländischen Verbindungen, teils aber auch, weil sie Waffen erbeuten, wenn sie syrische Armeestützpunkte einnehmen, wie es ihnen vor allem im Norden des Landes, zwischen der türkischen Grenze und Aleppo, sowie im Osten bei Deir as-Zor und jenseits des Euphrat mehrmals gelungen ist. Sie haben Geld, das ihnen aus den Golfstaaten zufliesst.
Ein weiterer Grund der Zurückhaltung
Doch das wachsende Gewicht der islamistischen Gruppen bestärkt auch die Vorsicht der Amerikaner und mit ihnen der europäischen Staaten. Sie haben nun einen weiteren Grund, keine schweren Waffen zu liefern und auch die Golfstaaten nach Möglichkeit davon abzuhalten, dies ihrerseits zu tun: die Waffen könnten in die falschen Hände geraten, ja sie würden es wahrscheinlich tun.
Die stagnierende militärische Lage kombiniert mit dem immer wachsenden Leiden der syrischen Zivilbevölkerung, dürfte den Vorsitzenden des syrischen Exilrates, Scheich Ahmed Moaz al-Khatib, dazu veranlasst haben, einen politischen Vorstoss zu wagen und vorzuschlagen, ein politisches Gespräch über die Zukunft des Landes zu beginnen, ohne die Vorbedingung zu stellen, dass Asad von der Macht weichen müsse. Er hoffte die Russen und möglicherweise die Iraner in diese Verhandlungen miteinzubeziehen. Denn der russische offizielle Standpunkt lautet, nur die Syrer selbst könnten darüber befinden, ob Asad weiter an der Macht bleibe oder entmachtet werde.
Grund zur Schadenfreude in Moskau
Doch wurde Widerspruch in den eigenen Reihen der syrischen Exilpolitiker gegen den Plan ihres Vorsitzenden laut. Es scheinen in erster Linie die Muslim-Brüder zu sein, die auch jene in ihren Reihen genau mitzählen, die ihr Veto eingelegt haben, weil sie nicht von der Forderung abrücken wollten, Asad müsse von der Macht weichen, bevor Verhandlungen über die Zukunft des Landes beginnen könnten. Die syrischen Muslimbrüder waren Hauptopfer des Asad Regimes unter Asad Vater und Sohn. Alle von ihnen misstrauen dem Regime zutiefst und Viele dürften auf Rache sinnen.
Auch die russische Diplomatie scheint sich wenig ermutigend gezeigt zu haben. Vermutlich erscheint Syrien in der Sicht Moskaus als ein zweites Afghanistan. Nach dem eigenen Fehlschlag im ersten Afghanistan sehen sie nun die "die Amerikaner" und mit ihnen die Nato Mächte in beiden Afghanistan Fallen gleichzeitig gefangen. Sie daraus zu befreien, dürfte nicht zu den Prioritäten Moskaus gehören.
Ein zerstörtes islamistisches Syrien?
Für Syrien bedeutet dies alles, dass das gegenwärtige Ringen noch lange zu dauern droht und dass am Ende desselben wenn es sich schliesslich nähert, aller Wahrscheinlichkeit nach die islamistischen Kampfgruppen als jene Macht dastehen werden, welche die Zukunft des Landes entweder bestimmen werden oder zu dominieren versuchen, indem sie weiterhin untereinander um die Vorherrschaft über Syrien ringen.