Die wichtigste Wirtschaftsuniversität Chinas, die CEIBS (China European International Business School) mit Hauptsitz in Shanghai hat nun auch einen schweizerischen Ableger: „Lorange“, die von Peter Lorange gegründete Schule in Horgen, wurde vor kurzem von der CEIBS übernommen. Peter Lorange ist der ehemalige Präsidenten des IMD, des reputierten „International Institute for Management Development“ in Lausanne. Die Schule bietet ihre Kurse sowohl für Europäer, als auch für Chinesen an, welche die Schweiz und Europa wirtschaftlich entdecken und erobern wollen.
CEIBS/Lorange führte kürzlich in Zürich als Teil einer europäischen Roadshow einen China-Tag durch. Neben hohen Regierungsvertretern kamen vor allem Chinesen zu Wort, welche chinesische Firmen vertraten, auch solche mit kürzlich eingekauften europäischen Tochterfirmen. Dabei waren auch Chinesen, die für schweizerische und europäische Firmen tätig sind. Zu ihnen gehörte die Chefin für Rohwaren- und Zubehörbeschaffung eines grossen schweizerischen Industriekonzerns. Sie nahm für sich in Anspruch, als Chinesin in China günstiger einkaufen zu können als andere.
Unbeschwertes Wachstum
Das lag voll auf der Linie der gesamten Veranstaltung. China ist der weltgrösste Markt, der trotz konjunkturellen Schwankungen unbeschwert weiterwachsen werde, sagte sie. Also lieber heute als morgen auf den fahrenden Zug aufspringen, um nicht wegen fehlenden Einsatzes im Reich der Mitte global abgehängt zu werden. Eine durchwegs China-freundliche Veranstaltung also: ein Treffen der ‘China-Bulls’.
Fairerweise muss gesagt werden, dass die schwierigen Seiten des China-Geschäfts, behördlicher aber auch allgemein politischer und sozialer Natur, nicht traktandiert wurden - und entsprechend ignoriert.
Auf dem absteigenden Ast?
Über China werden unzählige Bücher geschrieben. Jedes Jahr gilt es, die paar besten herauszufiltern. Dazu gehört 2016 sicher „China’s Future“ des amerikanischen Universitätsprofessors und profunden Chinakenners David Shambaugh.
In völligem Gegensatz zum China-Tag in Zürich ist hier ein „China-Bear“ am Werk. Er sieht China bereits auf dem absteigenden Ast - überaltert, verschmutzt, kopierend anstatt innovativ, überschuldet und politisch immer unruhiger. Eine historische Parallele könne sich anbieten mit der Sowjetunion, wo man unter scheinbar ungetrübter Oberfläche das Faulen des Systems lange nicht bemerkt hatte.
Viele Realitäten
Wem glauben also? Keine direkte Hilfe in diesem Dilemma aber ein faszinierender Blick in die chinesische Seele bietet im Moment die in den beiden grossen Kunstmuseen in Bern, dem Klee-Zentrum und dem Kunstmuseum gezeigte Grossschau chinesischer Gegenwartskunst. Es handelt sich um wichtige Teile der Sammlung des schweizerischen Industriellen und ehemaligen Botschafters in Beijing Ueli Sigg. Diese Sammlung wird bald zum grossen Teil in ein von Herzog-De Meuron gebautes Museum in Hong-Kong einziehen. Die oft multimedialen, oft riesigen Kunstwerke und Kunstinstallationen faszinieren ebenso wie sie abstossen: sie erhellen ebenso wie sie verstören.
Und da liegt wohl der Schlüssel für den aktuellen China-Beobachter. Eine einziges China, eine einheitliche China-Realität existiert nicht, sondern viele davon, oft auch gegensätzlicher Natur. Wohl genau der Zeitpunkt, an dem zusätzliche Information durch den ausgewiesenen China-Kenner Peter Achten im Rahmen einer Journal21.ch- Veranstaltung am 8. Juni in Zürich hochwillkommen erscheint.