Der Franken bleibt bei einem Eurokurs von rund 1.05 unveränderlich stark und stürzt die schweizerische Wirtschaft in die Krise. Die Exportindustrie stagniert, ausländische - und grosse schweizerische - Konzerne verlagern ihre Herstellung in Länder mit normalen Währungen, der Tourismus leidet. Anstatt am massvollen, aber offensichtlich nachhaltigen Aufschwung in Europa teilzuhaben, ja diesen Wachstumszug anzuführen, stagniert oder schrumpft die schweizerische Wirtschaft. Entsprechend gehen Arbeitsplätze verloren oder wandern ab. Primär wegen unserer verfehlten Währungspolitik.
Meinung der Financial Times
Die Financial Times, die Wirtschaftsbibel für die globalen Marktführer, die über Wohl und Wehe der schweizerischen Währung entscheiden, ist in ihrer Ausgabe vom Dienstag, 23.6. 2015, kategorisch: Die schweizerische Nationalbank habe ihr Preisstabilitätsziel offensichtlich aufgegeben und beschränke sich aufs Abwarten. In der Hoffnung, dass sich der Frankenkurs auf einem "normalen" Niveau zwischen 1.15 – 1.20 einpendle.
Das tut er aber nicht, weil der Schweizerfranken längst - seit der Einführung der europäischen Einheitswährung noch in verstärktem Masse - zur internationalen Reserve- und Fluchtwährung geworden ist. Damit hat er sich von der im globalen Vergleich relativ kleinen schweizerischen Volkswirtschaft verabschiedet.
Panik der National-Konservativen
Kurze Rückblende: Unter SNB-Präsident Hildebrand, einem Währungshüter, der international bewandert war, wurde die Kursgrenze von Fr. 1.20 pro Euro eingeführt und klargestellt, dass diese unverrückbar war. Das war de facto die Anbindung des Schweizerfranken an den Euro.
Dies alarmierte die krankhaft europhoben National-Konservativen, welche nicht ruhten, bis sie Hildebrand vertrieben hatten. Man erinnert sich an die sehr direkte Rolle von Blocher beim Sturz des alten Nationalbankpräsidenten mit Übernahme durch seinen biederen und, wie sich zeigte, durch innenpolitischen Druck beinflussbaren Nachfolger. Der wahre Skandal ist weniger die Rolle Blochers, von dem nichts anderes erwartet werden konnte, sondern dass breite Kreise, primär bürgerlicher Observanz, dessen bösen Spiel tatenlos zuschauten.
Als dann am Anfang des Jahres 2015 die Europäische Zentralbank ihr eigenes QE (Quantitative Easing, verstärkte Versorgung der Märkte mit Euro; von der amerikanischen Zentralbank Fed mit Erfolg zur Wirtschaftsankurbelung verfolgte Währungspolitik), und damit einen schwächeren Euro ankündigte, verstärkte sich der Druck auf die Kursgrenze. Dies geschah zweifelsohne in der Erwartung der internationalen Währungsspekulation, die SNB werde einknicken. Was sie dann auch prompt tat, und damit jede Glaubwürdigkeit verloren hat.
Der gangbare Weg
Der an sich heute einzig gangbare Weg zur Entlastung der schweizerischen Wirtschaft wäre eine erneute Untergrenze. Aber, „wer einmal lügt, dem glaubt man nicht....“. Das internationale Spekulationsspiel würde von neuem beginnen. Nicht in Frage kommen weiter noch tiefere beziehungsweise höhere Negativzinsen. Negativzinsen sind eine Perversion der Grundlagen unserer marktwirtschaftlichen Systems; sie dürfen allerhöchstens als ultima ratio und, vor allem zeitlich begrenzt eingesetzt werden. Der Schaden für die Vorsorgewerke - unsere Pensionen also - ist zu gross.
Das Fazit ist klar. In einer Zeit von drei bis vier grossen internationalen Währungsblöcken (US Dollar, Euro, Renminbi, allenfalls noch Sterling), mit entsprechenden volkswirtschaftlichen Gewichten dahinter, kann der Schweizerfranken als eigenständige Währung nicht überleben, da entweder unsere im Vergleich zu den Blöcken viel kleinere Volkswirtschaft leidet oder unendlich viel ausländische Währung aufgekauft werden muss.
Vorraussehbares Aufheulen
Die Einführung eines festen Wechselkurses, gegen den jede Spekulation sinnlos erscheinen muss, wie dies Hildebrand vorexerzierte, ist der einzig gangbare, weil einzig überschaubare Weg. Alles andere ist Spekulation, welche insbesondere den schweizerischen KMU’s, die zum Überleben auf den Export angewiesen sind, nicht zugemutet werden kann und darf. Im Gegensatz zum ersten Mal wäre heute jedoch nicht nur eine Zusicherung des SNB-Präsidenten nötig, sondern eine klare politische Zielvorgabe: Mittelfristig wird sich die Schweiz der Eurozone anschliessen.
Dem voraussehbaren Aufheulen in dem Sinne, dass wir dann ja direkt auch für die Griechenländer dieser EU zahlten, ist einfach entgegen zu treten. Wir zahlen bereits dafür, in Form des Aufwertungsdruckes auf den Franken. Dies geschieht in einem viel höheren Masse, als es volkswirtschaftlich vergleichbare Euro-Mitglieder auch aus politischen Gründen für andere Mitglieder des Friendenswerkes EU tun.