Demnach meint jeder fünfte US-Bürger, der Nation gehe es auch im 237. Jahr ihres Bestehens gut – allen gegenteiligen Indizien zum Trotz. Dass die Verwaltung des Landes lahmgelegt ist – halb so schlimm, wenn nicht heilsam. Dass der Regierung in Washington DC der Bankrott droht – eher unbedenklich, falls nicht folgerichtig. Dass die Welt ihr Vertrauen in die Vereinigten Staaten allmählich verliert – ein kurzzeitiges Phänomen, aber kaum nachhaltig. So stark ist der amerikanische Exzeptionalismus in den Köpfen unheimlicher Patrioten verankert, dass ihn höchstens ein schockierendes Ereignis wie „9/11“ kurz ins Wanken zu bringen vermag. Oder jetzt die Umsetzung von „Obamacare“, Barack Obamas Gesundheitsreform. Das neue Gesetz erlaubt es 48 Millionen Amerikanern, sich gegen Krankheit zu versichern, statt ständig finanziellem Ruin ins Auge sehen zu müssen. In Kollaboration mit rechten Medien verkennen Amerikas Fundis vor lauter Verteufelung eines ungeliebten Präsidenten, welch‘ einzigartige Qualitäten ihr weites Land nach wie vor besitzt. Im letzten Jahr sind über eine Million Menschen in die USA eingewandert. Sie wurden nicht angezogen vom engstirnigen Egoismus einer auf Besitzstandwahrung bedachten Minderheit, sondern von den Idealen, die Thomas Jefferson in der Unabhängigkeitserklärung vom 14. Juli 1776 formuliert hat: „Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich, dass alle Menschen gleich erschaffen worden sind, dass ihr Schöpfer sie mit gewissen unveräusserlichen Rechten ausgestattet hat, worunter sind Leben, Freiheit und das Streben nach Glückseligkeit.“ Die Richtung stimmt noch heute. (ist)