Während Barack Obamas Wahlkampfhelfer in einem Wolkenkratzer in Chicago ihre Lager aufschlagen und einstige Mitarbeiter mit gezielten Telefonanrufen zu erneuter Kooperation zu motivieren versuchen, haben die Politiker der republikanischen Partei bisher ein wenig erbauliches Schauspiel geboten. Die einen, mitunter vollmundig angetreten, sind bereits wieder ausgeschieden. Andere zieren sich bereitwillig und einige wenige, eher von der langweiligen Sorte, haben offiziell erklärt, 2012 Jahr kandidieren zu wollen.
Das Feld erklärter oder potenzieller republikanischer Kandidaten erinnert ein wenig an 1988. Damals wurden die wenig profilierten Bewerber der demokratischen Partei mit dem Etikett „die sieben Zwerge“ bedacht. Offizieller Kandidat wurde am Ende Michael Dukakis, der sich lächerlich machte, als er sich während des Wahlkampfs auf einem Panzer ablichten liess, und gegen George Bush Senior keine Chance hatte. Immerhin sei 2012, mokiert sich ein Kommentator des „Guardian“, mit Sarah Palin wohl noch Schneewittchen mit dabei.
Eine Umfrage hat jüngst einen republikanischen Spitzenreiter ausgewiesen, der sich noch nicht zu einer Kandidatur geäussert hat: Mit 16 Prozent der Stimmen schwang der frühere New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani obenaus, dem im Wahlkampf 2008, allen hoch gesteckten Erwartungen zum Trotz, schon relativ früh und wenig schmeichelhaft die Luft ausgegangen war. Hinter Giuliani platzierte sich Mitt Romney mit 15 Prozent. Dem früheren Gouverneur von Massachusetts bescheinigen die Medien, zumindest präsidial auszusehen, obwohl sie gleichzeitig als nachteilig diagnostizieren, dass er Mormone sei und in seinem Staat einst ein Gesundheitsgesetz befürwortet habe, das jenem von Barack Obama ähnelt.
Auf Rang drei der Wählerbefragung von CNN/Opinion Research Corp. kam mit 13 Prozent Sarah Palin, die frühere Gouverneurin von Alaska, die inzwischen als Fernsehfrau Karriere gemacht und ihre Popularität clever vergoldet hat. Hinter Palin figurierten der libertäre texanische Kongressabgeordnete Ron Paul, ein Arzt mit Sendungsbewusstsein, sowie der eher unbekannte Herman Cain, ein afroamerikanischer Unternehmer („Godfather’s Pizza“) aus Georgia. Paul erhielt 12, Cain 10 Prozent der Stimmen.
Alle übrigen erklärten oder möglichen Kandidaten fielen unter die Schwelle von zehn Prozent, unter ihnen der frühere Abgeordnete und Clinton-Rivale Newt Gingrich, ein gewiefter Polit-Stratege, der mitunter schneller redet als er denkt und über den unlängst zu erfahren war, dass er beim Juwelier „Tiffany’s“ mit einer halben Million Dollar in der Kreide steht. Ferner liefen auch Tim Pawlenty, der frühere Gouverneur von Minnesota, der zwar als konservativ, aber auch als bieder und farblos gilt, und die gottesfürchtige Kongressabgeordnete Michele Bachmann aus dem selben Staat, die in den Reihen der Tea Party äusserst populär ist.
Sarah Palin soll Chancen haben
Am meisten Chancen räumen etliche Auguren derzeit Sarah Palin ein, die ihre Kandidatur zwar noch nicht offiziell abgekündigt hat, sich aber seit geraumer Zeit wie eine Kandidatin gebärdet. Mark McKinnon, der unter anderen einst George W. Bush beraten hat und heute in der PR-Branche tätig ist, nennt Palin auf der Website „The Daily Beast“ schlichtweg „brillant“. Sie sei ein Medienmagnet und eine Medienunternehmerin: “Sie macht Schlagzeilen und zieht die Massen an, egal ob bei über 37 Grad in der Wüste von Arizona oder bei unter Null Grad im Schnee von Wisconsin.“ Derzeit ist Sarah Palin auf einer Busfahrt, die sie unter dem Motto „One Nation“ durch die Staaten der Ostküste führt. Wobei sie, stets beobachtet von einem nervösen Medientross, an geschichtsträchtigen Orten wie dem aus dem amerikanischen Bürgerkrieg bekannten Schlachtfeld von Gettysburg oder der seit dem Unabhängigkeitskrieg verehrten „Liberty Bell“ in Philadelphia Halt macht.
