Eine Weltausstellung – das war etwas Grandioses. Die erste fand 1851 in London statt. Der „Cristal Palace“ aus Stahl und Eisen ebnete den Weg für die moderne Architektur. Auch spätere Expos legten Zeugnis ab vom industriellen Aufbruch. An der Pariser Expo 1855 wurden die Espresso-Maschine und die Streichhölzer vorgestellt, 1862 in London die Näh- und Rechenmaschine, 1876 in Philadelphia das Telefon, 1878 in Paris der Plattenspieler, der Kühlschrank und das elektrische Licht, 1889 in Paris der Eiffelturm, 1893 in Chicago der Reissverschluss (und der elektrische Stuhl), 1900 in Paris die Rolltreppe und der Film.
Seither jagen sich Weltausstellungen. Bisher gab es 65 offizielle Welt-Expos. Die Welt rückte für ein paar Wochen oder Monate zusammen und tauschte sich aus. Immer war sie ein Motor des Fortschritts, eine Bühne zur Präsentation revolutionärer Erfindungen. Und man lernte sich kennen.
Und heute? Längst kennt man sich, längst ist die Welt zusammengerückt, dank Internet, dank CNN, Skype und Handys, dank internationaler Kongresse. Niemand wartet heute auf eine Weltausstellung, um eine Erfindung oder einen neuen Trend vorzustellen. Die Globalisierung macht die Weltausstellung überflüssig. Erfindungen werden im Silicon Valley vorgestellt oder an Hunderten von Spezialmessen rund um die Welt. Heute ist Weltausstellung das ganze Jahr.
So versucht man sich anzupassen. Jetzt wird nicht mehr der Fortschrittsglaube zelebriert. Heute wird die „Rettung der Erde“ in den Vordergrund gestellt. „Den Planeten ernähren, Energie für das leben“, heisst das Motto in Mailand. Das Thema werde „die Diskussion über verschiedene, grosse Herausforderungen für die Zukunft unseres Planeten eröffnen“, sagt der Schweizer Aussenminister. Als ob solche Themen noch nie diskutiert worden wären.
Immer mehr werden Weltausstellungen zu gesponserten, kommerzialisierten Vergnügungsparks, zu Disney Lands, die versuchen, sich einen seriösen Anstrich zu verpassen.
Weltausstellungen sind auch dazu da, damit sich Gastgeberländer in bestem Licht präsentieren können. Bella Italia jedoch zeigte sich bisher von seiner hässlichen Seite. Ein Drittel der Expo-Gelder versickerte im Mafia-Sumpf: Verspätungen, Korruption, Verhaftungen, Chaos, Polemik. Und: hätte das hochverschuldete Italien die Milliarden-Investitionen nicht sinnvoller einsetzen können?
„Was bleibt heute von einer Expo?“ fragt die Römer Zeitung „La Repubblica“. In der heutigen Zeit wohl wenig.