Mit einer spektakulären Taktik haben die jemenitischen Huthi-Rebellen ein riesiges griechisches Frachtschiff versenkt. Ein von den Huthi ferngesteuertes kleines angebliches Fischereifahrzeug war im Roten Meer auf die MV Tutor zugerast und schlug dann gegen das Heck des Frachters und löste eine Explosion aus.
Die Besatzung der MV Tutor hatte zuerst geglaubt, es handle sich bei dem kleinen Schiff, das auf sie zukam, um ein Fischereiboot, da zwei Personen an Bord gesichtet wurden. Diese erwiesen sich dann als Schaufensterpuppen. Jetzt haben die Huthi ein Video des Anschlags veröffentlicht.
Seit November 2023 führen die Huthi, die mit Iran verbunden sind, im Roten Meer und im Golf von Aden Angriffe auf internationale Handelsschiffe durch. Die Attacken würden aus Solidarität mit den im Gazastreifen kämpfenden Palästinensern erfolgen, erklärten die Huthi.
Der Angriff mit dem angeblichen Fischerboot verursachte schwere Schäden im Maschinenraum. Anschliessend wurde das Schiff von einer Rakete getroffen. Die Huthi erklären, es habe sich dabei um eine Drohne gehandelt. Auf dem Frachter brach ein Brand aus, und die Besatzung verlor die Kontrolle über das Schiff und gab es auf.
Die zwei Jahre alte MV Tutor, die unter liberianischer Flagge fuhr, war 229 Meter lang und hatte eine Tragfähigkeit von 82’357 Tonnen. Zum Zeitpunkt des Angriffs befand sich der Frachter, der Kohle transportierte, 120 Kilometer südwestlich der jemenitischen Küstenstadt al-Hudaida im Roten Meer.
Ein Matrose war bei der Attacke ums Leben gekommen. Die übrigen 22 Besatzungsmitglieder, fast alles philippinische Bürger, wurden vom amerikanischen Militärhelikopter USS Dwight Eisenhower und einer französischen Fregatte gerettet und via Dschibuti auf die Philippinen zurückgeführt.
Am 18. Juni, also am letzten Dienstag, sank die MV Tutor vor der Küste Eritreas, die visà-vis von Jemen liegt.
Die Angriffe der Huthi zwingen die internationalen Handelsschiffe statt durchs Rote Meer um Afrika herum zu fahren. Dies führt zu einer erheblichen Verteuerung der transportierten Güter. Zwölf Prozent des Welthandels sind betroffen. Leidtragende sind auch grosse Unternehmen wie Shell, BP oder Maersk. Seit dem vergangenen Herbst haben die Huthi über 50 Handelsschiffe angegriffen.