Einer ihrer jüngsten Stopps war allerdings weniger der Geschichte als der Publizität verpflichtet: In der „Famous Famiglia Pizza“ am Times Square in New York traf Sarah Palin ihren Parteikollegen Donald Trump, der sich, seiner bombastischen Rhetorik zum Trotz, bereits aus dem Rennen um die Präsidentschaft verabschiedet hat – angeblich, wie ein Komiker spöttelte, um mehr Zeit mit seiner Frisur zu verbringen. Trump ermunterte Palin während des 40-minütigen Dinners zu kandidieren, was die 47-Jährige, ein erklärter Fan des „Donald“, zu inspirieren schien. Jedenfalls meinte sie beim Verlassen der Pizzeria auf die Frage eines Journalisten, Barack Obama sei nächstes Jahr „definitiv“ zu schlagen.
Ein "normaler" Republikaner gesucht
Derweil hoffen eingefleischte Republikaner noch auf einen Kandidaten, der zwar konservativ, aber nicht zu religiös, prinzipientreu, aber nicht zu sektiererisch, profiliert, aber nicht zu kontrovers ist. Diesen Ansprüchen würde etwa Jeb Bush, der Ex-Gouverneur von Florida und Bruder von Ex-Präsident George W., genügen. Das einzige Problem: Bush hat bisher kein Interesse an einer Kandidatur bekundet. Bliebe noch der 61-jährige Rick Perry, der wirtschaftsfreundliche Gouverneur von Texas, den politische Gegner seiner sorgfältig gepflegten, dunkeln Haarpracht wegen auch „Governor Good Hair“ nennen.
Perry hat sich als Konservativer einen Namen gemacht, der sein Budget im Griff hat, und, wenn’s sein muss, erbarmungslos spart. Immerhin sind in Texas unters seiner Führung innert zehn Jahren 730 000 Arbeitsplätze geschaffen worden, während Rivale Kalifornien 600 000 Stellen abbauen musste. Der Gouverneur hat sich auch, eher überraschend, gegen die Kriege in Afghanistan und im Irak ausgesprochen, würde aber mehr Truppen entlang der amerikanisch-mexikanischen Grenze stationieren. Und wie es sich für einen Texaner gehört, kann Perry auch mit Schusswaffen umgehen: Als im vergangenen Jahr beim Joggen ein Kojote seinen Hund Rory anfauchte, zog der Gouverneur kurzerhand seine Pistole und erschoss das Tier. Proteste von Tierschützern in Austin wies er cool zurück: „Greife meinen Hund nicht an oder du wirst unter Umständen erschossen.“
Noch allerdings hält sich laut „The Daily Beast“ der Texaner, der noch nie eine Wahl verloren hat, bedeckt, was eine Präsidentschaftskandidatur für die republikanische Partei betrifft. Würde er antreten, zumindest die Unterstützung des umstrittenen, in den USA aber höchst populären Radiomoderators Rush Limbaugh wäre ihm gewiss: „Falls Rick Perry antritt, Leute, dann könnt ihr alles vergessen, was bisher im Lande als allgemein anerkannt gegolten hat, weil dann ein neuer Tag anbricht und alles neu beginnt.“ Aber auch Perry müsste noch ziemlich Boden gut machen: Laut einer neuen Umfrage der University of Texas/“Texas Tribune“ sehen lediglich vier Prozent der Texaner ihren Gouverneur als möglichen Präsidenten. Dagegen findet eine Mehrheit der Befragten, ihr Staat sei auf dem falschen Weg.